WWW-Foundation beklagt: Staaten entstehen Milliardenschäden durch digitale Benachteiligung von Frauen
In Entwicklungsländern haben Männer eine 52 Prozent höhere Onlinequote als Frauen – weltweit sind Männer mit einer immerhin 21 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit online als Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der World-Wide-Web-Foundation und der Alliance for Affordable Internet, über die Heise berichtet.
Die Ursache für diesen Missstand sehen die Studienverfassenden in einem Bündel negativer Umstände. Dazu gehören zum einen die Kosten für Geräte und Datentarife, aber auch die Ungleichheiten im Zugang zu Bildung und die daraus resultierenden geringeren digitalen Fähigkeiten. All das hindere Frauen an der digitalen Teilhabe. Verschärft werde das Problem durch soziale Normen, nach denen es Frauen und Mädchen Kritik eintragen würde, online zu sein und sich dort zu äußern. Verbreitet seien auch Ängste um die Privatsphäre und die Sicherheit. So steht es in der Studie „The Costs of Exclusion“, zu Deutsch etwa „Die Kosten des Ausschlusses“.
Studie nimmt 32 Länder in den Fokus
Die Studie interessiert sich indes nicht nur für die Ursachen, sondern ebenso für die Auswirkungen. Sie bemüht sich um die Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen der digitalen Ausgrenzung von Frauen und plädiert dafür, die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu erkennen, die das Einbinden von Frauen in die digitale Wirtschaft böte.
Konkret hat sich die Studie die Situation in 32 Ländern angesehen – im Einzelnen: Algerien, Kambodscha, Ägypten, Honduras, Marokko, Niger, Senegal, Ukraine, Angola, Kamerun, El Salvador, Indien, Mosambik, Nigeria, Sudan, Usbekistan, Bangladesch, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Myanmar, Pakistan, Tansania, Sambia, Burundi, DR Kongo, Guinea, Mongolei, Nicaragua, Philippinen, Tunesien und Simbabwe.
Digitale Teilhabe rechnet sich für die Staaten – laut Studie
In den betrachteten Ländern sind nur rund ein Drittel der Frauen online, aber fast die Hälfte der Männer. Die Nichteinbeziehung der Frauen soll nach der Studie im Jahr 2020 zu einem kumulierten Verlust am Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 126 Milliarden US-Dollar geführt haben. Die Stiftungen rechnen weiter, dass dadurch jährlich 24 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen fehlten, die in Bildung, Gesundheit und Wohnraum investiert werden könnten. Wenn es gelänge, das Zugangsgefälle abzubauen, könnte das zu einem geschätzten Anstieg der Wirtschaftstätigkeit um 524 Milliarden Dollar führen, behaupten die Verfassenden der Studie.
Um die Zielrichtung der Studie einordnen zu können, lohnt es, sich, die Organisationen zu betrachten, die sie vorgelegt haben. Dabei handelt es sich um die 2009 vom Erfinder des Web, Sir Tim Berners-Lee, mitgegründete World-Wide-Web-Foundation, deren Vision es ist, dass weltweit alle Menschen in gleichem Maße das Internet zu ihrem jeweiligen Benefit nutzen können. Die Alliance for Affordable Internet kümmert sich seit acht Jahren darum, günstigen Internetzugang in Entwicklungsländer zu bringen.