Von morgens früh bis abends spät sitzen wir im Büro und schuften nur so die Stunden runter. Und anschließend, insofern man sich noch nicht aufgegeben hat, wird noch parallel an einem anderen ganz besonderen Projekt gearbeitet. Dem tollen Online-Shop für pseudo-hippe Jutebeutel oder einem vermutlich weniger spannenden Lifestyle-Blog. Also an Dingen, die sowieso kein Mensch braucht.
Workaholics: „Hab ich auch ja genug Lebenszeit in den Job gesteckt?“
Seit der Job mehr Selbstverwirklichung, denn reiner Brotverdienst ist, haben viele ihr Leben komplett darauf ausgerichtet – und das, obwohl wir eigentlich genau wissen, dass das nicht gesund sein kann. Wer hat nicht schon in den Abendstunden mit zusammengekniffenen Augen vor dem Rechner gesessen und „Ich mach das hier nur noch schnell fertig, Schatz!“ vom Küchentisch ins Schlafzimmer gerufen.
Und selbst, wenn es nicht die Excel-Tabelle, die Codezeile oder das Logo-Design war, an dem noch gearbeitet wurde, sondern nur der emotionale Ballast beschäftigt hat, der noch ein paar Extrarunden im Kopf drehte – das macht es nicht besser: „Habe ich diese Woche genug geleistet?“ oder „Hat der Chef schief geguckt als ich am Mittwoch pünktlich gegangen bin?“
„Sorry, ich kann heute nicht mit in die neue Bar gehen. Da ist noch was reingekommen!“
Schlechten Gewissens und als ob wir uns selbst versichern müssen, auch ja genug Lebenszeit in den Job gesteckt zu haben, greifen wir im Bett noch fix zum Smartphone, um noch ein letztes Mal die E-Mails zu checken und „Dringendes“ zu beantworten. Gleiches passiert am Samstag und auch am Sonntag. Im Urlaub sowieso. Ist doch kein Wunder, dass der Chef glaubt, man sei immer erreichbar!
Wir sind Leistungsträger! Und das wird auch immer wieder groß betont: „Sorry, ich kann heute nicht mit in die neue Bar gehen. Da ist noch was reingekommen!“, erklären wir dann und sagen das Treffen mit Freunden nach Feierabend ab. In Wirklichkeit fühlt man sich einfach nur müde und abgespannt und will nicht als Spielverderber in der Clique gelten.
Die Welt geht nicht unter!
Natürlich, wir sind nicht alleine Schuld am Status Quo. Die Online-Branche ist schnelllebig, die Konkurrenz schläft nicht. Schon klar. Und doch hat jeder, der im Hamsterrad steckt, irgendwann einmal selber beschlossen, dort einzusteigen. Was ist, wenn die Workaholics unter uns mal nicht bis spät in die Nacht noch im Büro sitzen oder das Projekt nach vorne peitschen? Geht die Welt dann unter?
Die Antwort ist ganz klar: Nein, tut sie nicht! Wahrscheinlich bremsen wir uns sogar eher noch aus durch zu viel Arbeit. Denn sich selbst die Ruhe zu nehmen, macht schnell unproduktiv. Wer müde ist, macht Fehler oder fängt an zu pfuschen. Wer sich keine Pausen gönnt, riskiert also schlechte Ergebnisse. Jegliche Kreativität geht sowieso über Bord. Die besten Ideen kommen unter der Dusche, beim Spazieren, im Bett oder beim Sport.
Wir sollten also die Arbeit auch mal Arbeit sein lassen und pünktlich nach Hause gehen. Abends auch mal abschalten und den Feierabend genießen. Das Wohl der Welt hängt nicht von uns ab, aber unser eigenes Wohl schon. Gesundheit ist die erste Pflicht im Leben, heißt es. Und sie ist leichter verloren als wiedergewonnen!
Macht sie lieber mal zu eurem Projekt!
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Gegenvorschlag für die Headline:
„Klugscheißer: Hört endlich auf, anderen Leuten zu erzählen wie sie leben sollen!“
Thema weitergesponnen: „Klugscheißer-Inception: Hört endlich auf, anderen Leuten, die erzählen wie andere Leute leben sollen, zu erzählen, wie sie leben sollen!“
Könnte ich mir auch gut als Reihe vorstellen.
Grüße aus der Redaktion! Andreas
Was natürlich direkt ein Sprung in den Ultimate -Klugscheißer Mode wäre. Wenn dir der Schuh passt, why not? :P
Man wächst mit seinen Aufgaben!
Ein Tumor wächst auch
Spätestens dann weiß man, wie toll Freizeit sein kann.
Funktioniert gut, unser Inception-Game.
Was ist denn mit dir los? Lies halt den Artikel nicht wenn er dich stört… Was noch mehr stört als ein 10h Arbeitstag sind Motz-Klötze.
Klar, da t3n ja meist ziemlich Kommentar-arm daherkommt helfe ich an der Stelle sehr gern. Macht 50 €. Bankdaten per pn