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Wieso ist das WLAN der DB eigentlich so grottenschlecht?

Das WLAN der Deutschen Bahn nervt viele Reisende. Dabei liegt das Problem gar nicht bei der Bahn, sondern bei den Netzbetreibern.

Von Jochen G. Fuchs
3 Min.
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Wieso ist das WLAN im ICE eigentlich so schlecht? (Foto: Shutterstock)

Das Schimpfen auf die WLAN-Verbindung der Deutsche Bahn ist mittlerweile ebenso Tradition wie das Schimpfen auf Zugverspätungen. Nach den Umbauten und der Anfang 2017 installierten Netzwerk-Infrastruktur in den ICE-Zügen ist das zumindest im Fernverkehr eher ein Problem der Mobilfunk-Netzbetreiber. Wie funktioniert das WLAN in den Zügen – und wo entsteht das Nadelöhr?

Mobilfunk im ICE nutzen: Selten ohne Verstärker

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Die schlechte Nachricht vorweg: Die Wagenkästen und die Fenster der ICE-Züge lassen kaum Mobilfunkverbindungen ins Innere der Züge. Die Fenster sind mit Metall bedampft und dämpfen somit das Mobilfunksignal, ebenso die Karosserie des Zuges. Dadurch verlieren Endgeräte Leistung und die Sende- und Empfangsqualität sinkt.

Damit Fahrgäste im Zug trotzdem telefonieren und surfen können, nutzt die Bahn zwei Technologien: Indoor-Repeater – Verstärker, die das Mobilfunksignal mit einer außen am Zug montierten Antenne aufgreifen und ins Innere weiterleiten – sowie eine separate WLAN-Infrastruktur.

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WLAN im ICE: Die Technik in den Zügen

In jedem ICE hat die Bahn einen Server mit einem Icomera-Router installiert, der über integrierte LTE-Modems auf die drei deutschen Netzbetreiber zugreift – jeweils zwei SIM-Karten pro Netzbetreiber, also insgesamt sechs pro Router, sind im Einsatz. Von diesem Router führen als Backbone Glasfaser-Netzwerkkabel zu jeweils zwei WLAN-Access-Points pro Waggon. Die dazugehörige Software wie Netzwerk-Gateways und andere Dienste kommen von Ericsson.

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Der Router stellt über mehrere Außenantennen die Verbindung zu den Mobilfunknetzen her und bündelt den Netzzugang. Die Access-Points wiederum stellen die WLAN-Verbindung zwischen Server und den Endgeräten der Kunden her.

Die Router unterstützen den LTE-Advanced-Standard, sofern die Netzbetreiber ihn an der Bahnstrecke anbieten. Und da nähern wir uns schon dem Nadelöhr der mobilen Internetverbindung: den Mobilfunknetzbetreibern.

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Wieso ist denn das WLAN jetzt so grottenschlecht?

Um das richtigzustellen: Das WLAN in den ICE-Zügen ist nicht grottenschlecht. Das lokale Netzwerk zwischen Router, Access-Point und Endgeräten funktioniert meist fehlerfrei und tadellos. Dass der Internetzugang, der über das WLAN zur Verfügung gestellt wird, so oft Anlass zur Beschwerde liefert, liegt fast nie an der Bahn.

Die drei häufigsten Gründe für eine schlechte Internetverbindung im Zug:

