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40 Prozent der Arbeitnehmer bearbeiten E-Mails im Bett

Noch die Mail vom Chef abfragen und die Infos an den Kunden weiterleiten? Gut, dass du dafür nicht länger im Büro sitzen musst. Trotzdem sind diese Übergriffe in den privaten Bereich nicht unkritisch – ja, sogar gesundheitsschädlich, sagt eine aktuelle Studie.

Von Alexandra Vollmer
3 Min. Lesezeit
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Abends noch Mails abzufragen, ist nicht nur kritisch für das private Miteinander, sondern kann auch handfeste Konzentrationsprobleme hervorrufen. (Foto: syda productions/Shutterstock)

Feierabend. Doch ganz geschlossen ist die Bürotür dann doch nicht. Mal eben schnell den Kalender für die nächste Woche checken, eine eilige Kundenanfrage beantworten oder einen wichtigen Gedanken auf die To-do-Liste setzen – mit einem dienstlich genutzten Smartphone ist das auf dem heimischen Sofa genauso möglich wie am Dienst-PC. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes greift mittlerweile fast jeder Zweite von zu Hause auf seine Arbeitsmails zu – besonders häufig über das Smartphone.

Rückkehr zur 6-Tage-Woche

Eine Dehnung der Bürozeit stellt auch die aktuelle Akad-Studie fest. Sie hat die Konsequenzen der etablierten Kommunikationsmittel auf die Arbeitsweise der Menschen untersucht und dafür fast 1.300 Vollzeitkräfte befragt. Danach nutzen 40 Prozent der Pendler mit einem Fahrweg von 60 Minuten die Fahrtzeit zum Arbeiten. 44 Prozent bearbeiten ihre Mails am Samstag, immerhin noch 32 Prozent am Sonntag. Dabei geben sämtliche Befragten an, die Mails aus freien Stücken fortlaufend abzurufen. Arbeitnehmer häufen so pro Woche im Durchschnitt 7,5 Überstunden an. Damit kehren wir de facto zu einer Sechs-Tage-Woche zurück, so die Studie. Die Übergriffe des Smartphones sind jedoch nicht nur zeitlicher Natur. Die Angaben zeigen auch, wie sehr die Abfrage beruflicher Mails bereits ins häusliche Leben eingreift. Nicht nur, dass mehr als 80 Prozent der Befragten ihre Mails im Wohnzimmer bearbeiten und 30 Prozent den Posteingang im Supermarkt checken. Mehr als 40 Prozent haben ihre Mails auch schon mal im Bett bearbeitet.

Ständiger Rollenwechsel schadet der Gesundheit

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Dass Arbeit und Freizeit zunehmend verschwimmen, bleibt nicht ohne Folgen. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (Ifado) stellt fest: Wer abends viel Zeit mit seinem mobilen Bürofortsatz verbringt, ist am nächsten Tag im Büro selbst nicht mehr so arbeitsbereit wie nach einer erholsamen Atempause. Hierzu untersuchten die Autoren den Tagesablauf von 63 Testpersonen, die auch vom Smartphone Zugriff auf ihre Arbeits-Ressourcen wie dienstliche E-Mails haben. Die Teilnehmer mussten dabei nicht nur ihre individuelle Arbeitsbelastung festhalten, sondern verzeichneten auch, wie viel und wie gut sie geschlafen haben. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der ständige Rollenwechsel zwischen Arbeit und Privatleben strengt die Arbeitnehmer stark an und hat unmittelbare Folgen für die Konzentrationsfähigkeit am folgenden Tag. Die Studie bestätigt: Mobil erreichbar bleiben ist belastend. Es kostet uns viel Energie, zwischen den Rollen als Beschäftigter und als Privatperson hin- und herzuwechseln. Denn die Rollen sind mit verschiedenen Erwartungen von Arbeitgeber einerseits sowie von Familie und Freunden andererseits verbunden. Wir sind angehalten, uns zu kontrollieren und unser Verhalten an die aktuelle Situation anpassen. „Solche ‚Selbstkontrollprozesse‘ kosten Energie. Ist die erschöpft, sinkt unsere Leistungsfähigkeit“, erklärt Ifado-Studienautorin und Arbeitspsychologin Lilian Gombert.

Schlafqualität entscheidend

In der Studie gehen die Autoren davon aus, dass die Arbeitnehmer nur einen begrenzten Vorrat an Selbstdisziplin und Aufmerksamkeit haben, um die vielfältigen Anforderungen im heutigen Büroalltag zu meistern. Ist dieser aufgebraucht, kann man nicht mehr mit voller Kraft weiterarbeiten. Die Batterie muss erst wieder aufgeladen werden. Diese Aufgabe übernimmt der Schlaf. Wer gut und lange genug schlief, hatte gemäß der Studie am nächsten Morgen keine zusätzlichen Probleme am Arbeitsplatz. Gleichwohl plädiert die Co-Autorin Lilian Gombert nicht für radikale Begrenzungen am Arbeitsplatz. „Wenn ein Projekt fertig werden muss, lässt es sich nicht immer vermeiden, auch nach Feierabend noch E-Mails zu beantworten“, erklärt die Arbeitspsychologin. „Dann sollte man aber darauf achten, gut und ausreichend lang zu schlafen.“ So wird generell davon abgeraten, die Arbeits-E-Mails noch mit ins Bett zu nehmen. Für einen verantwortungsvollen Umgang in puncto Erreichbarkeit braucht es nicht nur ein hohes Maß an Achtsamkeit. Hilfreich sind hier auch klare Erwartungen von Unternehmensseite. Sind diese nicht explizit bekannt, besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter in vorauseilendem Gehorsam stets und ständig seine Mails abfragt und sich eine Arbeitsroutine einschleicht, die möglicherweise gar nicht nötig wäre, vielleicht sogar gar nicht gewollt ist.

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