
Wikipedia. (Foto: Tero Vesalainen / Shutterstock.com)
Auch und gerade die Wikipedia, die kürzlich ihr 20-jähriges Bestehen feierte und zuletzt vor allem für ihre mangelnde Diversität kritisiert wurde, ist kein rechtsfreier Raum. Das musste jetzt ein langjähriger und erfahrener Wikipedia-Autor einsehen, den das Landgericht Koblenz zu 8.000 Euro Schadensersatz verurteilte. Der Autor mit dem Pseudonym „Feliks“ hatte über einen isländischen Komponisten geschrieben und habe es laut Begründung des Gerichts darauf angelegt, diesen als Anhänger von Verschwörungsmythen erscheinen zu lassen. Der isländische Komponist wurde dort als „isländischer Hauptvertreter des Antizionismus“ bezeichnet; der Autor unterstellte ihm zudem eine Nähe zu Diktator Saddam Hussein und erklärte, er propagiere die „False-Flag-These“ bezüglich der Anschläge vom 11. September. Darüber hinaus zog „Feliks“ die berufliche Qualifikation in Zweifel und schrieb etwa, der Komponist komponiere inzwischen vorrangig Übungsstücke für Kinder und eines seiner Werke sei niemals uraufgeführt worden.
All das sei, so urteilte das Gericht, entweder falsch oder irreführend. Doch konkret geht es um Schadensersatz, weil der Wikipedia-Beitrag so zentral in den Suchmaschinen auffindbar sei und dem Geschädigten ein immaterieller Schaden und Nachteile entstanden seien.
Urteil gegen Wikipedia-Autor unterliegt Einzelfallkriterien
Dass das Gericht über den vom Kläger mindestens geforderten Betrag von 5.000 Euro deutlich hinausging, hat aber auch mit dem konkreten Fall zu tun. Der Autor „Feliks“ war bereits früher durch einseitige Bearbeitungen aufgefallen, wodurch es bereits einen Fall beim Landgericht Hamburg gab. Außerdem legte das Gericht bei der Höhe des Schadensersatzes auch die enorme Reichweite und damit verbundene Verantwortung der Online-Enzyklopädie zugrunde.
Im konkreten Fall legte das Gericht, das aus dem Hamburger Urteil auch zitierte, durchaus zugrunde, dass auch eine Online-Enzyklopädie wie die Wikipedia bis zu einem gewissen Punkt subjektiv in ihren Artikeln sei. Dennoch habe der Autor den „Maßstab der Objektivität in relevanter Weise verlassen“. Der Kläger müsse es zwar hinnehmen, wenn Tatsachen über ihn verbreitet werden, die ihn in einem negativen Licht erscheinen lassen, nicht aber unwahre Tatsachen und eine bewusst einseitig verzerrende Darstellung.
Auch wenn der Fall zeigt, dass beschriebene Personen gegen die Wikipedia und dort aufgestellte Falschbehauptungen nicht gänzlich machtlos sind, ist der Weg zur Feststellung der Identität eines Autors relativ beschwerlich und dauert, so erklärt ein mit diesen Themen befasster Anwalt, oft Jahre. Hinzu kommt, dass ein solches Verfahren, auch wenn es noch so diskret geführt wird, eher den Streisand-Effekt nach sich zieht, weswegen dies viele Kläger scheuen. Auch die Wikipedia hält sich in solchen Fällen bestenfalls bedeckt, um die eigenen Autoren in Fällen unbegründeter Einflussnahme zu schützen.
Das Urteil (LG Koblenz, Urteil vom 14.01.2021 – 9 O 80/20) ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Warum werden nicht die Namen erwähnt, die das ermöglich haben?
– Markus Fiedler & Dirk Pohlmann
Warum wird nicht erwähnt, dass diese auch zwei gute Dokus gemacht haben?
– Die dunkle Seite der Wikipedia & Zensur – die organisierte Manipulation der Wikipedia und anderer Medien
Finde ich schwach. Ehre wem Ehre gebührt.