  1. Schlechte oder gar keine Netzversorgung an der Bahnstrecke. Ein oder mehrere Netzbetreiber bieten keinen schnellen Internetzugang über LTE, sondern nur Edge an. Oder einer oder mehrere Netzbetreiber bieten gar keine Netzversorgung auf dem jeweiligen Streckenabschnitt an. Fallen ein Netzbetreiber oder mehrere weg, dann sinkt die Anzahl der verfügbaren Verbindungen. In der Folge kommen die Modems, die mit den SIM-Karten der ausfallenden Netzbetreibern bestückt sind, nicht zum Einsatz, die Verbindungsqualität und -geschwindigkeit sinkt. Oder die Netzverbindung bricht ganz ab.
  2. Fehlende Repeater in Tunnels. In vielen Tunnels verlieren die Router in den Zügen die Verbindung zum Netz, da hier keine Repeater montiert sind. Die Indoor-Repeater in den Zügen sind in diesem Fall nutzlos – wo kein Signal vorhanden ist, kann auch keines verstärkt werden.
  3. Die Bandbreite wird von Nutzern ausgelastet. Nutzern der zweiten Klasse stehen 200 Megabyte Datenvolumen zur Nutzung frei, danach drosselt der Router die Geschwindigkeit herunter. Innerhalb der ersten Klasse existiert theoretisch keine Beschränkung, trotzdem könnte hier ein einzelner Reisender mit dem Download sämtlicher Game-of-Thrones-Staffeln eher nicht das gesamte Netzwerk lahmlegen. Die Router verteilen die verfügbare Bandbreite an alle Passagiere. Auch wenn die Nutzung im gesamten Zug addiert zulasten der Bandbreite geht, bezieht sich das letzte Szenario weniger auf die Auslastung der internen Router als auf die verfügbare Bandbreite, die von den angeschlossenen Netzen zur Verfügung gestellt wird. Sind viele Nutzer in den Mobilfunkzellen angemeldet und erzeugen Datenverkehr, dann sinkt die verfügbare Bandbreite netzbetreiberseitig.

Die Netzversorgung an den Bahnstrecken ist immer noch schlecht

Die Netzbetreiber müssen also eine bessere Netzversorgung und mehr Bandbreite zur Verfügung stellen. Vodafone antwortet auf unsere Twitter-Anfrage: „Wir modernisieren unser Netz entlang der deutschen Autobahnen, ICE-Hauptstrecken und der größten deutschen Flughäfen.“ Vodafone hatte Mitte 2018 angekündigt, bis Ende 2019 alle ICE-Hauptstrecken flächendeckend ausbauen zu wollen.

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Die Telekom verweist auf einen Link. Zur Bahnversorgung sagt dort Walter Goldenits, der Technik-Chef: „Wir wollen die Bahnversorgung signifikant verbessern.“ Er verweist auf Komplikation bei der Standort-Akquise, sowohl bei der eigentlichen Standortfindung als auch bezüglich der Genehmigung der Standorte. Als Beispiel führt Goldenits einen Bannwald an, ein erhaltenswertes Waldstück, in dem die Genehmigung verweigert wurde.

Telefonica hat sich auf die Twitter-Anfrage vom 15.11.2019 bis heute nicht geäußert.

Bei beiden Netzbetreiber-Aussagen ist hervorzuheben, dass nur die Hauptstrecken erwähnt und zu den Nebenstrecken keine Aussagen getroffen werden. Die Hauptstrecken sind bei der deutschen Bahn definiert als Strecken, auf denen im Ein-Stunden-Takt ein ICE verkehrt. Auf diesen Strecken verkehren rund 98 Prozent der Reisenden.

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tl;dr: Die WLAN-Verbindung der Deutschen Bahn ist selten schuld, das Problem liegt in der verfügbaren Bandbreite und der generellen Netzabdeckung der Bahnstrecken durch die deutschen Mobilfunknetzbetreiber.

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11 Kommentare
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Simon

Na, der Autor scheint nicht oft im ICE zu sitzen. Natürlich ist die Infrastruktur des LTE Netzes lückhaft und oft zu schwach – aber die lokale Hardware hat mindestens genau so oft ihr Problem.

Mal ist das WiFi-on-ICE (jetzt oft Wifi@DB) nicht verfügbar, das Captive (der Anmelde-Screen) funktioniert nicht, mal funktioniert der LTE Repeater nicht, mal geht einfach auch nichts – also nicht nur mit „wenig Empfang“ – durch die Leitung.

