Der im Dax notierte Lieferdienstleister Delivery Hero schreibt seit Jahren rote Zahlen. Doch das Unternehmen hat jetzt angekündigt, man wolle 2023 erstmals auf Konzernebene profitabel sein. Möglich werden soll das über eine Fremdfinanzierung in Gesamthöhe von 1,4 Milliarden Euro. Die aus zwei Kreditlinien bestehende Finanzierung soll über fünf Jahre laufen. „Wir haben eine solide und diversifizierte Kapitalstruktur aufgebaut, die uns finanzielle Flexibilität und reichlich Liquiditätspuffer bietet, um unsere strategischen Prioritäten zu erfüllen“, zitiert das Handelsblatt Konzernchef Niklas Östberg.
Im aktuellen Geschäftsjahr bestätigte Delivery Hero seinen bisherigen Ausblick von Mitte Februar, wonach das Unternehmen mit einem Verlust im operativen Geschäft rechnet. In dem Ausblick sei auch der neueste Zukauf Glovo aus Spanien berücksichtigt, erklärt Delivery Hero.
Quick-Commerce-Engagement erfordert hohe Investitionen
Die Börse reagierte wohlwollend auf die erklärte Gewinnabsicht in 2023: Die Aktie von Delivery Hero legte zwischenzeitlich um 13 Prozent zu und liegt immer noch zehn Prozentpunkte über dem letzten Schlusskurs. Das ist auch bitter nötig – denn alleine in den letzten drei Monaten hat sich der Kurs nahezu halbiert und alleine im Februar belasteten unerwartet hohe Verluste den Wert um 30 Prozent.
Ähnlich wie viele Mitbewerber engagiert sich Delivery Hero auch im Schnellliefergeschäft für Lebensmittel – doch der Bereich „Integrated Verticals“, dem das zugeordnet ist, könnte im laufenden Geschäft einen Verlust von 525 Millionen Euro bringen. Das Unternehmen riskiert somit viel für einen Markt, dessen Zukunftsaussichten alles andere als sicher sind.
Vor einigen Wochen hatte CEO Östberg für Schlagzeilen gesorgt, da er zur digitalen Jahreshauptversammlung des Unternehmens nicht erschienen war – ein Schritt, der das Vertrauen der Anleger nicht erhöht haben dürfte. Wirklich verständlich ist auch nicht, warum sich Delivery Hero so schwertut: Das Liefergeschäft mit Essen hat in der Pandemie deutlich zugenommen und auch Delivery Hero schaffte im letzten Geschäftsquartal mit 775 Millionen Bestellungen fast ein Drittel mehr Bestellungen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch der Umsatz stieg 2021 konzernweit um 89 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro an – alleine das Problem der fehlenden Profitabilität bleibt aktienkursbelastend.