563.000 neue Smart Meter in vier Jahren: Warum das Ziel für 2032 in weiter Ferne liegt

Trotz gesetzlicher Vorgaben und politischer Zielsetzungen kommt der Roll-out intelligenter Stromzähler in Deutschland nur langsam voran. Wie aktuelle Daten der Bundesnetzagentur zeigen, wurden bis Ende 2024 rund 639.000 intelligente Messsysteme (iMSys) in deutschen Haushalten installiert – das entspricht einem Zuwachs von etwa 563.000 Geräten seit 2020. Von dem Ziel der Bundesregierung, bis 2032 an 90 Prozent der Pflichteinbaustellen einen solchen Smart Meter installiert zu haben, ist man noch ein ganzes Stück weit entfernt.
Einbauquoten von Smart Metern
Ein Blick auf die Einbauquoten zeigt ein stark fragmentiertes Bild: Während Betreiber mit über 500.000 Messlokationen im Schnitt knapp 20 Prozent ihrer Standorte mit Smart Metern ausgestattet haben, liegt die Quote bei kleineren Betreibern mit unter 30.000 Lokationen bei lediglich 3,1 Prozent. Unter den kleineren Betreibern sind die Quoten aber teilweise deutlich höher.

Infografik zu Smart Metern. (Grafik: Statista)
Eine Umfrage unter privaten und gewerblichen Vermietenden im Auftrag von Techem zeigt: 81 Prozent der privaten und 79 Prozent der gewerblich Vermietenden sind nach dem Einbau zufrieden. Gleichzeitig äußern sich jedoch nur 33 Prozent (privat) bzw. 47 Prozent (gewerblich) zufrieden mit dem Tempo des Roll-outs. Informationsdefizite bleiben ein Problem: Rund ein Drittel der Befragten lehnt Smart Meter aufgrund fehlender Informationen ab.
Ziel: Flächendeckend moderne Messsysteme
Der Bundestag hat 2023 mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende den Roll-out gesetzlich neu geregelt. Ziel ist es, bis 2032 flächendeckend zumindest moderne Messsysteme (digitale Stromzähler) einzuführen. Die Bundesnetzagentur betont in ihrem Monitoringbericht 2024, dass insbesondere die fehlerlose Kommunikation der verschiedenen Systeme untereinander und die Cybersicherheit entscheidend für den Erfolg seien.
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Man sollte sich klarmachen, das es sich bei „flächendeckend zumindest modernen Messsystemen“ um digitale Stromzähler ohne einer Kommunikationseinheit handelt. Deren Kundennutzen ist sehr begrenzt. Damit kann man nicht einmal variable Stromtarife abrechnen.
Völlig richtig. Jetzt immer noch moderne Messeinrichtungen, also digitale Zähle ohne Kommunikationsmodul zu verbauen, ist völlig sinnfrei.
Daneben läuft ja gerade eine hitzige Diskussion, ob wir nun besser Smartmeter light einbauen. Ich halte das für falsch. Die maßgebliche EU-Richtlinie zu Smartmetern ist aus 2009. Wir haben 15 Jahre gebraucht, um Standards und Zertifizierungen für unsere fortschrittlichen bidirektionalen Smartmeter zu definieren. Nun haben wir das nach 15 Jahren abgeschlossen und nun wollen wir sie nicht ausrollen, sondern Smartmeter light (ohne Steuerungsmöglichkeit) verbauen? Das macht wenig Sinn. Sicherlich kann man argumentieren, dass Wohnungen in Mehrfamilienhäusern eher keine Wärmepumpe, keine große Batterie und keine Wallbox bekommen und somit keine ggf. schaltbaren Lasten. Aber wer weiß wie der Markt in 10 Jahren aussieht. Wollen wir dann wieder anfangen, neue Smartmeter installieren zu müssen?
Wir brauchen Smartmeter, um so weit wie möglich eine Flexibilisierung des Verbrauchs hinzubekommen. Die begrenzt dann die nötigen Backup-Kapazitäten und den Netzausbau, weil wir einen Teil der Last bewusst in Zeiten mit EE-Überschuss verschieben.
Aber die Smartmeter sind da nur die nötige Hardware-Voraussetzung. Die meisten Haushalte haben nicht im Geringsten eine Idee, ob sie von dynamischen Stromtarifen profitieren können. Die wechseln dann auch nicht und dann ersparen Smartmeter die jährliche Ablesung, helfen ansonsten aber nicht beim Gelingen der Energiewende.
Es braucht nach wie vor viel Aufklärung. Es gibt zwar auch Tools wie smartstromcheck.de, mit den man sein Einsparpotenzial bei dynamischen Stromtarifen berechnen kann, aber das kennt kaum jemand.