Das Personal im Zug weiss nie Bescheid, kann auch nicht z.B. mal die Hardware-Resetten oder ähnliches. Dazu kommt dann noch dass bei überfüllten Zügen – sprich also sehr oft – einige Schlaumeier den gesamten Durchsatz allein Blockieren oder die Acces Point Infrastruktur schlicht überlastet ist.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass das WLAN bei ca. 60 von 100 jährlichen Fahrten nicht benutzbar ist. Und das zu Hälfte nicht aufgrund des Handynetzes.

Antworten
Jochen G. Fuchs

Kann ich so nicht bestätigen, ich fahre seit Einrichtung der Infrastruktur einige tausend Kilometer im Jahr auf unterschiedlichen Linien kreuz und quer durch Deutschland und habe nur extrem selten Probleme mit der lokalen Wlan-Verbindung zum AP gehabt. In einem Fall wurde im Zug vom Personal neugestartet.

Wenn das Captive nicht auftaucht, von Hand einloggen: LogIn.WIFIonICE.de

Antworten
Falk D.

Wenn das Captive-Forwarding nicht funktioniert, sieht man gerne auch DHCP-exhaustions und Paketlaufzeiten aus den 90ern. Innerhalb der Waggons hängt die Bahn auch immer noch der 1-6-11-Verteilung auf 2,4Ghz an. Die Access-Points beherrschen weder Band-Steering noch Load-Balancing. Von MIMO und Beamshaping will ich gar nicht erst anfangen.
Bei etwa 60 2,4Ghz-Wifi-Geräten im Waggon gehen den drei Access-Points die Timeslots aus.
Wohlgemerkt in Europa kann man die Funkbandbreite auf 20Mhz stellen und erhält so eine Verteilung auf die Kanäle 1-5-9-13, mit Band-Steering auf 5Ghz wäre zumindest die WLAN-Seite sauber. Aber das nächste Problem ist, dass die Bahn sich gegen MPLS sondern für Paketverschachtelung entschieden und die Proxy-Hardware in Zug zeigt dann eigene Laufzeiten. Das ist dann auch gut daran zu erkennen, dass die von der lokalen Platte gehosteten Fernsehserien und Browserspiele ebenfalls stocken.

Ich weiß nicht wer die Bahn zum Thema Sizing beraten hat, aber derjenige hat etliche Trends nicht mitbekommen.

Martin R. Krause

Die Anmeldeseiten erscheinen mit dem MacBook praktisch nie. Da muss man schon wissen, wie man sie direkt vom Router aufruft. Warum überhaupt Anmeldeseiten? Einfach mit dem WLAN verbinden würde doch reichen. Mal wieder Design by Anwalt.

Aber was ich mich gefragt habe: Die Bahn hat ein dickes Kabel über dem Zug. Kann man darüber nicht auch Internet übertragen? Vielleicht kann ein Hardware- oder Netzwerkexperte was dazu beitragen.

Antworten
Yasmin Mynona

Aus meiner Sicht ist das ein sehr einfach gedachter Artikel. Die Technik im DB Zug ist vielleicht nicht schuld an dem schlechten Internet, dennoch liegen meiner Ansicht nach alle drei genannten Punkte im erweiterten Verantwortungsbereich der DB.

1.Schlechte oder gar keine Netzversorgung an der Bahnstrecke: es sollte vornehmlich das Anliegen der DB sein, dass auf den Strecken die Netze ausgebaut werden. So sollte die Bahn sich um eine Zusammenarbeit mit den Mobilfunkanbietern bemühen und auch bereit sein, für den Netzausbau mitzubezahlen.

2. Fehlende Repeater in Tunnels: Auch hier ist es nur die DB, die ein Interesse daran hat, für ihre Passagiere Internet im Tunnel anzubieten und sollte diese Aufrüstung selbst vornehmen. Und zwar genau in der Art wie sie Schienen und ähnliches auf den Strecken instand hält.

