Startup-Check: Diese 7 Neugründungen solltet ihr kennen
Pendix: Fahrradakku in Trinkflaschen-Optik
Ein Lithium-Ionen-Akku mit bis zu 160 Kilometern Reichweite: Die Zwickauer Jungfirma Pendix wirbt mit einem nachrüstbaren Elektroantrieb für Fahrräder. Der 30 Zentimeter hohe Zylinder in mattem Schwarz wird am Unterrohr aufgesteckt und mit einem kleinen Motor am Tretlager verbunden. Laut Startup sind Geschwindigkeiten von bis zu 25 Kilometern pro Stunde möglich – egal, ob es sich um ein Mountainbike oder Klapprad handelt. Ebenfalls erwähnenswert: Der ab 999 Euro teure Elektroantrieb denkt mit. Sensoren erkennen automatisch, in welchem Winkel, mit welcher Kraft und Geschwindigkeit der Fahrer in die Pedale tritt. Das optimiere die Kraftabgabe durch den Motor, versprechen die Gründer.
Unser Urteil: Gute Erfolgsaussichten. Die Nachfrage nach E-Bikes stieg zuletzt um 37 Prozent an, dazu kommen allein 2018 vier Millionen verkaufte und potenziell mit Pendix nachrüstbare Räder. Eine Bedingung: Die Antriebe müssen auch für Privatleute zuhause einfach zu montieren sein.
Vyble: Die Gehaltsoptimierer
„Mehr Netto vom Brutto ist unser Ziel“, erklären die Macher von Vyble. Hinter dem Startup aus Rostock steht die Idee, die Lohnbuchhaltung mit einer Cloudsoftware zu digitalisieren. Der Clou: Neben gängigen Funktionen zur beleglosen Be- und Abrechnung von Gehältern hält die Software einen Algorithmus zur Gehaltsoptimierung bereit. In Minutenschnelle wird analysiert, welche der knapp 30 steuermindernden Extras – etwa Tankgutscheine, Essenszulagen oder Diensthandy – sich am positivsten auf die Gehaltsabrechnung des Mitarbeiters auswirken. Was Steuerberater sonst mühsam per Hand durchrechnen, übernimmt Vyble automatisch – wovon auch Arbeitgeber profitieren. Sie können die Kosten für die Lohnabrechnung angeblich um durchschnittlich 50 Prozent senken. Während einer 14-tägigen kostenlosen Testphase lässt sich das überprüfen.
Unser Urteil: Yet another Lohnbuchhaltungssoftware? Dachten wir auch. Die automatische Gehaltsoptimierung könnte aber zum Hit werden. Vorausgesetzt, die Algorithmen sind sauber programmiert.
Voiio: Familie und Beruf vereint
96 Prozent aller Beschäftigten mit Kind ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf laut Studien sehr wichtig. Leider sieht die Realität in vielen Unternehmen anders aus: Keine Kinderbetreuung, komplizierte Urlaubsanträge – Stress ist vorprogrammiert. Voiio will das ändern: Das Berliner Startup bietet eine Online-Buchungsplattform für Ganztagsbetreuung und Ferienaktivitäten. Mitarbeiter können für ihre Kids Malkurse in der Natur buchen, sie ins Fußballcamp schicken oder in eine Drohnenfahrschule, die an die Faszination Technik heranführt. Und das Beste daran ist: Der Arbeitgeber zahlt alles, und der Transfer zur gebuchten Aktivität ist inklusive.
Unser Urteil: Hat Potenzial, entlastet Eltern aber nur an den 85 schulfreien Tagen im Jahr. Vielleicht fällt den Gründern ja noch was für den Rest der Zeit ein?
Lunchnow: Per App zu Tisch
Mittags mal raus aus dem Bürostuhl, sich gesund ernähren und das am besten noch zusammen mit ein paar Kollegen. Was oft eine unübersichtliche Flut an Slack-Nachrichten bedeutet, soll mit der App von Julian Brott und Mark Witt ganz fix organisiert sein. Lunchnow heißt ihr Service: Standort eingeben, Gerichte und Preise umliegender Lokale vergleichen, gemeinsam auswählen und losmarschieren! Die Gründer wollen so nicht nur die Mägen hungriger Büromenschen füllen, sondern die Kassen der Gastronomen gleich mit. Durch das Startup aus Hamburg dürfen sich Gastronomen mehr Zulauf zu ihren günstigen Mittagsangeboten erhoffen – was letztlich auch die Grundlage für das Geschäftsmodell hinter Lunchnow ist: Von teilnehmenden Partnerlokalen behält das Startup nämlich eine Servicegebühr von bis zu 50 Euro pro Monat ein.
