Warum Apple auf das Startup dieses 24-Jährigen abfährt
Patrick Häde ist gerade bei den Eltern auf Weihnachtsbesuch, als ihn sein vibrierendes iPhone aus dem Schlaf reißt. Beim Blick auf das leuchtende Display traut der 24-Jährige seinen müden Augen nicht. Über Nacht hat ihn der Server seines Startups Mapify per SMS mit unzähligen Ausfallwarnungen bombardiert. Was war passiert? Ein Blitzeinschlag im Rechenzentrum? Vielleicht ein Hackerangriff?
Ein hastiger Blick in die Logfiles liefert dem Jungunternehmer die Erklärung: Die Spur führt nach Cupertino, Kalifornien. „Da wurde mir klar, dass Apple uns als App des Tages im Store beworben hat“, erinnert sich Häde. Die Folge war ein riesiger Besucheransturm. In wenigen Stunden hatten Tausende die App von Mapify auf ihr iPhone geladen – und so den Server der Firma in die Knie gezwungen.
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Mapify will das Instagram für Reisen werden
Dass Mapify ausgerechnet an Weihnachten viral ging, war aber nicht allein Apple geschuldet. Denn das Startup, das neben Patrick Häde auch von seinem 20-jährigen Bruder Sebastian Häde sowie ihren ehemaligen Schulfreunden Magnus Langanke (23) und David Pflugpeil (20) mitgegründet wurde, nimmt sich eines Problems an, das viele Menschen zum Jahreswechsel umtreibt: die Planung der nächsten Urlaubsreise.
Klingt eigentlich easy, doch die Vorstellungen von einem Traumurlaub haben sich vor allem unter jungen Leuten in den vergangenen Jahren radikal verändert. Statt Pauschalurlaub auf Mallorca sind zunehmend individualisierte Rundreisen gefragt. Möglichst untouristisch sollte es sein, ein Rucksack auf dem Rücken idealerweise genügen. Besonders Fernreiseziele sind bei den 16- bis 35-Jährigen beliebt. Außerdem sind sie digital und hauptsächlich mobil mit ihrem Smartphone unterwegs.
Kiloschwere Reisekataloge als Inspirationsquelle? Das war gestern. Das Gebot der Stunde lautet Instagram. In den Feeds des sozialen Netzwerks gibt es unzählige, mit schönen Filtern überzogene, Urlaubsfotos zu bestaunen – von malerischen Stränden in Thailand, kristallklaren Seen in den Alpen bis hin zu geheimnisvollen Höhlen auf Island. Auch Patrick Häde packte bei solchen Anblicken regelmäßig das Fernweh.
Doch der Bilderschatz hatte in den Augen des ehemaligen Jurastudenten einen großen Makel: „Außer einem Foto gab es kaum nützliche Reisedaten etwa zu passenden Flügen oder Unterkünften vor Ort“, sagt Häde, der vor zwei Jahren während eines Auslandssemesters in San Francisco selbst an der Planung eines Roadtrips mit einer Freundin verzweifelte. Denn, es blieben Fragen: Welche Reiseroute ist empfehlenswert? Was für Sehenswürdigkeiten gibt es unterwegs? Welche Unterkünfte stehen vor Ort zur Verfügung? „Diese Infos musste ich mir erst in stundenlanger Arbeit über Google zusammensuchen und in einer Excel-Tabelle für meine Freundin festhalten“, sagt Häde. So kam ihm die Idee zu Mapify: Ein Reisenetzwerk, das die Coolness von Instagram mit den Vorteilen einer Suchmaschine verbindet.
Auf Mapify können Nutzer ihre Urlaubsschnappschüsse hochladen und mit Zusatzangaben anreichern. Zum Beispiel mit Informationen zu Routen und Sehenswürdigkeiten, die sie unterwegs gewählt oder besucht haben. Die Daten werden anschließend von einem Algorithmus ausgewertet, der daraus konkrete Empfehlungen für andere Nutzer auf der Suche nach Reiseinspiration ableitet.
