Youtube: Wie die Melodie einer Samsung-Waschmaschine einen Urheberrechtsstreit ausgelöst hat
Content-ID ist das System auf Youtube, das Urheberrechte schützen soll. Es stellt automatisch fest, falls jemand beispielsweise ein Lied bekannter Künstler:innen in einem Video einsetzt. Sollte das der Fall sein, gehen die Werbeeinnahmen für das besagte Video an die Inhaber:innen der Rechte.
Doch das System hat Lücken, wie der Fall eines Streamers zeigt. Er hatte nur einen lizenzfreien Jingle in einem seiner Streams abgespielt. Dennoch war es einer Person ohne Urheberrechte möglich, die Einnahmen dafür einzustreichen.
So kam es zu dem Urheberrechtsstreit auf Youtube
Der Youtuber Albino hatte mehr als sechs Stunden Fallout: New Vegas gestreamt. Nach dem Stream musste er allerdings in seiner Youtube-Nutzeroberfläche feststellen, dass es einen Urheberrechtsanspruch gegen das Video gab und er dementsprechend seine Werbeeinnahmen für den VOD-Stream an die Rechteinhaber abgeben müsste.
Dabei gab Youtube auch die betroffene Stelle an, die beanstandet wurde. Der Youtuber staunte nicht schlecht, als er sich die Stelle im Stream anschaute, denn darin spielte er die Melodie einer Samsung-Waschmaschine auf Youtube ab. Laut dem Copyright-Claim der Videoplattform gehören die Urheberrechte einem Nutzer namens „Audego“, und die Melodie würde aus seinem Song „Done“ stammen.
Tatsächlich handelt es sich bei dem Song „Done“ aber nur um eine Aufnahme der Melodie der Samsung-Waschmaschine, die anschließend mit Content-ID auf Youtube hochgeladen wurde. Das wird besonders dann ersichtlich, wenn man sich die Melodie genauer anhört und den eigentlichen Komponisten herausfindet. Denn die Melodie stammt aus dem Lied „Die Forelle“ von Franz Schubert. Mittlerweile ist der Titel so alt, dass kein Urheberrecht mehr besteht und diese Melodie frei benutzt werden kann – beispielsweise von Samsung, um das Ende eines Waschgangs zu verkünden.
Dennoch griff Content-ID ein und markierte den Stream als Urheberrechtsverletzung. Erst nach dem Einspruch des Streamers kam es zu einer Prüfung. Theoretisch hätte der Kanal „Audego“ auch zunächst 30 Tage Zeit gehabt, sich zu der Thematik zu äußern. Allerdings sorgte wohl vor allem der X-Post von Albino dafür, dass der Claim schneller beseitigt wurde.
Das Problem mit Fake-Urheberrechten auf Youtube
Dass das kein Einzelfall ist, beweist der Streamer ebenfalls. In einem anderen Stream hatte er den Soundtrack von Metroid Prime 2: Echoes im Hintergrund laufen. Auch die Werbeeinnahmen dieses Videos wurden über Content-ID von einem Urheber beansprucht. Allerdings handelte es sich dabei nicht um Nintendo, den Publisher von Metroid 2, sondern einen Youtube-Kanal namens „Pedro Ladroga“, der diesen Song leicht verändert und mit Content-ID auf die Videoplattform erneut hochgeladen hatte.
Beide Youtube-Kanäle bestehen bereits seit mehreren Jahren. Streamer Albino geht davon aus, dass es in dieser Zeit zahlreiche Copyright-Claims der Kanäle gab – und wahrscheinlich noch viele weitere User:innen existieren, die ähnliche Praktiken nutzen, um an Geld zu gelangen. 2021 hat Youtube bereits zugegeben, dass durch Content-ID Millionen von falschen Claims ausgestellt werden (via The Verge).
Unter dem Post des Streamers melden sich zahlreiche Youtube-Nutzer:innen, die bereits Ähnliches erlebt haben. Sie fordern, dass Youtube Content-ID verbessert und gegen solche Fake-Kanäle härter durchgreift.