3. die Bandbreite wird von Nutzern ausgelastet: Also muss die Bahn mehr Simkarten mit einer höheren Bandbreite buchen und installieren. Auch hier ist DB in der Pflicht, den Umstand zu verbessern und seinen Kunden eine höhere Bandbreite anbieten und dafür beim Netzbetreiber zu bezahlen.

Wer seinen Kunden einen Service anbieten will, ist aus meiner Sicht selbst in der Pflicht, die gesamte Bereitstellung zu verantworten, Engpässe zu identifizieren und deren Beseitigung zu begleiten.

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Phillip Richdale

Das WLAN im ICE ist hervorragend. Die Internet Anbindung lässt allerdings zu wünschen übrig…. Sollte man jetzt erwarten, dass ein T3N Schreiber den Unterschied kennt? Ich meine ja, aber vielleicht erwarte ich da zu viel. (?)

Antworten
Thorsten Biegner

Wie lässt sich denn auf Basis dieses Artikels erklären, dass ich es oft erlebt habe, dass ich besseren Empfang mit dem eigenes Handy hab als mit dem ICE WLAN? Das dürfte doch laut dem Artikel garnicht sein?

Mein Hauptproblem sind Strecken mi vielen Tunneln. Doch auch da kann das ICE WLAN dank fehlender Repeatern in Tunneln nicht helfen ….

Antworten
bonjourcroissant

Die Schuld liegt zu 100% bei der Bahn. Die muss die Netzbetreiber an ihren in der Regel geografisch etwas abgelegenen Bahnstecken Zugang zu Infrastruktur wie an Schienen verlegten Glasfaserkabeln, Stromversorgung, etc geben. Der schwarze Peter wird immer zwischen verschiedenen Bahn-Töchtern (DB, DB Netze, etc) und den Netzbetreibern herumgeschoben.

Wahrheit ist: Autobahnen sind inzwischen ziemlich okay abgedeckt. Damit z.B. auch der WLAN-Empfang in Fernbussen. Bahnstrecken nicht. Deswegen tut dort das WLAN nicht wie man es als Reisender erwartet.

Antworten
ric.webb

Wir schreiben das Jahr 2020 in Deutschland und nicht 2012 in Kalkutta. Geht’s noch ? Dass so ein Beitrag überhaupt noch existiert in 2020 ist mit einem BER gemeinsam nur ein weiteres Zeichen von einer Abwrackrepublik zu dem sie von ganz oben sprichwörtlich mit der Abwrackprämie gezwungen wurde. Es sieht mittlerweile in nahezu allen Schlüsselbereichne des Republik so aus, Energie, Bildung, Rente, Kinderarmut, Essenstafeln, Wohnungsbau/Miete, Sicherheit, Freiheit des gesprochen und geschrieben Wortes oder BER Flughafen. Ja alles deutet auf die Führungselite einer DDR 2.0 hin, denn von dort hätte man solche Nachrichten wie den o.g. Artikel erwarten können. Willkommen in BRDDR.

Antworten
Egon Stoff

In „Tunnels“? Wwieso darf man sich hier journalistisch betätigen, wenn man die deutschen Fälle nicht beherrscht?

Antworten
Alex

WELT.de hat den Artikel quasi übernommen, Glückwunsch. Nun zum Thema:

WLAN im ICE ist eher schlecht und langsam, wenn es überhaupt funktioniert, reicht maximal für Messeging und E-Mails. Es kommt jedoch auch stark auf die Strecke und die Auslastung des Zuges an, zumindest aus meiner Erfahrung. Manchmal kann man nichts öffnen oder laden, obwohl die Verbindung steht. Manchmal kann man die Verbindung gar nicht aufbauen oder das Anmelde-Fenster kommt nicht.

In vielen Ländern, die viel ärmer sind als Deutschland, gibt es oft viel bessere Internet-Infrastruktur inklusive LTE und WLAN-Hotspots. Und in Deutschland? Einfach nur traurig.

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