Die Besonderheit: Durch Schnittstellen zu Online-Portalen wie Skyscanner oder Airbnb weiß Mapify automatisch, wo es noch günstige Flüge gibt oder welche Unterkunft am besten zum gewünschten Spot passt. Eine Checkliste in der App informiert Nutzer über die Modalitäten beim Visumantrag und sogar darüber, ob im Zielland ein Steckdosenadapter oder eine spezielle Schutzimpfung nötig sind. 35.000 Spots in 160 Ländern wurden, so Patrick Häde, seit dem Start von Mapify im vergangenen November bereits im Reisenetzwerk geteilt.
Das Geschäftsmodell des Startups wiederum basiert auf Provisionen. Immer wenn ein Nutzer einen Flug oder eine Unterkunft über die Website der angeschlossenen Anbieter bucht, behält Mapify einen Teil der Erlöse ein. So zumindest die Theorie.
Denn noch schweigt sich Häde zu den Umsätzen beharrlich aus. Das Projekt stehe noch am Anfang, sagt er. Aber seit dem Start von Mapify habe sich schon eine sechsstellige Zahl an Nutzern registriert. „Jede Woche kommen 3.000 neue Nutzer hinzu“, erklärt Häde. Die Tendenz sei stark steigend. Stolz sind die Gründer auch auf das Design der App, das sich an vielen Gestaltungsrichtlinien von Apple orientiert. Ein Umstand, der die Werbeaktion des Konzerns an Weihnachten sicher begünstigt hat.
Coden in Socken
Wegen des rasanten Wachstums hat Mapify seinen Firmensitz vor wenigen Monaten in eine Drei-Zimmer-Altbauwohnung im angesagten Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg verlegt. Zuvor studierten die Gründer verteilt über das ganze Bundesgebiet und betrieben nebenbei eine Webagentur. Vom Aufenthalt in der Bundeshauptstadt erhofft sich das 13-köpfige Team jetzt bessere Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des Reisenetzwerks. Denn schon bald soll Mapify mehr sein als nur das Hobbyprojekt einer Gruppe von Menschen im Alter von Anfang 20. Aber kann das klappen?
Das Chaos in der Berliner Altbauwohnung lässt zunächst das Gegenteil vermuten: Der Flur ist übersät mit Turnschuhen, in der Küche stapelt sich schmutziges Geschirr. Das Wohnzimmer haben die Jungunternehmer aus Kostengründen zur Bürofläche umfunktioniert. In der Mitte sind zwei Holztische mit schwenkbaren Monitoren aufgestellt, die an Laptops angeschlossen sind. Dutzende Meter Kabel schlängeln sich auf dem Dielenboden. Ein Beamer unter der Decke projiziert kinoreife Videoaufnahmen von grünen Polarlichtern und steilen Felsschluchten an die Wand. Das allein ist schon beeindruckend. Aber dominiert wird der 22 Quadratmeter große Raum von einem riesigen in Neonfarben leuchtenden Firmensignet. Es steht für das Ziel der Firma, zum ernst zu nehmenden Player in der Reisebranche zu werden.
Patrick Häde schreitet auf Socken durch den Raum und zeigt auf ein Whiteboard. Darauf zu sehen ist ein Wust an miteinander verbundenen Rechtecken, in denen Wörter wie „Content“, „Posting“, „Explore“ und „Buchung“ eingezeichnet sind. Sie stehen für die Vision von Mapify. Häde drückt sie so aus: „Auf lange Sicht wollen wir alles, was junge Menschen für eine Reise benötigen, in einer einzigen App abbilden. Nicht nur Empfehlungen, sondern auch die gesamte Planung bis hin zur finalen Buchung aus einer Hand.“
Den Anfang machte kürzlich ein neues Feature namens Mapify Plan. Mit dem Tool können sich Nutzer beliebig viele Orte zu einer individuellen Rundreise zusammenklicken. Wer zum Beispiel mit einem mehrwöchigen Roadtrip auf Hawaii liebäugelt, wählt anhand von Fotovorschlägen die gewünschten Stationen aus und klickt auf einen Zauberstab. Von da an übernehmen die Algorithmen die Arbeit: Abhängig vom gewählten Reisezeitraum ermittelt das System eine geeignete Reiseroute und sagt Nutzern, in welcher Reihenfolge die gewählten Spots am besten besucht werden sollten. Durch die Möglichkeit, den Reiseplan mit Freunden zu teilen oder sich sogar anderen Reisenden anzuschließen, soll letztlich der viel gepriesene Netzwerkeffekt entstehen.
