Diese 6 Glaubenssätze der Führung solltest du brechen
„Frauen können nicht einparken.“ Oder: „Männer können nicht über Gefühle reden.“ Das Rollenbild von Männern und Frauen ist reich an Mythen und Klischees. Auch wenn die Mehrheit der Frauen ihren Wagen sicher souverän in die Parklücke manövriert, halten sich diese Überzeugungen wacker. Auch in puncto Führung haben sich diverse Mythen entwickelt, wie ein guter Vorgesetzter zu sein habe. Annahmen, die wir sowohl im privaten Bereich als auch im Business-Alltag treffen, sind im Grunde ganz praktisch, weil sie dafür sorgen, dass wir uns energiesparend durchs Leben zu bewegen. Dennoch lohnt es sich, immer mal wieder mit ihnen abzurechnen. Was hat sich bewährt? Und was gehört in die Tonne? Geschäftsführer-Coach Bernd Geropp macht in seinem Video unter anderem sechs Mythen der Führung deutlich, die du definitiv knicken solltest.
Mythos 1: Du musst authentisch sein
Dieser Mythos ist nicht zwangsweise falsch, erklärt Geropp, der Kern läge in der Interpretation. Bedeutet Authentischsein, zu seiner Persönlichkeit zu stehen und sich immer exakt so zu verhalten, wie man sich fühlt? Bist du nicht mehr authentisch, wenn du im Privatleben legere Kleidung trägst, aber für einen Geschäftstermin einen Anzug mit Krawatte anziehst? Bist du nicht mehr authentisch, wenn du verärgert bist, es dir aber im Umgang mit deinen Mitarbeitern nicht anmerken lässt? „Authentischsein heißt nicht, seine Gefühle und Launen auszuleben“, so Geropp. „Jemand wird dann als authentisch wahrgenommen, wenn er sich selbst kennt, wenn er sich mit sich selbst beschäftigt hat und seine Werte kennt.“ Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken, Schwächen und nimmt seine Gefühle bewusst wahr. „Dadurch kann er sein Verhalten steuern. Er ist Herr seines Handelns.“ Einem solchen Menschen sei klar, dass er im Leben verschiedene Rollen spiele und dafür ein konkretes Verhalten nötig sei. „Wenn von ihm in einer solchen Rolle allerdings Dinge verlangt werden, die seinen Werten widersprechen, dann wird er sich verweigern“, erklärt Geropp. Es gehe also nicht um unreflektiertes Ausleben der eigenen Emotionen, sondern um einen verlässlichen und ehrlichen Handlungsrahmen, den sich die Führungskraft selbst steckt.
Mythos 2: Du musst deine Mitarbeiter motivieren
Wenn du Mitarbeiter beschäftigst, die reine Routinearbeiten erledigen, dann solltest du dir schon Gedanken machen, wie du sie bei der Stange hältst. Repetitive Arbeiten werden jedoch zunehmend maschinell erledigt. „Unsere Unternehmen brauchen heute Mitarbeiter, die kreativ sind, eigenverantwortlich handeln und mitdenken“, so der Coach. „Wir brauchen Mitarbeiter, die intrinsisch motiviert sind.“ Da helfe keine Motivation aus der Schublade „Boni und Bestrafungen“. Im Gegenteil. Extrinsische Motivation schade bei solchen Tätigkeiten. „Intrinsisch motivierte Mitarbeiter wollen an einer Aufgabe selbständig mit möglichst hohem Maß an Freiraum arbeiten, sie wollen an der Aufgabe wachsen und immer besser werden“, so Geropp. Die meisten Mitarbeiter würden jedoch mit der Zeit demotiviert – und zwar durch Bürokratie, Regelwut und falsches Verhalten von Führungskräften. „Denke also nicht so sehr darüber nach, ob und wie du deine Mitarbeiter motivierst, sondern fokussiere dich vielmehr darauf, sie nicht zu demotivieren.“
Mythos 3: Vertrauen ist besser als Kontrolle
Im Führungsumfeld geht es immer wieder um das Thema Vertrauen. Je mehr Vertrauen der Chef in seine Mitarbeiter und deren Fähigkeiten habe, desto weniger müsse er kontrollieren und desto mehr Zeit habe er als Führungskraft für andere wichtige Dinge. „Aber selbst wenn du volles Vertrauen in einen Mitarbeiter hast, solltest du seine Ergebnisse zumindest stichprobenartig kontrollieren“, empfiehlt Geropp. Schließlich trage die Führungskraft nach wie vor die Gesamtverantwortung. „Kontrolle dient außerdem dazu, dem Mitarbeiter gezielt Feedback zu seiner Arbeit zu geben“, so der Geschäftsführer-Coach. „Kontrolliere jedoch immer nur die Ergebnisse, nie den Weg dahin.“
Mythos 4: Kritisiere deine Mitarbeiter immer nach der Sandwich-Methode
Bei dieser Methode verpackt der Vorgesetzte eine negative Rückmeldung zwischen zwei positiven. Er glaubt, dass seine Mitarbeiter die Kritik so besser annehmen. Dies sei ein Trugschluss. „Die Mitarbeiter durchschauen ein solches Verhalten“, ist Geropp überzeugt. „Den meisten Mitarbeitern ist es lieber, der Vorgesetzte kommt direkt zur Sache.“ Bei der Sandwich-Methode bestünde zum einen das Risiko, dass die Kritik verwässert wird. Zum anderen verlieren die möglicherweise ehrlichen positiven Rückmeldungen durch ihre Sandwich-Funktion an Bedeutung. „Konstruktive Kritik ist immer respektvoll und einfühlsam. Sie muss nicht in positive Aussagen verpackt werden, die mit der eigentlichen Kritik nichts zu tun haben“, so Geropp.
Mythos 5: Als Führungskraft musst du ernsthaft wirken
Viele denken, wer seriös und ernsthaft wirken will, der könne sich Humor nicht leisten. Das passe nicht zusammen. „Das ist Unsinn“, ist Geropp überzeugt. „Natürlich lassen sich ernsthaftes Arbeiten und Humor miteinander vereinbaren.“ Erfolgreiches Management und eine Prise Humor gehörten zusammen. Schließlich sei Humor eine der wirkungsvollsten Mechanismen der Kommunikation. Wer Humor zeige, durchbreche eingefahrene Denkmuster und sei kreativ. „Aber Vorsicht: Spott und Zynismus haben nichts mit Humor zu tun“, warnt Geropp. Um humorvoll zu sein, müsse man Respekt und eine positive Einstellung zu seinen Mitmenschen haben. „Und du solltest auch über dich selbst lachen können.“
Mythos 6: Zum Führen muss man geboren sein
Falsch. „Im Grunde kann jeder Führung lernen“, ist Geropp überzeugt. So, wie man lernen könne, mit einem Computer umzugehen, mit Word oder Excel zu arbeiten, so könne man auch Führungstechniken lernen. Neben der technischen Komponente gäbe es allerdings noch eine weitere Dimension. „Wer führen will, muss über sich selbst nachdenken, muss sich selbst kennen und führen lernen“, so Geropp. Hast du den Willen, etwas zu verändern und Entscheidungen zu treffen? Hast du den Willen, bis zu einem gewissen Grad Macht auszuüben und dafür gerade zu stehen? „Die Frage ist nicht, ob du Führen lernen kannst, sondern vielmehr, ob du es wirklich willst.“
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