Zurück zum alten Arbeitgeber: So kann es funktionieren
Früher galt es zumindest in vielen Großunternehmen als No-Go, dass ausgeschiedene Mitarbeitende dorthin zurückkehren, doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und in weniger dogmatischen Arbeitsumfeldern kommt es durchaus vor, dass Fach- und Führungskräfte zum zweiten Mal beim selben Unternehmen anheuern. Dafür kann es gute Gründe geben.
Schließlich kennt man einander schon recht gut – im Positiven wie im Negativen – und weiß, sich aufeinander einzustellen. Oftmals war ja auch der Grund für ein Ausscheiden gerechtfertigt und hatte nichts mit dem Arbeitgeber selbst zu tun – etwa weil man beruflich noch mal etwas anderes kennenlernen wollte und dahingehende Perspektiven im alten Unternehmen nicht gegeben waren.
Vor- und Nachteile der Rückkehr zum alten Arbeitgeber
Lohnen kann sich das für alle Beteiligten, denn das Unternehmen tut sich mit dem Onboarding leichter und verliert weniger Zeit, bis die Fachkraft produktiv arbeitet. Auch der Bewerbungsprozess kann schneller durchlaufen werden – ein Vorteil, wenn eine Stelle schnell zu besetzen ist.
Hinzu kommt, dass Mitarbeitende einerseits zwar bei den Kund:innen und Dienstleistenden möglicherweise noch bekannt sind, andererseits aber auch Know-how und Erfahrungen aus anderen Unternehmen der Branche mitbringen und so einen neuen Blickwinkel auf bestimmte Themen haben können. Und nicht zuletzt eröffnet eine solche Branchenkenntnis auch neue Kontakte, die man möglicherweise von einem Mitbewerberunternehmen einbringen kann.
Doch die Kehrseite der Medaille sind die Gründe, die möglicherweise zum Ausstieg aus dem Unternehmen geführt haben. Wer seinerzeit bewusst den Arbeitgeber gewechselt hat, war mit der bestehenden Situation unzufrieden, hatte möglicherweise persönliche Gründe oder Ressentiments gegenüber dem Arbeitsalltag in der Firma.
Hat sich das inzwischen geändert, kann das ein Grund sein, zum alten Arbeitgeber zurückzukehren, wenn nicht, wird man dagegen über kurz oder lang in derselben Spirale landen, aus der man seinerzeit ausgebrochen ist.
Vorstellungsgespräch für Rückkehrende kann heikel sein
Über diese Gründe solltest du dir daher nicht nur selbst klar werden, sondern dir auch eine Argumentation für das Vorstellungsgespräch überlegen. Rechnen solltest du allerdings – neben den üblichen Fragen im Vorstellungsgespräch – mit der Frage nach den Beweggründen für dein damaliges Ausscheiden, den Gründen für deinen Sinneswandel sowie den Argumenten für das Unternehmen, dir eine zweite Chance zu geben. Auch die Frage, welche Veränderungen du möglicherweise erwartest, kann heikel sein und sollte vorher bedacht werden.
Gute Karten hat hier, wer einen Karrieresprung macht, denn er:sie hat dadurch gute Argumente, wenn ansonsten das berufliche Umfeld und die Unternehmenskultur stimmten. Ansonsten besteht gerade, wenn du aus Arbeitslosigkeit heraus nach einer neuen Aufgabe suchst, die Gefahr, einen Rückschritt zu erleben, den man mittelfristig bereuen wird.
Da sich gerade in den letzten Jahren durch die Pandemie und die wirtschaftliche Krise in vielen Unternehmen etwas verändert hat, kann es auch sinnvoll sein, sich mit den alten Kolleg:innen auszutauschen. Das sollte man allerdings nur mit entsprechender Vorsicht und bei verschwiegenen Personen tun, solange man sich noch nicht sicher ist, ob die Rückkehr zum alten Arbeitgeber eine gute Idee ist.
Persönliches Bauchgefühl ist ein wichtiger Faktor
Wichtig ist bei alldem neben den Argumenten und Fakten das persönliche Empfinden. Du solltest daher unbedingt auch auf dein Bauchgefühl vertrauen und die weichen Faktoren einbeziehen: Kam man mit den Kolleg:innen und Vorgesetzten gut aus? Waren die Arbeitsinhalte interessant?
Was waren Hindernisse und bestehen diese weiter (oder wurden sie etwa durch zwischenzeitliche personelle Veränderungen aus dem Weg geräumt)? Und nicht zuletzt: Wie ging das Arbeitsverhältnis damals zu Ende, haben sich alle Beteiligten fair verhalten oder stehen noch gegenseitige Ressentiments im Raum?
Einfacher und zugleich schwieriger ist hier das Bewerbungsverfahren, da es weniger reglementiert ist und es in vielen Fällen auf Persönliches ankommt. Je nach Situation kann es vernünftig sein, sich über die persönliche Schiene ins Gespräch zu bringen, etwa wenn der neue Vorgesetzte, der die Stelle zu besetzen hat, bereits bekannt ist oder man diesem ohnehin noch auf kollegialer Ebene verbunden ist.
Alternativ kann die Bewerbung natürlich auch über die Personalabteilung erfolgen. Hier solltest du vermitteln, warum du für die Stelle geeignet und für das Unternehmen ein gutes Matching bist. Neues Fachwissen, Netzwerkkontakte und dazugewonnene Erfahrungen können hier gute Argumente sein.
Insbesondere wenn seit dem Ausscheiden reichlich Zeit vergangen ist und man nicht im Unfrieden auseinandergegangen ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man sich zumindest auf ein Gespräch einlässt. Kommt es zum Vorstellungsgespräch, ist natürlich interessant, im Vorfeld zu eruieren, ob dich alle Beteiligten bereits kennen, also was du an Vorwissen voraussetzen kannst oder erörtern musst.
Umgekehrt kann es auch vorkommen, dass Abteilungsleiter:innen oder Vorgesetzte aus dem alten Unternehmen auf einen zukommen, insbesondere wenn es sich um eine Stelle handelt, von der sie wissen, dass sie für die Fach- oder Führungskraft attraktiv oder ein Aufstieg wäre. Kommt es schließlich erneut zu einer Zusammenarbeit, solltest du offen, aber durchaus bescheiden mit dem Wiedereinstieg umgehen.
Bedenke im Umgang mit alten und neuen Kolleg:innen, dass du möglicherweise nicht beurteilen kannst, ob sich diese nicht auch auf die zu besetzende Stelle beworben haben oder in anderer Hinsicht übergangen fühlen. Viele Angestellte berichten über entsprechende Unsicherheit und Vorbehalte beim Wiedereinstieg. Oft kannst du aber auch hier auf diskrete Informationen von Vertrauten in der Abteilung hoffen.
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Eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber, ist und bleibt, in dieser Gesellschaftsordnung, ein NO GO. Den aufrechten Gang und das Selbstwertgefühl, gibt es nicht umsonst. Ich habe diese Erfahrungen gemacht und heute arbeite ich nur für mich, im IT-Bereich und Alles bei learning by doing. Wenn meine Kunden zufrieden sind, bin ich es auch.