Glaubt man den Worten von Häde, gibt es dafür einen riesigen Markt. 1,5 Milliarden Euro geben Millennials jedes Jahr für Urlaube aus – allein in Europa. Attraktiv für ein Startup wie Mapify ist dabei vor allem die vergleichsweise große Reiselust der 16- bis 35-Jährigen. Studien sagen: Millennials fahren lieber mit dem Fahrrad zum Strand als mit dem Benz ins Büro. Und: Sie haben schon mehr internationale Urlaubsreisen erlebt und damit auch viel früher begonnen als ihre Eltern. „Im Schnitt verreisen sie zwischen vier bis sechs Mal pro Jahr“, sagt Häde.
Das alles klingt verheißungsvoll. Aber allein ist Mapify nicht. Auch andere Wettbewerber haben die reiselustige Zielgruppe für sich entdeckt. Tripadvisor beispielsweise ist für Millionen Reisende noch immer die erste Anlaufstelle, wenn es um Empfehlungen für Orte und Sehenswürdigkeiten im Ausland geht. Und dann wäre da ja auch noch Google: Der milliardenschwere Suchmaschinenkonzern bietet mit Trips längst eine eigene App für die Reiseplanung an. Auch Facebook – die Konzernmutter von Instagram – könnte eine entsprechende Funktion wohl mühelos in das Fotonetzwerk integrieren. Das niederländische Startup Polarsteps wiederum versucht sich seit zwei Jahren an einem automatisierten Reisetagebuch für das Smartphone. 1,6 Millionen US-Dollar Risikokapital hat die Firma dafür bisher erhalten.
Dagegen ist das Finanzpolster von Mapify noch vergleichsweise klein: 300.000 Euro haben Häde und sein Team im Frühjahr von Investoren eingesammelt. Umso größer sind dafür die Namen der Geldgeber: An Mapify beteiligt haben sich mit Gunnar Froh beispielsweise der ehemalige Deutschland-Chef von Airbnb sowie Fredrik Posse, der beim Streaming-Dienst Spotify die Partnerschaften verantwortet. Ebenfalls an Bord ist mit Hagen Angermann ein hochrangiger Ex-Manager von Daimler.
Die Investoren sehen vor allem im Zusammenspiel aus nutzergenerierten Daten und den vielschichtigen Algorithmen von Mapify ein Alleinstellungsmerkmal: „Aus meiner Zeit bei Airbnb weiß ich, dass die Planung einer ganzen Reise über eine einzige Onlineplattform ein bisher ungelöstes Problem in der Branche darstellt“, sagt Gunnar Froh über seine Beweggründe. Die kürzlich eingeführte Funktion Mapify Plan steht laut Froh stellvertretend für das große Potenzial der Algorithmen.
Patrick Häde ist sich der großen Konkurrenz in der Branche bewusst. Sicher seien ihm Google oder auch Airbnb bei den technischen Möglichkeiten noch voraus, sagt er. Er betont aber auch: „Viele Anbieter suchen wegen unserer wertvollen Daten auch die Zusammenarbeit.“ Reiseunternehmen hätten schließlich ein großes Interesse daran, zu erfahren, wann, wohin und mit wem ein Nutzer die nächste Reise plane. „Daraus ergeben sich völlig neue Umsatzmöglichkeiten, was uns letztlich für andere Wettbewerber sehr interessant macht“, erklärt Häde.
Erste Gründung schon in der Schule
Auch die Lebensläufe der Mapify-Gründer waren sicher ein wichtiges Kriterium für den Handschlag der Investoren: Sebastian Häde, Magnus Langanke und David Pflugpeil beispielsweise gründeten in ihrer Heimatstadt Kassel neben der Webagentur Wunderfactory bereits ein Logistik-Startup mit. Der 20-jährige David Pflugpeil wurde wegen seiner Programmierkenntnisse vor zwei Jahren sogar von Apple zur Entwicklerkonferenz eingeladen.
Auch für Patrick Häde ist Mapify nicht die erste Firmengründung. Mit einem Kommilitonen baute er zuvor das Flugrechtportal Compensation2go auf, das Entschädigungen für geprellte Passagiere eintrieb. Sein erstes Startup gründete Häde aber bereits während seiner Oberstufenzeit im Gymnasium: Während seine Mitschüler sich für Mädchen interessierten, schrieb der damals 17-Jährige lieber Businesspläne. So auch für den Onlinemarktplatz That’s my Market, den Häde gemeinsam mit einem Mitschüler aus dem Informatikleistungskurs ins Leben rief.
