Science-Fiction gibt es nur im Film? Diese 14 futuristischen Gebäude brechen mit Konventionen und beweisen, dass die Zukunft, zumindest optisch, längst im Heute angekommen ist.
Wer kann da noch von ödem Büroalltag sprechen? Zumindest die Fassade des perfekt würfelförmigen Cubes am Berliner Washingtonplatz hat mit zäher Langeweile wenig zu tun: Vollkommen aus Glas und gefaltet wie ein Kaleidoskop spiegeln die Außenwände ihre urbane Umgebung wider.
Hinter den Faltungen stehen den Mietparteien des futuristischen Bürogebäudes auf jedem Obergeschoss kleine Terrassen zur Verfügung. Und das Glas erfüllt noch einen anderen Zweck: Die durch die Sonneneinstrahlung entstehende Energie wird zum Kühlen der zugeführten Luft verwendet, eine Beschichtung der Scheiben vermindert das Aufheizen an warmen Tagen.
Mit ihren geschwungenen Linien aus makellosem Edelstahl, freien Formen und spielerischen Elementen gilt die Walt Disney Concert Hall (WDCH) als eine wahre Ikone des architektonischen Dekonstruktivismus. Das Gebäude in Downtown Los Angeles erinnert an ein abstraktes Segelschiff in den Wellen und stammt vom Zeichentisch des preisgekrönten Architekten Frank Owen Gehry.
Doch auch bei der WDCH zählen vor allem die inneren Werte: Neben seinem spektakulären Äußeren ist es vor allem die Akustik, die weltweit wahre Lobeshymnen hervorruft. Ihren Namen verdankt die Konzerthalle übrigens Lillian Disney, der Mitverfasserin der ersten Mickey-Mouse-Comics und Witwe des Filmproduzenten Walt Disney: Sie hat 50 Millionen US-Dollar für den Bau der Ikone gespendet.
Die Inspiration schleicht sich oft an den unerwartetsten Orten ein. Im Fall des Architekten Santiago Caltrava waren Ananaspflanzen im lokalen botanischen Garten die treibende Kraft für den außergewöhnlichen Entwurf. Das Museu do Amanhã (Museum of Tomorrow) in Rio de Janeiro befasst sich ganz mit der Zukunft des Planeten und zeichnet sich vor allem durch seinen Umgang mit erneuerbaren Energien aus: Eine Art Rückgrat aus sich mit der Sonne bewegenden Solarpaneelen und Filteranlagen zur Aufbereitung von Regenwasser brachten dem Komplex als erstem Museum Brasiliens eine LEED-Zertifizierung ein.
Der mexikanische Unternehmer Carlos Slim schenkte Mexiko-Stadt mit dem Museo Soumaya ein neues Wahrzeichen: Hinter der schlangengleichen Fassade aus über 16.000 Aluminiumhexagonen können Besucher:innen seit 2011 rund 66.000 Exponate aus dem Privatbesitz des Milliardärs bestaunen – vollkommen kostenlos. Slim, der als einer der reichsten Männer der Welt gilt, beauftragte den Architekten Fernando Romero mit dem Bau des Museums als Andenken an seine verstorbene Frau Soumaya Domit.
Neben mexikanischen Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts sind vor allem europäische Künstler:innen mit Rang und Namen vertreten, darunter Impressionist:innen wie Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Paul Signac, Camille Pissarro, Picasso und van Gogh. Besonders beeindruckend ist auch die Skulpturensammlung mit Werken des französischen Bildhauers Auguste Rodin.
Das Kunstmuseum in Doha ist eine Hommage an die Natur und die Geschichte Katars: Einer Sandrose gleich erhebt sich das avantgardistische Bauwerk aus der Feder des Pritzker-Preisträgers Jean Nouvel über den Persischen Golf. Für die Analogie des preisgekrönten Designs sorgen die 600 diskusförmigen, unterschiedlich großen und ineinanderfließenden Elemente der Fassade. Das Leitmotiv vom Einklang mit der (katarischen) Natur sowie dem kulturellen Erbe des Landes setzt sich auch im Inneren fort.
Man nennt sie auch die „Queen of Curves“ – die Entwürfe der britisch-irakischen Architektin Zaha Hadid bestechen durch ihre fließenden Linien und Formen und sind frei von jeglichen Kanten. Das Großprojekt The Galaxy SOHO bildet da keine Ausnahme: Der mit hellen Aluminiumblechen verkleidete Büro- und Gewerbekomplex im Herzen Pekings besteht aus vier unterschiedlich großen, durch geschwungene Fußgängerbrücken verbundenen Türmen und ließe sich leicht auch in weit, weit entfernten Galaxien vermuten. Die weiten Innenhöfe sind hingegen eine Anlehnung an das ganz irdische China und dessen traditionelle Architektur. Bei der Gesamtkomposition ließ sich die preisgekrönte Architektin von der Landschaft des Landes und seinen terrassenförmigen Reisfeldern inspirieren.
Der Spaceport America in Jornada del Muerto in New Mexico ist der erste Weltraumbahnhof für kommerzielle Raumfahrt. 2022 hob Virgin-Gründer Richard Branson im Zuge der Virgin-Galactic-Unity-22-Mission von hier in Richtung Weltall ab, den ersten kommerziellen Raumflug hielt das Unternehmen schließlich Ende Juni 2023 ab. Statt zum visuellen Störfaktor zu verkommen, fügt sich der Weltraumhafen architektonisch perfekt in die Wüstenlandschaft New Mexicos ein. Aus der Luft betrachtet, offenbart sich zukünftigen Passagier:innen zudem ein besonderes Easteregg: Von hier erinnert der Komplex an Virgin Galactics Markenlogo.
