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Analyse

Scalable Capital: 2,3 Prozent aufs Tagesgeld – Top-Angebot oder Marketing-Trick?

Scalable Capital überbietet Trade Republic in Zukunft mit immerhin 2,3 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Doch bei genauem Nachrechnen zeigt sich: Das Angebot ist nicht für alle Kund:innen attraktiver.

4 Min.
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Der Scalable Capital Broker kommt jetzt mit einem Tagesgeldangebot. (Foto: Scalable Capital)

Das Rennen um die höchsten Tagesgeldzinsen hat ja bereits vor einigen Tagen Trade Republic eröffnet. Zwei Prozent aufs Tagesgeld auf einem Depotkonto, das dann auch gleich das Geld für die nächsten Anlageentscheidungen bereitstellt – und dem Broker zeigt, wie viel Kapital der Kunde oder die Kundin auf der hohen Kante liegen haben. Jetzt legt der direkte Mitbewerber unter den No-Frills-Digital-Brokern, Scalable Capital, noch eins drauf.

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2,3 Prozent bietet die Investmentplattform ihren Kund:innen ab 1. Februar an – und das sowohl für bestehende als auch für neue Depots. Voraussetzung ist allerdings, marketingtechnisch geschickt gewählt, das Vorhandensein eines Prime-Plus-Vertrags. Prime Plus ist quasi die Zins- und Handelsflatrate des Unternehmens, die immerhin 4,99 Euro pro Monat kostet und sich für regelmäßige Trader mit mehreren Transaktionen im Monat eignet. Sie ersetzt das ehemalige Prime-Flex-Angebot der Plattform.

„Für den Preis erhält man mit Prime Plus alles von A wie Aktien bis Z wie Zinsen. Neben den höchsten Zinsen bietet es den Handel ohne Ordergebühren und unbegrenzt viele Sparpläne“, erklärt Erik Podzuweit, Gründer und Co-CEO von Scalable Capital. Wobei der Begriff Flatrate vielleicht etwas ungünstig gewählt ist – denn die Freiheit von Ordergebühren bezieht sich lediglich auf den Handelsplatz Gettex, wohingegen Xetra-Handel auch für Flatrate-Kund:innen mit mindestens 5,49 Euro pro Order zu Buche schlägt. „Wir machen die Prime-Plus-Mitgliedschaft so attraktiv, dass es quasi unverantwortlich ist, nicht Mitglied zu werden“, gibt sich der CEO kämpferisch. Alle bestehenden Prime-Kund:innen können jederzeit zu Prime Plus wechseln und bekommen eine bereits bezahlte Gebühr anteilig erstattet.

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Tagesgeld bei Scalable Capital hat einen Haken

Doch rechnen wir mal nach. Die variable Verzinsung von 2,3 Prozent pro Jahr beginnt zwar ab dem ersten Euro auf Guthaben bis zu 100.000 Euro und wird quartalsweise ausgezahlt. Doch sie ist damit zugleich kein allzu großes Risiko für Scalable Capital. Zwei bis drei Gehälter sollte man als Angestellte(r) – Selbstständige mehr – im jederzeit zugänglichen Tagesgeld halten, um unvorhergesehene Ereignisse von Jobverlust bis kaputtes Auto abfedern zu können. Das wird beim normalverdienenden Kunden irgendwo zwischen 10.000 und 15.000 Euro sein. Mehr ist dann, will man im festverzinslichen Bereich bleiben, eher ein Fall fürs Festgeld.

Rechnen wir also mal mit 10.000 Euro, kommen wir bei 2,3 Prozent (die gelten „bis auf Weiteres“, können also auch nach unten angepasst werden) bei 230 Euro raus. Vor Steuern – denn die gehen mit in der Regel 25 Prozent auch noch runter. Zieht man hier noch die knapp 60 Euro für die Prime-Plus-Mitgliedschaft ab, wird schnell klar, dass der Zinssatz unter zwei Prozent liegt – und damit unter dem Angebot von Trade Republic. Selbst bei den positiver angenommenen 15.000 Euro kommt man noch knapp unter zwei Prozent raus.