Über das Portal konnten jüngere Jahrgänge günstig Schulbücher kaufen, die Ältere nicht mehr brauchten. Das Geschäft – finanziert aus dem Verkauf von Werbeanzeigen – lief überraschend gut. Schnell wuchs das Projekt mit 7.000 Mitgliedern zur größten Flohmarktgruppe in ganz Hessen heran. Nach nur eineinhalb Jahren musste Häde den Shop jedoch vom Netz nehmen: Wegen der großen Kundennachfrage konnten er und sein Mitschüler den Entwicklungsaufwand nicht mehr bewältigen.
Gelernt hat Häde in dieser Zeit viel. „Ich habe verstanden, wie eine Unternehmensgründung funktioniert und Onlinemarketing zum Erfolg beitragen kann – auch wenn mich am Anfang viele Mitschüler ausgelacht haben“, sagt er rückblickend.
Dem Berufswunsch des Unternehmers ist Häde folgerichtig treu geblieben. Es folgte die Mitgründung der Webagentur Wunderfactory, an der sich auch sein Bruder Sebastian sowie Magnus Langanke und David Pflugpeil beteiligten. Das verdiente Geld aus dem Agenturgeschäft steckten die Jungunternehmer schließlich in Mapify. „Insgesamt 40.000 Euro“, sagt Häde. Um seine inzwischen vierte Startup-Gründung auf sichere Beine zu stellen, ging der Jungunternehmer im vergangenen Jahr sogar an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Dort besuchte er Informatikvorlesungen und brachte Mapify in das Finanzierungsprogramm der renommierten Universität. Aus dem Topf des MIT erhielt das damals noch in den Kinderschuhen steckende Startup 5.000 Euro sowie erste Serverkapazitäten.
„Tut Dinge, die nicht skalieren“
Nicht gerade ein üppiges Starterpaket, um die Idee von einem weltumspannenden Reisenetzwerk auf Anhieb bekannt zu machen. Zumal Mapify aus Kostengründen bis heute weder in Onlineanzeigen noch in Suchmaschinenoptimierung investiert hat, wie Häde klarstellt. Das Wachstum entstehe ausschließlich organisch. Zu verdanken hat das Startup dies auch einer ungewöhnlichen Taktik: der Zusammenarbeit mit Influencern.
Durch einen Zufall entdeckte Häde während seines Auslandssemesters in San Francisco den Youtube-Kanal des professionellen Naturfilmers Tobias Schnorpfeil. Der 27-jährige Deutsche hatte sich dort und bei Instagram mit insgesamt 50.000 Followern bereits eine beachtliche Reichweite aufgebaut. Als Vielreisender stieß er jedoch selbst schnell an die Grenzen des sozialen Netzwerks. Als Häde ihm per Skype von seiner Idee erzählte, war Schnorpfeil sofort angefixt. So sehr, dass er sich nicht nur bei Mapify anmeldete, sondern auch als Teilhaber in die neu gegründete Firma einstieg. Im Gegenzug übernahm Schnorpfeil die Verantwortung für die Contentstrategie auf der Plattform und tritt bis heute als Markenbotschafter für das junge Startup auf.
Mit beachtlicher Wirkung: Die Zahl der auf Mapify aktiven Influencer hat sich seitdem vervielfacht. 180 Reise-Influencer mit mehreren Tausend Followern teilen heute regelmäßig ihre Erlebnisse auf der Plattform. Für das junge Startup eine Win-win-Situation: Zum einen werden wichtige Nutzer von Konkurrenzplattformen wie Instagram abgeworben, zum anderen kommen ständig neue Daten hinzu, die von den Algorithmen wiederum genutzt werden können, um noch bessere Reiseempfehlungen für Nutzer zu generieren.
Trotzdem ist diese Strategie allein noch kein Patentrezept für den Erfolg einer Technologiefirma. Schließlich bringt das größte Nutzerwachstum wenig, wenn ein Großteil von ihnen der Plattform schon nach wenigen Tagen wieder den Rücken kehrt. Das Team hinter Mapify arbeitet daher nicht nur zahlengetrieben.
