Manche Technik und Software hat sich vor vielen Jahrzehnten bewährt und ruft bei vielen heute noch nostalgische Gefühle hervor - und verwenden sie sogar immer noch. Kaum zu glauben, aber nicht nur Hobbybastler setzen auf steinalte Software-Versionen. Auch große Unternehmen wie die Deutsche Bahn setzen noch in Teilen auf Windows 3.11.
IBM behauptete bei der Vorstellung seiner Quantencomputer-Technologie, dass Berechnungen der neuen Technik nur schwer auf klassischen Computern durchführbar wären. Die Aussage stellte den Startschuss für ein Forscherteam dar, die als spaßigen Seitenhieb das Gegenteil beweisen wollten.
Mit einem günstigen C64 (von 1982) simulierten sie das Verhalten von ferromagnetischen Materialien wie der Quantencomputer von IBM. Sie programmierten den C64 um und berechneten einzelne Datenpunkte. Mit einem Augenzwinkern stellten die Forscher fest, dass mit ausreichender Zeit jedes smarte Gerät - sogar ein Toaster mit CPU - theoretisch in der Lage ist, die Berechnungen anzustellen.
Bitcoin-Mining ist kein einfaches Unterfangen und benötigt einiges an Rechenleistung. Herausforderung angenommen, dachte sich Hobbybastler Dmitrii Eliuseev. Doch statt eines modernen Geräts verwendete er einen Toshiba T3200SX Laptop von 1989.
Ein Mining-Tool für das MS-Dos existiert nicht, weshalb Eliuseev ein Programm in C++ geschrieben hat und es per Open-Watcom-Compiler für MS-Dos kompilierte. Gesagt, getan. Reich wird er damit aber nicht: Die Rechenleistung des Computers benötigt 584 Millionen Jahre, um Bitcoin im Wert von einem Dollar zu schürfen.
Als das Titan-U-Boot der Firma Oceangate 2023 nahe der Titanik implodierte, sorgte das international für Wellen. Nach und nach wurden neue Details bekannt, die bei Experten für Kopfschütteln sorgten. So wurde das Unglücks-U-Boot mittels Videospiel-Controller gesteuert. Doch das war nicht der einzige Hammer. Die Navigation erfolgte über die Tabellen-Software Excel.
Richtig gelesen! Der U-Boot-Kapitän navigierte manuell anhand einer Excel-Tabelle. Das funktionierte so: Akustische Pingsingnale geben Auskunft über Tiefe, Geschwindigkeit und Lage des Gefährts. Diese Daten verarbeiten bei modernen Tauchgeräten eigentlich automatische Kartensoftware. Im Fall der Titan wurden hier Tabellen per Hand ausgefüllt.
Kaum ein App-Anbieter kommt noch ohne Zwei-Faktor-Authentifizierung aus. Ein Entwickler hat das Verfahren aus Spaß überarbeitet. Dazu verwendete er einen PC-Dinosaurier: den SX-64 aus dem Jahr 1984.
Dieser "tragbare Vertreter-Computer" mit schlappen 10 Kilogramm fällt schon von Haus aus mit einem stärkeren, physischen Diebstahlschutz ins Gewicht. Zumindest im Direktvergleich mit manch anderem Gerät zur Zwei-Faktor-Authentifizierung. Letzten Endes verwandelte der Entwickler den SX-64 zu einem Tan-Generator-ähnlichen Gerät um. Das schaffte er mithilfe von SHA-1 und einem HMAC-Generator.
Slack-Entwickler Felix Riesenberg hat ein privates Projekt auf Github veröffentlicht, das Nostalgie-Begeisterten gefallen dürfte. Mit einer Electron-App bringt er Windows 95 auf neuere Systeme wie ein aktuelles macOS oder Windows. Für Linux gibt es neben dem Source-Code auch ein RPM-Installationspaket.
In der Emulation könnt ihr Programme wie Solitär oder Paint benutzen. Nur der alte Internet Explorer funktioniert nicht. Das macht die Version 1.1 aber wett: Die Emulation unterstützt jetzt auch Floppy-Disks. Damit steht dem Retro-Gaming-Spaß nichts mehr im Weg.
Wer sich mit Virtualisierungssoftware für den Mac beschäftigt, kennt die Software UTM vermutlich. Damit kann Windows in einer virtuellen Maschine installiert werden. Neu ist aber UTM SE für iPads und iPhones. Als spaßigen Test haben wir Windows XP auf dem iPad Pro M4 installiert und alte Spieleklassiker wie Conqueror A.D. 1086 gezockt.
Das Testergebnis: Auf dem iPad Pro M4 läuft Windows XP und auch das alte Spiel flüssig. Während unseres Tests gab es keine größeren Bugs und wer früher oft Windows installiert hat weiß noch, dass alleine Sound aus der Grafikkarte und ein Bild zu haben keine Selbstverständlichkeit ist.
„Repariere nichts, was nicht kaputt ist“. An diesem Motto hält die Deutsche Bahn offenbar fest - und an Windows 3.11. Das geht aus einer Stellenanzeige hervor, in der ein:e Administrator:in für das über 30 Jahre alte Betriebssystem gesucht wird.
Windows 3.11 erschien 1993 und kommt wohl immer noch unter anderem beim Führerstand-Displaysystem der Hochgeschwindigkeits- und Regionalzüge zum Einsatz. Kenntnisse von MS DOS und Windows for Workgroups seien laut Bewerbung übrigens ebenfalls von Vorteil.
Nicht nur die DB setzt auf steinalte Software. In San Francisco gibt es eine U- beziehungsweise Stadt-Bahn, die noch dank MS-DOS und Ebay am Leben gehalten wird. 1972 wurde das System für das damals innovative Projekt maßgeschneidert. Die Idee setzte sich nicht durch. Heute können Ingenieure nur noch über Uralt-Laptops mit MS-Dos Änderungen im Mikrokosmos der Zugsteuerungssystem vornehmen.
Trotz technischer Hürden und Ersatzteilmangel sind heute noch 56 Triebwagen der ersten Generation sowie 400 weitere Wagen aus den Siebzigern und Achtzigern in Betrieb. Erstaunlich: Ersatzteile bekommen die Ingenieure teilweise nur noch über Ebay.