Unser Urteil: Günstig essen und soziale Kontakte pflegen – ein guter Deal. Mit knapp 800 Restaurants in Hamburg und Frankfurt hat Lunchnow für den Anfang bereits eine ordentliche Abdeckung. Jetzt müssen zügig weitere Städte folgen, damit die Netzwerkeffekte greifen.
Tiliter: Die Kamera kassiert mit
Piep, piep, tipp, tipp, piep: Dieses Geräusch kennt jeder Supermarktkassierer zu Genüge. Das Problem: Unverpackte Waren wie Obst und Gemüse lassen sich nur schwer scannen oder müssen mangels Strichcode manuell am Kassenterminal abgerechnet werden. Das kostet viel Zeit und verlängert Warteschlangen. Hier kommt Tiliter ins Spiel: Die deutsch-australische Jungfirma mit Sitz in München hat ein kameragestütztes Kassensystem für Kassierer und Self-Checkouts entwickelt, das Produkte ohne Strichcode per Objekterkennung automatisch erfasst und abrechnet – laut Unternehmen in unter einer Sekunde und mit 99 Prozent Genauigkeit.
Unser Urteil: Nur eine Brückentechnologie in bald kassenlosen Supermärkten. Mit Partnern wie Media-Saturn hat Tiliter das Know-how dazu aber schon an Bord.
Lambus: Stressfreier reisen
Bei vielen Gruppenreisen sorgt allein schon die Planung für Urlaubsreife. Die Mietwagenbuchung hat sich irgendwo im E-Mail-Postfach verloren, die Datei zur Hostelanfahrt wurde vor Wochen einmal bei Whatsapp gepostet, und verdammt: Wer hat eigentlich die Flugtickets ausgedruckt? Lambus aus Osnabrück verspricht weniger Stress: Gruppen können alle Reisedokumente zentral über eine Smartphone-App verwalten und ihre Reise gemeinsam und detailliert vorbereiten. Steht beispielsweise eine mehrwöchige Europarundreise an, lassen sich Packlisten anlegen und Wunschstopps auf einer virtuellen Karte markieren, die zu einer passenden Route verknüpft werden können. Eine integrierte Bezahlfunktion soll zudem Streit bei der Auslage von Reisekosten vermeiden. Für Nutzer ist die App kostenlos, die Osnabrücker wollen vor allem an Provisionen aus Hotel- und Flugbuchungen verdienen.
Unser Urteil: Klingt nach echtem Problemlöser. Statistiken zeigen aber: 80 Prozent aller Gruppenreisen werden pauschal bei Veranstaltern gebucht – auch weil’s bequem ist. Auf die Macher von Lambus wartet also viel Aufklärungsarbeit, dass stressfreies Reisen auch per App geht.
Flipcar: Die Mietwagen-Revolution?
Vollmundige Versprechen sind wir von Gründern ja gewohnt, aber das hat eine neue Qualität: Nur einen Euro verlangen Okan Gürsel und Sven Gunkel für jede über ihre App gebuchte Mietwagenfahrt. Wie das gehen soll? Nun: Die beiden Flipcar-Gründer aus Bremen vermitteln die notwendigen und bis zu mehreren Hundert Euro teuren Überführungsfahrten gewerblicher Autovermietungen einfach an Privatleute mit konkretem Reiseziel. So müssen keine Werkstudenten beschäftigt werden, zudem ergibt sich für Nutzer im Vergleich zu Fahrten mit Bus oder Bahn ein Zeit- und Preisvorteil. „Die Autovermieter sparen so bis zu 80 Prozent ihrer Überführungskosten“, erklären die Gründer. Branchengrößen wie Europcar gehören bereits zu ihren Partnern. Das beantwortet auch die Frage, wie Flipcar eigentlich Geld verdient: Nämlich über Provisionen aus vermittelten Überführungsfahrten.
Unser Urteil: Sieht nach einer typischen Win-win-Situation für alle Beteiligten aus. Aber: Damit sich der Service für Autovermieter lohnt, muss Flipcar die Überführungsfahrten auch garantieren können. Bei erst wenigen Tausend Nutzern ist das kaum möglich. Und damit mehr Nutzer kommen, muss das Streckenangebot vielfältiger werden.
Ebenfalls interessant:
- GmbH: Die ultimative Checkliste zur Unternehmensgründung
- UG: Die ultimative Checkliste zur Gründung der Billig-GmbH
- Was taugt deine Geschäftsidee? Ein Schnellcheck in 7 Schritten