Habt ihr noch das Web mit dem Netscape Navigator erkundet, Musik bei Napster heruntergeladen und dann über Winamp angehört? Falls ja, sollten euch diese Screenshots bekannt vorkommen.
ICQ
Lange bevor wir Smartphones hatten und Messaging-Apps wie Whatsapp unsere ständigen Begleiter wurden, revolutionierte das israelische Startup Mirabilis mit ICQ die Chat-Kommunikation. Die 1996 veröffentlichte Software hatte zu ihrer Hochzeit mehr als 100 Millionen aktive Nutzer:innen. Zu dem Zeitpunkt hatte der Online-Dienst AOL die Software bereits übernommen. 2010 wechselte ICQ abermals den Besitzer und gehört heute zu dem russischen Internetkonzern VK. Vor zwei Jahren wurde die Messaging-Software dann nochmal von Grund auf überarbeitet – an die alten Erfolge konnte ICQ aber nicht mehr anschließen. Was jedoch bleibt, sind die Erinnerungen unzähliger Menschen, für die ICQ in den späten 90ern und frühen 2000ern Teil des Alltags war.
Netscape Navigator
Für viele war der Netscape Navigator der aller erste Webbrowser. Schon in den frühen 2000er Jahren sank der Marktanteil des ehemaligen Marktführers allerdings rapide ab. Grund dafür war nicht zuletzt Microsoft, die ab Windows 95 den Internet Explorer standardmäßig mit ihrem Desktop-Betriebssystem auslieferten. Das führte zwar zu einer Monopolklage, durch die Microsoft gezwungen wurde, Nutzer:innen den Download alternativer Browser vorzuschlagen. Für Netscape kam die Entscheidung am Ende jedoch zu spät. Immerhin legte das Unternehmen aber den Grundstein für den Firefox-Browser, als es 1998 den Quellcode des Navigators offenlegte und die Entwicklung des Browsers an Mozilla übergab.
Winrar
Archivdateiformate waren in den 90ern schon aufgrund der geringen Internetbandbreite und begrenzten Speicherkapazitäten physischer Datenträger enorm wichtig. Denn die Übertragung selbst kleiner Dateien dauerte damals noch ewig. Neben dem bekannten ZIP-Format – das heute von macOS oder Windows ganz ohne zusätzliche Software entpackt werden kann – war vor allem RAR das Archivierungsformat der Stunde. Entwickelt wurde das Format 1995 von dem russischen Softwareentwickler Jewgeni Lasarewitsch Roschal. Dessen Name ist auch gleich Bestandteil des Formatnamens, denn RAR steht für Roschal ARchive. Mit Winrar hat Roschal damals auch gleich die passende Software im Angebot. Die wird tatsächlich auch heute noch weiterentwickelt.
Winzip
Wer RAR sagt, muss auch ZIP sagen: Bevor sich Desktopbetriebssysteme von Haus auf ZIP-Dateien verstanden, benötigte es dafür Drittanbieterlösungen. Einer der bekanntesten Vertreter für Windows war neben Winrar das 1991 veröffentlichte Programm Winzip. Auch Winzip wird nach wie vor weiterentwickelt. Hinter der Shareware steht seit 2006 allerdings der kanadische Softwarekonzern Corel, dessen Vektorprogramm ebenfalls in dieser Bildergalerie zu finden ist.
AOL-Client
Heute unverständlich, ab 1995 für viele Menschen in Deutschland aber normal: Wer mit AOL ins Internet wollte, musste dafür die proprietäre Software des Anbieters nutzen. Vor der wiederum gab es kein entkommen: Als Teil einer aggressiven Werbestrategie fand sich die AOL-CD als Beilage in Zeitschriften, als Postwurfsendung im Briefkasten oder als Auslage in Kaufhäusern und Elektronikläden. AOL hat uns damals zwei Dinge klargemacht: Das Internet ist spannend – und CDs kosten in der Herstellung offenbar nicht wirklich viel. Diese Erkenntnis dürfte auch dem Erfolg der nächsten Software auf unserer Liste in die Karten gespielt haben.
Napster
Mit der Einführung des datensparenden MP3-Formats Anfang der 90er Jahre hatte sich Musik endgültig von Fesseln physischer Tonträger befreit. Legale Verkaufsstellen fehlten jedoch lange oder boten keine große Auswahl, und auch die Preise für Musik-Downloads waren vergleichsweise hoch. Dieser Mangel an legalen Alternativen sorgte ab 1999 für den enormen Erfolg von Napster. Die Musiktauschbörse setzte auf einen Peer-to-Peer-Ansatz. Plötzlich konnte jeder die eigene Musiksammlung ins Netz stellen und mit anderen teilen. Die Musikindustrie hatte den Umstieg auf digitale Vertriebswege zwar größtenteils verschlafen, der Piraterie wollte sie das Feld aber trotzdem nicht überlassen. Nach mehreren Klagen wurde Napster in seiner ursprünglichen Form abgeschaltet. Es folgten einige Nachahmer wie Limewire, Kazaa oder Emule. Einige Jahre nachdem Apple 2003 den iTunes Store als legale Möglichkeit zum Musik-Download eröffnet hatte, wurde auch der aus der Konkursmaße gekaufte Napster-Name für einen digitalen Musikladen genutzt. Heute bezeichnet Napster einen Musikstreamingdienst nach Vorbild von Spotify.
Winamp
Wer seine Musik über Napster heruntergeladen hatte, der wollte sie natürlich auch hören. Für unterwegs gab es ab den späten 90er Jahren tragbare MP3-Player. Unter Windows wiederum dürfte Winamp die beliebteste Abspiellösung gewesen sein. Der Medienplayer war vor allem deswegen beliebt, weil sich das Interface über sogenannte Skins nach belieben anpassen ließ. Zehntausende dieser Interface-Anpassungen könnt ihr auch heute noch im Winamp Skin Museum bewundern. Mittlerweile ist Winamp übrigens zurückgekehrt: Das kann Winamp 5.
Lust auf noch mehr nostalgische Gefühle?
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