Das ging nach hinten los: Der 148 Meter hohe Strata-SE1-Tower im Londoner Stadtteil Elephant and Castle wurde 2010 nicht nur zu „Britain’s ugliest new building“ gewählt, sondern sieht sich auch Greenwashing-Vorwürfen gegenüber. Der Wohnturm, der auch aus dem „Bladerunner“-Universum stammen könnte, sollte mithilfe seiner drei je neun Meter im Durchmesser messenden Windturbinen bis zu acht Prozent seines Energiebedarfs selbst decken – genug für den Betrieb der öffentlichen Bereiche. Tatsächlich sieht man die Räder jedoch nur selten in Bewegung. Anwohner:innen der oben gelegenen Penthäuser legten Beschwerde ein: Es sei zu laut und die Wände würden vibrieren.
Geschwungene Linien, organisch anmutende Formen, Kanten Fehlanzeige – ja, auch der Beijing Daxing International Airport ist ein unverwechselbares Werk Zaha Hadids. Während der futuristisch anmutende Komplex von oben an einen radialen Stern erinnert, lehnt sich das Gesamtkonzept mit seinen vielen zentralen Atrien an traditionelle chinesische Architektur an. Der radiale Aufbau hat einen gewaltigen Vorteil: Er sieht nicht nur ungewöhnlich gut aus, er sorgt auch für eine effizientere Raumnutzung durch kürzere Laufwege und mehr Platz für die Parkbuchten der Flugzeuge.
Im Gegensatz zum Strata-Tower in London wird übrigens das Nachhaltigkeitsversprechen gehalten: Solarpanels, Regenwasseraufbereitungsanlagen und effiziente Heizsysteme senken die Emissionen des 700.000 Quadratmeter großen Terminal-Gebäudes.
Auch der grüne Wohnturm Tao Zhu Yin Yuan in Taipeh macht’s besser als sein Londoner Kollege: Rundum nachhaltig und energieautark schraubt sich das üppig begrünte, 20 Stockwerke hohe Wohngebäude in die Höhe.
Der belgische Architekt Vincent Callebaut ist bekannt für seine futuristischen, zukunftsorientierten und wohldurchdachten Entwürfe. Mit ihnen möchte der „Archibiotekt“ Gebäude schaffen, die sich dem Klimawandel aktiv entgegenstellen – zum Wohle von Mensch und Natur. Beim Wolkenkratzer in Taipeh absorbiert eine Grünbedeckung mit nahezu 20.000 Bäumen und Büschen beispielsweise etwa 130 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, zudem wird auf Solar- und Windenergie sowie Geothermie gesetzt.
Das chinesische Harbin gilt als Hochburg der Musik und wurde 2022 sogar zur Unesco City of Music ernannt. Ein preisgekröntes Opernhaus gehört hier also gewissermaßen zur Standardausstattung. Das elegante, fließende Design stammt vom Architekturbüro MAD des bekannten chinesischen Architekten Ma Yansong.
Die umliegenden Feuchtgebiete, Wasserwege und schneebedeckten Landschaften dieser kalten Region Chinas dienten den Architekt:innen als Inspirationsquelle für die futuristische Kulturinsel. Das Opernhaus besteht aus zwei Theatersälen mit knapp 1.600 und 400 Plätzen sowie öffentlichen Plätzen. Über geschnitzte Aufgänge können Besucher:innen an der Außenwand bis zur Spitze des Gebäudes steigen.
Zwischen engen Straßenzügen und Telefonleitungen wirkt das kleine Theater in Tokios Chiyoda-Viertel mit seiner scharfkantigen Rüstung aus einzelnen Stahlplatten fast wie aus der Zeit gefallen – und doch irgendwie passend. Hinter der Sci-Fi-Ästhetik verbergen sich ein Kino- und ein Theatersaal sowie Übungsräume einer Kunstschule.
Zehn Jahre Planungs- und Bauzeit, rund 400 Architekt:innen und Ingenieur:innen und bis zu 10.000 Arbeiter:innen waren nötig, um die gigantische Sendezentrale des staatlichen Fernsehsenders China Central Television (CCTV) in Beijing aus dem Boden zu stampfen. Mit einer Höhe von 234 Metern und einer Bruttogeschossfläche von 473.000 Quadratmetern räumte der Tower nach seiner Fertigstellung unter den größten Bürogebäuden der Welt den zweiten Platz hinter dem Pentagon ab. Beide wurden 2023 vom Bürokomplex der Surat Diamond Bourse im westindischen Staat Gujarat überholt.
So futuristisch der Bau sein mag, einige spöttische Spitznamen bekam er dennoch aus der Bevölkerung: Statt voller Ehrfurcht spricht man hier gern auch mal vom „knienden Mann“ oder einfach nur von „der Hose“.
Im Zuge der Weltausstellung Expo 2010 präsentierte der Architekt und Designer Thomas Heatherwick mit dem UK-Pavillon vielmehr ein Kunstwerk als ein tatsächliches Gebäude. Die Wände des Pavillons bestehen aus insgesamt 60.000 Acrylstäben, in denen 250.000 Samen verschiedenster Pflanzenarten eingeschlossen sind.
Inspiriert wurde Heatherwick dabei von der Kew Garden’s Millennium Seed Bank, die es sich zum Ziel gemacht hat, rund 25 Prozent der weltweiten Samenarten zu sammeln und zu erhalten. Mit der „Seed Cathedral“ traf der Architekt das Thema der Expo, Nachhaltigkeit im urbanen Raum, in seinem Kern.