Bisher sind in den großen blauen Rucksäcken des Lieferdienstes Wolt hauptsächlich Pizzen, Nudeln und Co durch deutsche Städte transportiert worden. Jetzt will das Unternehmen sein Geschäftsfeld ausweiten: Neben Restaurants sollen künftig auch andere Händler:innen den Lieferdienst nutzen können. Damit begibt sich das ehemals finnische Startup auf einen Pfad, den Konkurrent Delivery Hero bereits im Dezember 2021 eingeschlagen hat – allerdings nicht auf dem deutschen Markt.
Mit Ansage: Jetzt soll Wolt tatsächlich zum „Alleslieferer“ werden
Unter dem Namen „Wolt Drive“ bringt die Tochter des US-Lieferdienstes Doordash ihr Logistik-as-a-Service-Programm nach Deutschland . „Jeder Händler kann uns als Lieferoption anbieten“, erklärt der zuständige Manager Patrick Dümer gegenüber dem Handelsblatt. Mit dem neuen Programm wagt der Lieferdienst ein Stück weit den Vorstoß in das Geschäftsfeld von Anbietern wie DHL, DPD, Hermes und Co.
Schon 2021 hatte der Wolt-Gründer Mike Kuusi in einem Interview mit Business Insider anklingen lassen, dass das Unternehmen langfristig mehr als nur Essensbestellungen ausliefern könnte. „Wir sind in den meisten unserer Märkte eine ‚App für Alles‘, mit der man nicht nur Essen, sondern auch Lebensmittel und Alltagsprodukte bestellen kann. Auch in Deutschland wollen wir zum Alleslieferer werden“, hatte Kuusi damals erklärt.
Mittlerweile besteht das Logistik-Angebot von Wolt beispielsweise bereits in Kroatien und Aserbaidschan, wo durch Kooperationen mit der Telekom und einer Bank unter anderem Telekom-Modems und Kreditkarten per Fahrradkurier zu den Kund:innen gelangen.
Wolt steigt ins Logistik-Geschäft ein: Diese Lösungen gibt es für den E-Commerce
In Deutschland ist die Asia-Kette Sticks’n’Sushi der erste Kunde des Programms. Das Unternehmen wickelt den Kaufprozess über die eigene Plattform ab, die Lieferung via Wolt wird dann als Option angeboten. Abhängig von Größe und Menge der Ware wird eine Gebühr pro Bestellung fällig.
„Wir haben verschiedene Lösungen für die Händler entwickelt. Zum einen gibt es die API-Integration, zum anderen unser Webportal, über das Einzelhändler einen Fahrer bestellen können. Darüber hinaus haben wir Plug-ins zu größeren Plattformen wie Shopify“, so Projekt-Manager Dümer. Für ihn sei besonders wichtig, dass Wolt schnell liefert: „Online-Shopping wird bleiben, und Menschen wollen die Dinge gern schnell haben und wissen, wann sie ankommen. Das kann bei uns innerhalb von einer Stunde der Fall sein.“
Dass Wolt seine Fahrradlieferung für die letzte Meile jetzt auch abseits der Gastronomie anbietet, soll Dümer zufolge dafür sorgen, dass die Lieferflotten des Unternehmens außerhalb der bisherigen Stoßzeiten – mittags und abends – besser ausgelastet sind. Insgesamt arbeiten derzeit mehr als 4.000 Kuriere für den deutschen Ableger des Lieferdienstes, viele davon in Teilzeit.
Wie viele andere Kurierdienste steckt allerdings auch Wolt derzeit in einer Verlustzone: Im Juni dieses Jahres verzeichnete das Unternehmen dem Handelsblatt zufolge einen Fehlbetrag von 45 Millionen US-Dollar.