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In steuerlicher Hinsicht fahren Kund:innen sogar unterm Strich mit dem Zwei-Prozent-Angebot der Trade Republic günstiger, weil die steuerliche Behandlung nur auf diesem Betrag anfällt, nicht auf die nominelle 2,3-Prozent-Verzinsung der Scalable Capital.

Scalable Capital löst gleich 2 Probleme auf einmal

Doch Scalable Capitals Marketing ist richtig gut und schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn zum einen ist gerade unter den digitalen Billig-Brokern seit Jahren klar, dass sie irgendwo ihr Geld verdienen müssen (wie das geht, haben wir hier schon mal erklärt), und zum anderen ist das bisherige Geschäftsmodell der gesamten Branche in Gefahr.

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Denn die EU-Kommission will die Praxis der Rückvergütungen von Börsenplatzbetreibern verbieten. Doch das ist eine der wichtigen Ertragsquellen der Günstig-Broker, weswegen diese nach und nach auf andere Geldquellen, etwa Abo-Modelle wie Prime oder Prime Plus, ausweichen müssen. Und da drei Euro für Scalable Capital Prime im Monat weniger sind als fünf Euro für die Prime-Plus-Mitgliedschaft, gewöhnt man die extrem preissensible Kundschaft gleich mal an fünf Euro.

Üblicherweise fließen, dies kann jeder Kunde in der jährlichen Zuwendungsbescheinigung und Kundenvereinbarung nachvollziehen, pro Transaktion zwischen einem und drei Euro Kickbacks und Provisionen. Bei kleinen Transaktionen nicht viel Geld, unterm Strich aber eine gute Einnahmequelle, die bald zu versiegen droht.

Tagesgeldzinsen von 2,3 Prozent dennoch interessant

Dennoch kann sich das Tagesgeldangebot von Scalable Capital für bestimmte Kund:innengruppen durchaus rechnen – dann nämlich, wenn sie aufgrund einer Sondersituation einen großen Betrag, möglich sind ja bis zu 100.000 Euro, im Tagesgeld haben. Die frei gewordene Lebensversicherung, die man nicht gleich wieder angelegt bekommt und bei der man auf einen guten Einstiegszeitpunkt hofft, die Hausfinanzierung, die etwa im Laufe des Jahres ansteht und deren Eigenkapital man so schon mal tageweise zugreifbar verfügbar hält. Trade Republic dagegen verzinst das Tagesgeld nur bis 50.000 Euro mit dem attraktiven Zinssatz, zahlt die Zinsen aber nicht quartalsweise, sondern jeden Monat aus.

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Angst ums Geld muss dabei aber niemand haben, denn die Einlagen sind bis 100.000 Euro in der gesetzlichen Einlagensicherung und darüber hinaus durch den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken geschützt. Die Konten und Depots werden in Deutschland bei der Baader Bank geführt, die Abgeltungsteuer wird ebenfalls automatisch abgeführt.

Ansonsten kann man dem Unternehmen aber vor allem zu diesem marketingtechnisch gelungenen Move gratulieren: Scalable Capital stellt sich so als führend bei der Zinshöhe dar und bietet dabei mehr als der Mitbewerber Trade Republic, der mit seinem Zwei-Prozent-Versprechen vor einigen Tagen schon erstaunliche Berichterstattung in den Medien schaffte. Man konvertiert so wahrscheinlich eine beachtliche Kund:innenzahl gleich in das hohe Prime-Plus-Angebot und generiert damit die laufenden Einnahmen. Und man gewöhnt die ansonsten extrem preissensitive Kundschaft daran, dass das Handeln von Aktien und ETF nicht dauerhaft zum Nulltarif möglich ist. Und darüber hinaus erfährt das Unternehmen eine Menge darüber, wie viel Geld auf der hohen Kante liegt und quasi nur darauf wartet, angelegt zu werden und weitere Innen- und Bestandsprovisionen zu generieren.

Du überlegst, wie du dein Geld sinnvoll in Tagesgeld und Festgeld anlegst? Dann können wir dir mit unserer Übersicht und den wichtigsten Fakten zum Thema helfen.

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