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Lebensmittel liefern lassen: Kommt das Trendthema diesmal wirklich an?

Lieferdienste für Lebensmittel boomen. Eine aktuelle Studie hat jetzt gezeigt, was die Kunden noch vermissen und welche Erfahrungen sie mit Rewe, Gorillas und den Mitbewerbern gemacht haben. 

Von Tobias Weidemann
4 Min.
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E-Commerce: Das Geschäft mit Lebensmittel-Lieferungen boomt. (Foto: aluxum – Shutterstock)

Immer mehr Menschen bestellen Lebensmittel über das Internet. Kaum eine Woche vergeht deshalb ohne Schlagzeilen rund um Lebensmittellieferdienste und vor allem die Newcomer Gorillas und Flink. Kein Wunder, denn immerhin geht es beim Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland um ein jährliches Marktvolumen von mehr als 200 Milliarden Euro. Doch wie viele Deutsche bestellen eigentlich Brot, Milch und Co. im Netz und wie viel Potenzial ist noch da? Das Marktforschungsunternehmen Appinio hat im Auftrag vom PaaS-Commerce-Anbieter Spryker repräsentativ in Deutschland nachgefragt. Denn Daten aus wirklich belastbaren Quellen wie dem Statistischen Bundesamt gibt es für den Online-Lebensmitteleinzelhandel noch nicht. Herausgekommen ist so der aktuellste und umfangreichste Datensatz zu Nutzung und Markenwahrnehmung bei Lebensmittellieferdiensten für den deutschen Raum.

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Bemerkenswert ist, wie weit verbreitet das Thema bereits ist – auch und gerade durch die Coronakrise. Gut ein Drittel (36 Prozent) der Deutschen kauft zumindest gelegentlich Lebensmittel online ein, etwa per Online-Supermarkt oder über andere Lieferdienste. Acht Prozent der Befragten kaufen sogar größtenteils oder ausschließlich online – das ist ein erstaunlich hoher Wert beim aktuellen Marktstand. Erwartungsgemäß hoch ist der Anteil der Onlinekunden in Großstädten und Ballungsräumen. In Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern kaufen 43 Prozent mindestens gelegentlich online Lebensmittel ein und in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern bestellen schon 14 Prozent ihre Lebensmittel größtenteils online, fünf Prozent sogar ausschließlich.

Jeder Dritte kauft nicht gerne im Supermarkt ein

So richtig Spaß macht vielen der Einkauf im Supermarkt offenbar nicht. Denn knapp ein Drittel aller Teilnehmer (31 Prozent) gab an, dass es für sie etwas Unangenehmes ist, im Supermarkt einzukaufen. Dabei waren die älteren Zielgruppen etwas weniger negativ, während die Zahl der Ablehnenden bei größerer räumlicher Distanz zum nächsten Supermarkt zunahm.

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Analog dazu bewerten die Kunden auch die Vor- und Nachteile von stationären und Onlinevarianten beim Lebensmitteleinkauf: Mit der Auswahl vor Ort waren diejenigen, die das Einkaufen im Supermarkt als unangenehm empfinden, neun Prozent zufriedener, auch die Verfügbarkeit wurde um sieben Prozent besser bewertet. Bei Service/Kundenfreundlichkeit sowie dem generellen Einkaufserlebnis schneiden jedoch die Online-Varianten besser ab. Insgesamt sind die Online-Besteller mehrheitlich mindestens tendenziell zufrieden auf allen abgefragten Kriterien.

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Rewe bekanntester Lieferdienst, Gorillas holen auf

Doch welche E-Food-Anbieter sind die Bekanntesten in Deutschland? Fragt man die Deutschen gestützt, also ob sie von bestimmten Marken schon einmal gehört haben, liegt Rewe mit einer Bekanntheit von 75 Prozent vorne. Es folgen Hellofresh (65 Prozent), Amazon Fresh (44 Prozent) und Real (40 Prozent). Der einstige Online-Pionier Rewe erntet also gerade bei der Stärke seiner Online-Brand heute die Früchte für den frühen Einstieg in den Online-Lebensmittelhandel. Warum die Deutschen online Lebensmittel bestellen, ist unterschiedlich: 16 Prozent erklären, dass sie dies für den spontanen Einkauf tun, etwa wenn sie feststellen, dass eine Kochzutat fehlt. 31 Prozent nannten Faulheit und Bequemlichkeit als Grund, 46 Prozent die fehlende Zeit – und 21 Prozent erledigen so den Wocheneinkauf.

Doch hinzugekommen sind in den letzten Monaten und Jahren neben den etablierten Retailern auch neue Anbieter im Quick Commerce wie Gorillas und Flink. So bringt es Picnic laut der Studie insgesamt auf zehn Prozent, Gorillas auf neun Prozent und Flink auf fünf Prozent gestützte Markenbekanntheit. Das mag auf den ersten Blick nicht viel sein, wenn man aber bedenkt, dass die Unternehmen teilweise nur in einzelnen Großstädten am Markt sind, relativiert sich das. Zudem hat Gorillas in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen, also dem bisher überwiegenden Liefergebiet, eine noch viel höhere Bekanntheit. Dort kennt fast jeder Dritte (27 Prozent) Gorillas, während es Picnic und Flink „nur“ auf einen Bekanntheitsgrad von jeweils 14 Prozent bringen.

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Zahl der Online-Besteller verdoppelt sich bis 2023

Der E-Food-Trend beschleunigt sich in Deutschland. Die Appinio-Studie sagt voraus, dass sich in nur zwei Jahren der Anteil der Online-Besteller von 34 Prozent auf fast 70 Prozent verdoppeln wird. Der Anteil derjenigen, die Lebensmittel größtenteils oder ausschließlich online bestellen, wird sich sogar von knapp acht Prozent auf mehr als 21 Prozent fast verdreifachen. Und 26 Prozent der Deutschen, die heute schon viele Lebensmittel online einkaufen, gehen davon aus, dass sie in zwei Jahren ausschließlich online bestellen werden. Selbst von den Teilnehmern, die heute ausschließlich stationär einkaufen, geht mehr als die Hälfte (54 Prozent) davon aus, dass sie in zwei Jahren mindestens teilweise online Lebensmittel bestellen werden, jeder Zehnte von ihnen sogar größtenteils oder ausschließlich.

Dennoch bleibt für die Lebensmittellieferdienste noch einiges zu tun: 15 Prozent derer, die hier schon Erfahrungen haben, berichten von fehlenden Lieferfenstern und –terminen, 22 Prozent beklagen, die empfundene Frische der Lebensmittel sei nicht optimal gewesen. Bei 15 Prozent kam die Lieferung nicht zum gewünschten Zeitpunkt an, bei 23 Prozent nicht vollständig. Und jedem Dritten (35 Prozent) war der Mindestbestellwert zu hoch.

Auch wenn die Spryker-Studie, die repräsentativ bei 2.507 Menschen in Deutschland erhoben wurde, auf einen baldigen Boom der Lebensmittellieferdienste hindeutet, darf man gespannt sein. Denn dass Lebensmittel online bestellen und an die Haustür geliefert bekommen, das „nächste große Ding“ ist, wird mindestens seit fünf Jahren regelmäßig behauptet.

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