Die Fintech 50 ist so etwas wie der Oscarverleihung der Fintech-Szene. Wer es in die Auswahl schafft, die eine Fachjury aus knapp 70 Experten der Branche bestimmt, der ist in der Tat einer der Erfolgreichsten. Einige der Unternehmen, die es in diesem Jahr geschafft haben, hatte man auf dem Schirm, sie zählen zu den „üblichen Verdächtigen“ in der Szene – einige waren allerdings auch eine Überraschung.
Die Auswahl der Fintech 50 ist in diesem Jahr ein guter Querschnitt durch die Fintech- und Insurtech-Szene. Dabei wird deutlich, dass sich die Branche weiter professionalisiert und wohl auch zunehmend solche Firmen Geld verdienen, die im B2B-Bereich angesiedelt sind, von denen der Endkunde also eigentlich gar nichts mitbekommt. Immer noch ist ein Großteil der europäischen Fintech-Szene in London ansässig. Es bleibt abzuwarten, ob sich das in den nächsten Jahren durch den Brexit ändern wird. Fragt man Unternehmen, die dort ansässig sind, dann ist es vor allem die große Zahl an gut ausgebildeten Finanzexperten, die hierfür eine Rolle spielt.
Fintech 50: 8 Unternehmen kommen aus Deutschland
Aus Deutschland sind insgesamt immerhin acht Unternehmen unter den 50 ausgezeichneten Fintechs:
- Clark ist ein 2015 geegründeter Robo-Advisor für Versicherungsverträge. Kunden sollen damit ihre bestehenden Versicherungen managen und neue hinzubuchen können. Rund 100.000 Kunden hat das Startup bereits, dank diverser Kooperationen mit Banken und großzügigem Funding könnten es bald noch mehr werden.
- Das in Hamburg ansässige Unternehmen Figo versteht sich als Europas erster Banking-as-a-Service-Provider und bringt mehr als 3.200 Banken und Finanzdienstleister zusammen. Das Unternehmen von Andre Bajorat wurde bereits 2012 gegründet.
- Bei IDNow handelt es sich um eine Machine-Learning-Technologie, die in Echtzeit die Identität von mehr als sechs Milliarden Menschen aus 115 Ländern validieren soll. Die patentgeschützte Videoidentifikation und die digitale Unterschrift sollen es Unternehmen ermöglichen, das Onboarding der Kunden zu vereinfachen und zu beschleunigen und die Conversion-Rates so zu erhöhen. Zu den Technologiepartnern der Münchener zählt übrigens seit einiger Zeit Giesecke und Devrient Mobile Security.
- Zu N26 muss man wohl nicht mehr allzuviel sagen. Das Startup hat sich vorgenommen, eine alternative Bank zu werden und will in nächster Zukunft auch in den USA Fuß fassen. Rund eine Million Kunden hat das Team um Valentin Stalf bereits jetzt.
- Das Fintech Raisin werden die meisten Kunden unter dem Markennamen Weltsparen kennen. Raisin hat sich zum Ziel gesetzt, Kunden Zugang zu Sparformen und -angeboten europaweit zu vermitteln. Bislang erreicht das Unternehmen über rund 40 Partnerbanken (und natürlich direkt über die eigene App) 100.000 Kunden, zu den Kooperationspartnern zählen die DAB BNP Paribas sowie Vanguard.
- Risk Methods ist eine Supply-Chain-Risikomanagement-Lösung für Unternehmen. Das in München ansässige Unternehmen setzt dabei auf künstliche Intelligenz und Big-Data-Analyse und will seine Unternehmenskunden in die Lage versetzen, mit geschickter Aufbereitung der Daten die richtigen Geschäftsentscheidungen zu treffen. Sicherlich eines der erfolgreichen Fintechs, das dennoch nicht jeder Endanwender kennt.
- Ein „alter Bekannter“ ist dagegen die Solaris-Bank, auch wenn sie als Tech-Company ausschließlich als Dienstleister hinter anderen Banken und Angeboten steht. Die Solaris-Bank nutzt dabei ihre deutsche Bankenlizenz, um für andere Vertreter der Fintech- und Digitalszene Finanzdienstleistungen zu realisieren. Bislang sind dies rund 65 Partner, wobei man bis Ende des Jahres eine dreistellige Zahl an Partnerunternehmen erreichen will.
- Schließlich noch Wefox: Die ursprünglich unter dem Namen Financefox in der Schweiz gegründete Finanzplattform hat ihr Headquarter inzwischen in Berlin. Das Unternehmen ermöglicht es Kunden, Brokern und Versicherungsunternehmen, Versicherungs- und Finanzprodukte effizient zu verwalten. Das Unternehmen beschäftigt bereits über 100 Mitarbeiter und expandiert aktuell in weitere europäische Märkte.
Insurtech Coya: Geheimtipp aus der zweiten Reihe
Spannend ist auch ein Blick in die 2018 Hot Ten Europe, quasi eine Liste mit „Geheimtipps“, also Unternehmen, die aktuell noch etwas im Hintergrund stehen, denen die Jury aber das ganz große Rampenlicht zutraut. Es seien die zehn, die man im Blick behalten sollte, so die Jury.
Aus Deutschland ist hier das Startup Coya dabei. Das von zwei Fintech-Veteranen aus dem Kreditech-Umfeld (Andrew Shaw, Sebastian Villarroel) zusammen mit Peter Hagen, dem ehemaligen CEO der Vienna Insurance Group, gegründete Startup ist in Berlin ansässig und hat sich als digitaler Versicherungsanbieter positioniert. Der öffentliche Betrieb soll noch 2018 starten, eine Bafin-Lizenz wurde bereits beantragt. Zu den rund 30 Mitarbeitern zählen neben Experten im Bereich Gründen und Unternehmensführung auch Fachleute aus klassischen Versicherungskonzernen.
Das könnte dich auch interessieren:
- Für deutsche Fintechs wird es immer schwieriger, Investoren zu gewinnen
- Diese 5 deutschen Fintechs sind weltweit an der Spitze