Die amerikanische Entwicklungsfirma Perforce Software hat gemeinsam mit der Open Source Initiative den 2022 State of Open Source Report veröffentlicht. In der Studie, für die vom 30. November 2021 bis 6. Januar 2022 insgesamt 2.660 Menschen befragt wurden, beleuchten die beiden Organisationen, wie die Wirtschaft weltweit Open-Source-Programme nutzt.
38,66 Prozent der Teilnehmenden waren beruflich im Technologiesektor tätig, die restlichen Befragten arbeiteten in ganz unterschiedlichen Branchen. Auch wenn Antworten aus aller Welt eingingen, lag der geographische Schwerpunkt mit 52,62 Prozent der Teilnehmenden in Nordamerika.
1. Nutzung von Open Source nimmt zu
Insgesamt zielt die Studie auf Unternehmen ab, die schon mit Open-Source-Software arbeiten. Spannend ist allerdings diese Steigerung: 77 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass die Nutzung von Open-Source-Software in ihrem Unternehmen 2021 zugenommen habe, 36,5 Prozent sprachen sogar von einem besonders deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr.
In der Studie heißt es dazu: „ Damit […] können wir sicher sagen, dass die Nutzung von Open Source größer ist als je zuvor und weiterhin wächst.“
2. Innovation oder Kostenersparnis? Warum Open Source genutzt wird
„Zugang zu Innovation“ ist der wichtigste Grund, warum Organisationen auf Open Source zurückgreifen. Auf dem zweiten Platz folgt Kostenersparnis, die sich durch die offen zugänglichen Lösungen ohne Lizenzkosten ergeben kann. In Großbritannien und Europa ist Kostenfaktor sogar das wichtigste Argument für Open Source – vor dem Innovationsaspekt.
„Die Wiederverwendbarkeit von Open-Source-Software, einschließlich Tausender von Bibliotheken, ermöglicht es Unternehmen, Kosten zu senken und die Markteinführung zu beschleunigen, während sie gleichzeitig ihren Technologie-Stack modernisieren können“, heißt es im Report. Modernisierung war für insgesamt mehr als 36 Prozent der Befragten wichtiger Grund dafür, entsprechende Programme zu nutzen.
Open Source ermöglicht Beteiligung. So ist es für 32 Prozent der Befragten wichtig, einen eigenen Beitrag leisten zu können. Bei den Befragten in Asien lag die Beteiligung mit 44 Prozent ein Stück über dem globalen Durchschnitt.
30 Prozent der Teilnehmenden gaben zudem an, neue Open-Source-Software zu entwickeln. In 79 Prozent der Organisationen werde mindestens eine Open-Source-Organisation finanziell unterstützt. „Unsere Umfrage ergab, dass die Linux Foundation […] mit 28 Prozent den höchsten Prozentsatz an Förderungen erhielt, gefolgt von der Free Software Foundation mit 25 Prozent und der Open Infrastructure Foundation an dritter Stelle mit 24 Prozent.“ Die an der Umfrage beteiligte Open Source Initiative (OSI) wurde von 21 Prozent der Befragten unterstützt.
3. Es hakt an der Kompetenz
Als größte Hürde für die Einführung von Open-Source-Software in einem Unternehmen nannten die Teilnehmenden mangelnde Fähigkeiten, um die Software „zu testen, zu nutzen, zu integrieren und zu supporten“. Es gäbe zwar genügend Personal, das sei jedoch nicht für Open Source qualifiziert.
„Unternehmen brauchen hochqualifizierte Open-Source-Talente, um neue, innovative Produkte und Funktionen zu entwickeln – und um ihre bestehenden Systeme zu unterstützen, zu optimieren und zu verbessern“, so Perforce-CTO Rod Cope. Dabei brauche es nicht nur technisch versiertes Personal, sondern auch Menschen, die sich die Lizenzierungen durchschauten. Daran hakt es offenbar: In nur 13 Prozent der teilnehmenden Organisationen sei das juristische Team entsprechend bewandert.
4. Welche Branchen besonders auf Open Source setzen – und welche nicht
Nicht etwa in Tech-Unternehmen wird dem Report zufolge Open Source besonders häufig eingesetzt, sondern im Einzelhandel. Hier gaben 60 Prozent der Befragten die Nutzung von Open-Source-Lösungen an, in der Tech-Industrie waren es 56 Prozent. Besonders niedrig ist der Prozentsatz im handwerklichen Bereich sowie in der Gesundheits- und Pharmabranche. Im Finanz- und Versicherungssektor ist hingegen der höchste Anteil an Innersource-Projekten zu beobachten.
5. Welche Open-Source-Angebote werden genutzt?
Den höchsten Zuwachs bei der Nutzung zeigte sich bei Open-Source-DevOps-Tools, aber auch Cloud-native CI/CD-Tools konnten einen deutlichen Anstieg verzeichnen.
Unterschiedliche Meinungen gab dagegen bezüglich NFT und Quantencomputing: Während 19 Prozent der Befragten NFT als zukünftig „nicht wichtig“ einstuften, waren es beim Quantencomputing 18 Prozent. Gleichzeitig wurde die zukünftige Bedeutung beider Technologien von rund 27 beziehungsweise 24 Prozent als „sehr wichtig“ eingestuft.