Y-Food: Wie gut ist die Flüssignahrung aus „Die Höhle der Löwen“?
Für Noël Bollmann (25) und Ben Kremer (28) aus München steht verdammt viel auf dem Spiel, als sie vor die Löwen treten. Seit einem Jahr, sagen sie bei der Aufzeichnung der Sendung, arbeiten sie bereits an ihrem Drink. Y-Food soll so viele Nährstoffe enthalten, dass es eine Mahlzeit ersetzt. Daher auch der Name Y-Food – „Warum Essen“? Für Y-Food haben die beiden sich Geld bei ihren Eltern geborgt und sogar die Sicherheit ihrer Jobs in der Finanzbranche aufgegeben. „Wir haben derzeit einen guten sechsstelligen Betrag investiert“, sagt Ben Kremer, bevor es in der Höhle losgeht. Aber wer sind die beiden – und wer will tatsächlich sein Essen trinken? Und sind zehn Prozent des Unternehmens wirklich 200.000 Euro wert?
Die beiden Münchner, die auch noch beste Freunde sind, haben einen klaren Business-Lebenslauf: Noël hat in Sankt Gallen, einer der besten Business-Unis der Schweiz, vielleicht sogar Europas, VWL studiert. Danach ging es nach Harvard und Schanghai – erste Adressen. Und vor allem auch sehr teure Adressen, wenn es um Wirtschaftsunis geht. Danach, erzählt Noël, hat er sein erstes Startup im Onlinehandel gegründet.
Benjamin Kremer hingegen hat in Mannheim BWL studiert, auch eine der besten Adressen, wenn es um Business in Deutschland geht. Seinen Master hat er von der London Business School, danach hat er bei Goldman Sachs in London angeheuert.
Noël hat die schlechte Ernährung umgehauen
Aber der Eifer hatte auch seinen Preis: Die Story, die die beiden gerne auf der Bühne erzählen, ist, dass Noël mal im Krankenhaus war, weil er sich so schlecht ernährt hätte. Wenn man bei Y-Food anruft und nachhakt, was da genau los war, wollen sie nicht so gern ins Detail gehen. „Es hat ihn einfach umgehauen. Und der Arzt sagte danach, Noël hätte sich davor auch sehr schlecht ernährt“, erzählt Benjamin Kremer im Telefoninterview mit t3n.
Durch seine Zeit in Harvard sei Noël da aber auf eine Idee gekommen: Einige seiner Kommilitonen hätten sich dort schon von Flüssignahrung ernährt, die sie aus Pulver anmischten.
Tatsächlich sind Noël und Benjamin bei Weitem nicht die ersten, die Flüssignahrung als Ersatz zu festen Mahlzeiten anbieten: Schon Juri Gagarin musste sich als erster Mensch im All aus Tuben ernähren. Vor einigen Jahren kam der Softwareentwickler Rob Rhinehart in den USA auf die Idee, so ein Produkt kommerziell anzubieten. In einer Crowdfunding-Kampagne sammelte er 1,5 Millionen für seinen Drink Soylent ein. Die Inspiration dafür hatte er wiederum aus dem apokalyptischen Science-Fiction-Thriller „Soylent Green“, in dem nur die Produkte der Soylent Corporation den überbevölkerten Planeten vor dem Verhungern retten.
Nach der medienwirksamen Geschichte von Soylent tauchten plötzlich auch andere Produkte am Markt auf, wie beispielsweise das Startup Mana aus Tschechien oder Huel aus England – eine Pulvernahrung, die sich vor allem an Sportler richtet.
Fakten zu Y-Food
- Y-Food besteht aus laktosefreier, fettarmer Milch, Maltodextrin aus Maisstärke, Kokosnuss, Haferfaser, Sonnenblumenöl, Reisstärke, Rapsöl, Carrageen aus Algen
- Eine Flasche hat 500 Kalorien und kostet etwa drei Euro
- Eine Einheit soll eine komplette Mahlzeit ersetzen, vier Flaschen die Mahlzeiten eines Tages
Wenn man Benjamin Kremer fragt, warum sein Drink besser sein soll als die millionenschwere Konkurrenz, sagt er: „Unser Haupthebel ist der Geschmack. Wir sind eins der wenigen Produkte, die gut schmecken.“ Viele andere Produkte seien auf Soja-Basis, so Benjamin Kremer. Sein Produkt entstehe mit laktosefreier, fettarmer Milch. Als einen Vorteil sieht er auch die Tatsache, dass das Getränk im Gegensatz zu Huel aus England schon fertig gemischt ist. „Das ist für unsere Kunden komfortabler.“
Wollen wir das wirklich trinken?
Seit der Aufzeichnung der Sendung ist bei den beiden Gründern viel passiert. Y-Food, erzählt Benjamin am Telefon, gibt es mittlerweile in etlichen Supermärkten in Deutschland und ab Januar sogar in der Schweiz bei Lidl. Die Umsätze, so Kremer, hätten sich seit Anfang des Jahres „verfünfzigfacht“ – monatlich seien es momentan um die 700.000 Euro, so der Gründer. Im Januar wollen sie auch ein Büro in New York eröffnen und es trotz der Konkurrenz dort auf dem amerikanischen Markt versuchen.
Ganz wollen die beiden Gründer gekochte Mahlzeiten aber nicht abschaffen. „Dafür lieben wir Essen viel zu sehr“, sagt Kremer. „Es gibt aber häufig Situationen, in denen man kein gutes Essen bekommt.“ Die Kunden, erklärt er, seien aber nicht nur gestresste Banker: „Es ist ein Querschnitt der Bevölkerung: LKW-Fahrer, Banker, Krankenschwestern“, so Kremer. In ein paar Monaten wollen die beiden in einer Serie-A-Finanzierungsrunde Investment einwerben: Von Risiko-Kapitalgebern erhoffen sie sich dabei „fünf bis zehn Millionen Euro für bei diesen Runden übliche 15 bis 20 Prozent aufzunehmen“, so der Gründer.
Wie groß Y-Food mit oder ohne Investment wird, bleibt abzuwarten. Wer weiß, vielleicht machen sie ja irgendwann der wohl größten und zweifellos ältesten Brei-Nahrung aus Deutschland Konkurrenz – Alete.
Für 12€/Tag kann man besser essen …
Es gibt selber in der Sparte günstigere Alternativen, bei denen man teilweise sogar nur die Hälfte zahlt. Wir haben die mal für unser Lokalmagazin ausgetestet und unsere Ernährrung 10 Tage darauf umgestellt.
Man spart eine Menge Zeit, aber auf Dauer ist das nichts, vor allem nicht bei dem Preis. Bei 12€ kann ich mir auch selber für den ganzen Tag richtig tolle gesunde Mahlzeiten zubereiten. Das lohnt sich finanziell eigentlich nur bei den länger bestehenden Konkurrenzprodukten. Aber auch da wird man den Geschmack schnell satt.
Soylent, Joylent, Mana.
Alles nichts neues. Und über Geschmack lässt sich streiten und dementsprechend auch nicht schützen, wie unlängst der EuGH urteilte.
Mana bietet auch flüssige Varianten an. Damit ist Y-Food einfach nichts mehr als eine weitere Kopie einer Kopie einer Kopie. Das ist mir nicht mal ansatzweise ein Investment wert.