Technische Probleme: Was hilft, wenn nicht einmal mehr die KI helfen kann

Wer heutzutage Software- oder Hardwareprobleme hat, ist gut dran: Eine kurze Suchmaschinensuche reicht, denn man kann sich ziemlich sicher sein, dass irgendjemand das Problem schon einmal hatte und ein Forum damit beehrt hat – oder ein findiger SEO hat das Thema so aufbereitet, dass es quasi mich findet. Neben einer genauen Erklärung helfen dann Screenshots und Videos. Und seit Kurzem muss ich mich nicht einmal mehr durch die Suchergebnisse wühlen. Das macht die KI für mich und wirft mir die Ergebnisse als konkrete Antwort auf meine Frage aus und schickt fragmutti.de damit in Rente. RIP, my love.
Auch wenn das eine gute Sache ist, kommt mir das als Millennial manchmal unfair vor. Wir sind aufgewachsen, als Technologie noch eine echte Herausforderung und Drag & Drop ein weit entfernter Traum war und man sich durch eine Odyssee von Codes und Konfigurationen kämpfen musste. Hier lernte ich Frustration kennen – später lernte sie, mich zu fürchten.
Früher galt: Hilf dir selbst
Ich erinnere mich noch gut, wie eines Abends einfach kein Ton mehr aus den Boxen an meinem selbst zusammengezimmerten Desktop-PC kam. Eben ging noch alles. Hatte doch nur den PC aufgeräumt. Hier mal eine Runde Defragmentieren und einen manuellen Antivirendurchlauf, und dort ein bisschen was löschen, um den knappen Speicherplatz nicht zu schröpfen. Und Löschen war das Stichwort des Abends. Nach stundenlanger Recherche wusste ich endlich, was passiert war: Ich hatte den Audiotreiber gelöscht. Mit aus Foren zusammengeklaubten Anleitungsschritten brachte ich nach vier Stunden wieder den Ton auf die Boxen. Alles, was am selben Tag gelöst werden konnte, hat mich nicht gejuckt. Ständiges Trial and Error gehörte dazu.
Das hörte keineswegs beim eigenen Computer auf, sondern betraf irgendwie alles im Digitaluniversum. Für das SocialMedia-Portal unserer Zeit (und forever the best of the best) Myspace brauchte man mehr als nur gute Fotos. HTML und CSS musste man schon mitbringen, wenn man „Influencer“ sein wollte. Mit einem Standard-Template in die Topfreunde? Vergiss es! Ganz zu schweigen von der Zeit, als Fotos noch keine Rolle im sozialen OnlineAustausch spielten und man Bilder aus allen verfügbaren Zeichen der Tastatur per ASCII-Art selbst für den Chat bauen musste.
Friedhof der KI-Projekte: Weshalb so viele Tools bereits wieder eingestellt wurden
Neben dem Tüfteln wurde auch die Ausdauer geschult, da das Lösen von Problemen Tage dauern konnte. Zum Beispiel, weil man bis zum späten Abend gewartet hat, um nur drei statt sechs Mark die Stunde für Internet zu zahlen, weil Yahoo längst nicht alle Antworten hatte und man im Freundeskreis nachfragen musste, oder weil das Herunterladen und Installieren von zur Lösung behilflichen Tools und das anschließende Eliminieren der Adware Stunden dauerte.
Auch meine jahrelange Tätigkeit als Computerspezialistin für Familie und Nachbarschaft war meiner Ausbildung zuträglich: Problemlösung per Telefonfernwartung mit ungenauer Fallbeschreibung. Ich konnte mir nie sicher sein, was meine Mutter meinte, wenn sie „Fenster“ sagte: tatsächlich ein Programmfenster, das Fenster auf dem Desktophintergrund oder ihr Wohnzimmerfenster. Und dennoch haben wir auf diesem Weg sogar die Trojaner- Attacke eliminiert. Wer Eltern mit PC- Zugang hatte, ging durch die harte Schule ohne Screenshots und Remotezugriff.
Heute regelt die KI – oder nicht?
Heute kann man Mutti einfach an ChatGPT verweisen, KI regelt. Die Kids (sofern man das noch sagen darf, die älteren Gen Z kommen ja nun auch schon bald in die 30er) haben eine extrem geringe Frustrationstoleranz, wenn es um Technik- und Softwareprobleme geht. Sie sind es gewohnt, dass Dinge intuitiv funktionieren und sich Probleme mit geringem Aufwand lösen lassen. Und irgendwann kommt es doch: dieses eine Problem, das sich nicht durch eine Google-Suche lösen lässt. Ich stieß neulich zum Beispiel auf ein Video einer Gen-Z-Person, bei der jeden Morgen ein Alarm auf dem Handy losgeht. Seit Jahren! Über mehrere Telefone hinweg. Unlösbar, offenbar. KI weiß nicht weiter, die Crowd auch nicht.
Nie wieder genervt von Excel: Wie KI die Tabellenkalkulation verändert
Dann muss wohl eine Macht her, die größer ist als die allwissende Maschine: ich. Wenn angeblich „alles“ probiert wurde, wird es für mich erst spannend. Die Jahre des Trial and Error haben definitiv eine Narbe hinterlassen: Größenwahn, wenn es um das Lösen technischer Angelegenheiten geht! Denn während die besagte Person seit Jahren mit dem täglichen ungewollten Wecker lebt, kann ich nicht mehr schlafen – weil ich besessen davon bin, ihr Problem zu lösen. (Wirklich. Bitte melde dich!)
Hallo Melanie, auch wenn die KI dir inzwischen auch bei Haushaltsfragen weiterhilft: Danke für deine Liebeserklärung! Mütterliche Grüße von Bernhard und dem Frag-Mutti-Team <3
Vielleicht schaust du ja doch noch hin und wieder bei uns rein :)