Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sorgt sich um die Volkswirtschaft. Seiner Ansicht nach müssten deutlich mehr Firmen in der Coronakrise in den Konkurs gehen. Dies werde aber durch die seit dem 1. März 2020 ausgesetzte Insolvenzantragspflicht und die breit angelegten Hilfsmaßnahmen verhindert, sagte Sewing am Montag auf dem Berliner CDU-Wirtschaftstag. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
„Althergebrachte Strukturen werden konserviert.“
Vor allem die Coronahilfen der Bundesregierung sind Sewing ein Dorn im Auge. Dadurch würden lediglich „althergebrachte Strukturen konserviert.“ Deutschland brauche aber „ein gewisses Maß an kreativer Zerstörung.“ Besonders die Banken könnten nun bei der Bereinigung der Unternehmenslandschaft helfen, in dem sie die Geschäftsmodelle ihrer Kreditnehmer kritisch hinterfragten.
Immerhin werde nach der Krise „manches weniger gefragt sein, manches gar nicht mehr, manches viel mehr.“ In diesem Wissen helfe es nicht, möglichst alle bestehenden Firmen und Geschäftsmodelle „nach dem Gießkannenprinzip“ zu retten. Auch wenn es „Schmerzen bereite“ würden nach Sewings Auffassung Unternehmen „mit einem stabilen Management und einem guten Geschäftsmodell“ die Krise meistern können. Ihnen würden auch weiterhin Kredite zur Verfügung stehen.
Furcht vor einer „Zombie-Wirtschaft“ geht um
Das sind harte Worte. Allerdings steht Sewing mit dieser Auffassung nicht isoliert da. Der Begriff „Zombie-Wirtschaft“ findet sich immer häufiger in ökonomischen Diskussionen. Insbesondere die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird als Risikofaktor für die Wirtschaft gesehen.
Die ansonsten strenge Verpflichtung, schon bei einer drohenden Zahlungsunfähigkeit Konkurs anzumelden, hatte der Wirtschaft, auch den Kreditinstituten und den Kreditversicherern, in der Vergangenheit zumindest die größten Risiken erspart. Es kursiert die Befürchtung, eine steigende Zahl von Unternehmens-Zombies (also lebenden Toten) könnte auch gesunde Unternehmen in den Abgrund reißen.
Bundesbank erwartet für 2021 deutliche Steigerung der Insolvenzen
Das sieht auch die Bundesbank so. Deren Vorstand Sabine Mauderer erklärte am Montag auf einer virtuellen Finanzkonferenz, dass ihr Institut mit einer steigenden Zahl an Kreditausfällen durch krisenbedingte Insolvenzen rechnet. Die Zahl der Insolvenzen könnte sich im kommenden Jahr auf 6.000 pro Quartal erhöhen.
Das entspräche einer Steigerung um fast 30 Prozent im Vergleich zu den registrierten Unternehmensinsolvenzen des Jahres 2019. Im laufenden Jahr sorgt die Aussetzung der Antragspflicht erwartungsgemäß für eine verringerte Zahl an Insolvenzen, die je nach Betrachtungsmonat um bis zu 38 Prozent niedriger liegt als im Vorjahr.
Mauderer befürchtet, dass die zu erwartenden Kreditausfälle bei den betroffenen Banken wiederum zur Reduktion der Kreditausgabe insgesamt führen wird. Das hätte weitere direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Politik zeigt sich unbeeindruckt
Die deutsche Politik scheint von diesen Befürchtungen unbeeindruckt. Hier wird weiterhin auf breit angelegte Hilfen gesetzt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat bereits mehrfach die Bereitschaft und die Solvenz bestätigt, weitere Hilfen nachzulegen, soweit sich das als erforderlich herausstellen sollte. Dem stimmt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unumwunden zu. Ein kleines Hintertürchen hatte dieser sich indes bereits eröffnet, als er versprach „kein gesundes Unternehmen“ müsse durch die Coronakrise in den Konkurs gehen.
Jedem ist das eigene Hemd am Nächste. OK!
Warum nicht einmal die Bankenlandschaft ausdünnen ?!
Rufen selbst nach Staats-/Steuerzahlerhilfe wenn´s eng wird.
Ansonsten werden alle Gewinne schön einbehalten/privatisiert. Verzockt man sich, werden zudem die Mitarbeiter reihenweise hinaus geschmissen.
Da es viele Betriebe/Selbständige betrifft, die da insolvent gehen durch staatlich angeordnete Massnahmen und nicht zwingend eigenes Missmanagement ist solch ein grenzdebiles Statement von einem Banker obsolet.
Als Nichtbanker bin ich allerdings auch dafür. Es gibt eben einige Branchen die über die Wupper gehen werden – und andere bei denen das tatsächlich mal notwendig wäre. Privatinsolvenz und gut.