3 Tage Büro, 2 Tage Homeoffice: Amazon öffnet sich für hybrides Arbeitsmodell

Ende März erst hatte Amazon angekündigt, dass es für seine Belegschaft die Rückkehr zum „bürozentrierten“ Ansatz verfolge. Entsprechende Pläne seien in Arbeit. Am Donnerstag überraschte der E-Commerce-Gigant Belegschaft und Öffentlichkeit dann mit einer neuen Herangehensweise, die einen beachtlichen Pivot bedeutet.
3:2 – Büro vs. Homeoffice
Künftig werde Amazon seinen Mitarbeitenden – zumindest in einigen Ländern – ein flexibles Arbeitsmodell anbieten. Das neue „Basis-Modell“ bestehe danach aus drei Tagen Büro und zwei Tagen Homeoffice pro Woche.
Dabei werde innerhalb der Teams jeweils festgesetzt, welche konkreten Tage der Woche von wem wo verbracht werden. Das geht aus einem internen Memo hervor, das der Tech-Konzern an die Belegschaft verschickt und das seinen Weg zum Lokalmedium Mynorthwest aus Seattle im US-Bundesstaat Washington, wo Amazon sein Hauptquartier betreibt, gefunden hatte.
Auch reine Remote-Worker will Amazon zulassen
Wer noch mehr Flexibilität benötigt, kann die nach dem neuen Konzept ebenfalls erhalten – allerdings zu einem Preis. So können sich Amazon-Mitarbeitende, die weniger als drei Tage in der Woche ins Büro kommen möchten, einen Status geben lassen, der es ihnen erlaubt, „primär als Remote-Mitarbeiter zu gelten“.
Dabei handelt es sich nicht um das Regelmodell, sondern um eine individuell zu begründende Ausnahmeregelung. Wer die in Anspruch nehmen möchte, muss damit leben, keinen eigenen Büro-Schreibtisch mehr zu haben. Derlei Mitarbeitende sollen stattdessen an den Tagen, an denen sie im Büro anwesend sind, einen „agilen Arbeitsbereich nutzen, der Raum für die Zusammenarbeit bietet“.
Zur Erklärung der Abkehr vom ursprünglichen Bürofokus, lässt Amazon wissen, dass „die Überlegungen darauf basieren, was unserer Meinung nach für die Kunden am vorteilhaftesten ist, während wir gleichzeitig versuchen, den Mitarbeitern mehr Flexibilität in ihrer Arbeitsumgebung und ihrem Leben zu geben.“
Ab dem 7. September 2021 soll die neue flexible Arbeitszeitregelung für Mitarbeiter in den USA, Großbritannien, Israel, Australien, Neuseeland, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten in Kraft treten. Das Unternehmen weist aber auch darauf hin, dass „die meisten unserer Büros geöffnet sind und die Mitarbeiter an vielen Standorten nach und nach zurückkehren.“
US-Tech-Riesen zeigen sich generell offen für hybriden Ansatz
Der Übergang zu einer hybriden Arbeitswelt, der durch die Coronapandemie eingeleitet wurde, hat bereits in vielen Unternehmen zu dauerhaften Veränderungen geführt. So hatte auch Microsoft Mitte März angekündigt, dass es selbst nach der Rückkehr eines Teils seiner Mitarbeiter in die Büros Mitte 2021 weiterhin „hybride Arbeitsplätze“ geben werde.
Der iPhone-Hersteller Apple hatte erst vor wenigen Tagen eine zu Amazon ganz ähnliche Regelung verkündet. Ab September sollten Mitarbeitende an Montagen, Dienstagen und Donnerstagen wieder verpflichtend im Büro im Apple-Campus in Cupertino anwesend sein. Dafür hatte sich Apple-Chef Tim Cook einen bösen Brief von Teilen der Belegschaft eingehandelt. Die steht nämlich nicht geschlossen hinter der Strategie und würde teils lieber im Homeoffice bleiben.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte schon im Januar angekündigt, dass Mitarbeiter mit längerer Betriebszugehörigkeit einen permanenten Status als Heimarbeiter beantragen können. Zudem gehe er davon aus, dass innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre die Hälfte der Mitarbeiter des Unternehmens aus der Ferne arbeiten wird.
Hybride Modelle auch in Deutschland auf dem Vormarsch
Auch in Deutschland bekennen sich mehr und mehr Arbeitgeber mindestens zu einem hybriden Ansatz aus Büro und Homeoffice. Hier hat etwa die US-IT-Firma Hewlett Packard Enterprise (HPE), dessen deutscher Ableger in Böblingen rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt, das Homeoffice generell zum neuen Standard-Arbeitsort für die meisten Mitarbeiter erklärt.
Auch beim Software-Konzern SAP, der schon vor der Pandemie bis zu vier Tage Homeoffice erlaubt hatte, ist die Unternehmensführung inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass es „bei den meisten SAP-Mitarbeitern keine Rolle spielt, von wo aus sie arbeiten“, wie es SAP-Personalchef Cawa Younosi formuliert.
Der Technologiekonzern Siemens will das mobile Arbeiten nach eigener Aussage ebenfalls „dauerhaft als Standard etablieren“. Ziel sei es, dass alle Beschäftigten weltweit im Schnitt stets zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten können.
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