Um Nutzer bei der Stange zu halten, hat es sich vielmehr einer für Startup-Verhältnisse untypischen Philosophie verschrieben: „Tut Dinge, die nicht skalieren“, sagt Häde. Den denkwürdigen Satz hat sich der Unternehmer zugegebenermaßen nicht selbst ausgedacht. Er stammt von Paul Graham, einem der Mitgründer von Y-Combinator, jener Startup-Schmiede aus dem Silicon Valley, die bereits Airbnb und Dropbox groß gemacht hat. In einem Blogpost hat Graham Gründern geraten, nicht nur an die Nutzerakquise zu denken. Es gehe auch darum, neue Kunden glücklich zu machen: „Ihre ersten Benutzer sollten das Gefühl haben, dass die Anmeldung bei Ihnen eine der besten Entscheidungen war, die sie je getroffen haben“, schreibt Graham. Der Investor verweist auf ein amerikanisches Startup für Online-Umfragen, das jedem Neukunden eine handgeschriebene Dankeskarte zuschickte. Ein wichtiger Tipp, den auch Mapify beherzigt hat.
So erhalten Nutzer nach der Registrierung nicht nur eine persönlich von Geschäftsführer Patrick Häde unterzeichnete E-Mail. Wer besonders viele Reisemomente in der App teilt, bekommt außerdem T-Shirts, Sticker, Jutebeutel oder Trinkflaschen mit dem Firmensignet von Mapify nach Hause geschickt.
Nette Gesten, die das Startup viel Zeit und Geld kosten. Trotzdem zahlt sich die Investition in den Augen von Häde aus: „Die Nutzer sind loyaler und viel eher bereit, uns wertvolles Feedback zu geben, das wir in der Weiterentwicklung der Plattform berücksichtigen können“, sagt der Unternehmer.
So verwundert es nicht, dass Mapify für die Zukunft längst eine lange Liste an neuen Ideen in der Schublade hat. „Viele Nutzer wünschen zum Beispiel noch eine To-do-Liste und eine Suchfunktion für passende Mitreisende“, sagt Häde. Vorstellbar sei darüber hinausgehend ein kostenpflichtiges Abonnement, das Nutzern weitere Vorteile bei der Verwirklichung ihrer Traumreise verschafft. „Wir denken da konkret an Rabatte für eine Outdoorausrüstung oder Zutritt für die Lounge am Flughafen.“ Auf lange Sicht will er sogar einen professionellen Beratungsservice nicht ausschließen. Viele junge Leute hätten oft gar keine Zeit, eine Rundreise bis zum Ende durchzuplanen. Auf Basis der persönlichen Wünsche – und über die Algorithmen hinaus – könnten Experten gegen Aufpreis dann individuelle Reisen für Nutzer erstellen, sagt Häde. Spätestens dann werde Mapify auch für die klassischen Reisebüros eine ernst zu nehmende Bedrohung.
Bis es so weit ist, benötigt Mapify jedoch erst einmal frisches Geld. Geplant haben die Gründer eine Kapitalspritze von rund 1,5 Millionen Euro. Bereits seit einigen Monaten reist Häde dafür regelmäßig zurück nach Kalifornien, um vor Ort mit Investoren zu sprechen. Einen Abschluss der Finanzierungsrunde erwartet er noch in diesem Sommer. Mit dem Geld will Häde dann auch das Personal weiter ausbauen. Bis zum kommenden Jahr, sagt er, werde sich das Team auf rund 20 Mitarbeiter vergrößern. Auch eine Expansion in die USA sei dann denkbar.
Weiterhin kein Geld will der Jungunternehmer aus Kassel dagegen in Werbung stecken. Auch, weil Mapify nach wie vor kräftige Anschubhilfe aus Cupertino bekommt. Apple bewirbt das Reisenetzwerk wie neulich an Weihnachten inzwischen regelmäßig im App-Store. Die damit verbundenen Besuchermassen bringen das iPhone von Patrick Häde aber nicht mehr zum Glühen. Seine Serverkapazitäten hat das Startup längst aufgestockt.
Dieser Text erschien zuerst im t3n Magazin Nr. 53 im August 2018.
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