Anzeige
Anzeige
Analyse

Vom 9-Euro-Ticket zum Klimaticket: Wie geht es im ÖPNV weiter?

Das Neun-Euro-Ticket hat sich binnen weniger Wochen zum Erfolgskonzept entwickelt. Jetzt denken Bund und Länder über einen Nachfolger per Klimaticket nach – doch es gibt Streit über Finanzierung und Starttermin.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Was kommt nach dem Neun-Euro-Monatsticket für den ÖPNV? (Foto: gph-foto.de / Shutterstock.com)

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden alleine im ersten Monat bundesweit rund 30 Millionen der Neun-Euro-Tickets verkauft. Verkehrsexpert:innen werten das als Erfolg, weil es zeige, dass sich in Deutschland durchaus mehr Bürger:innen als ursprünglich gedacht für den ÖPNV und die damit verbundenen Möglichkeiten interessieren. Schnell wurden Stimmen laut, die – insbesondere unter Fahrgastverbänden – forderten, das Ticket auch in Zukunft in derselben oder einer anderen Form beizubehalten.

Nach Angaben der Vorsitzenden der Verkehrsministerkonferenz, Bremens Senatorin Maike Schaefer, diskutiert eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe bereits über eine Fortführung des Projekts. Doch die Konzepte dazu unterscheiden sich insbesondere bei der angedachten Preisgestaltung: Während viele Verkehrsexperten ein 30-Euro-Monatsticket (oder 365-Euro-Jahresticket) in die Diskussion bringen, würde sich der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für ein 69-Euro-Ticket einsetzen, das den gesamten bundesdeutschen Nahverkehr einschließen könnte. Unterm Strich sind das allerdings 828 Euro für das „Klimaticket“ genannte Fahrkartenmodell – kein kleiner Betrag für die Bürger:innen, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass ein solches Ticket auch Gelegenheitsfahrer:innen ansprechen könnte.

Anzeige
Anzeige

Denn eines hat (auch bei t3n-Mitarbeitenden) die intensive Beschäftigung mit dem Neun-Euro-Ticket gezeigt: Nicht alle werden komplett das Auto abschaffen und alle Fahrten mit Bus und Bahn unternehmen, doch es ist schon sinnvoll im Hinblick auf die Nachhaltigkeit, wenn Menschen situativ die vorhandenen Verkehrsmittel nutzen und kombinieren. Doch gerade Gelegenheitsnutzer:innen dürften mit der 69-Euro-Lösung nicht glücklich werden. Man wolle damit, so erklärt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff, vor allem jene ansprechen, die sich in der Marktforschung als Kernzielgruppe des ÖPNV gezeigt hätten.

Finanzierung des Klimatickets bleibt Zankapfel

Noch streiten vor allem Bund und Länder um die Finanzierung. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht die Länder in der Pflicht, doch die fordern vom Bund einen jährlichen Milliardenbeitrag in Form deutlich höherer Regionalisierungsmittel für den Verkehr.

Anzeige
Anzeige

Unterdessen hat sich der Vorsitzende der Bremer Bürgerschaftsfraktion, Mustafa Güngör, zu Wort gemeldet. Der SPD-Politiker wirft Wissing vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen, und fordert ein 365-Euro-Jahresticket, das zunächst ein Jahr angeboten werden solle. In diesem Zeitraum solle sich die Bundesregierung mit den Ländern auf eine dauerhafte Lösung einigen.

Anzeige
Anzeige

365-Euro-Ticket könnte finanzielle Sicherheit für Verkehrsbetriebe bringen

Die – ähnlich wie in anderen Ländern angedachte – Jahreskarte für 365 Euro könnte dagegen zum Befreiungsschlag für viele Verkehrsverbunde werden. Denn wenn sich die Parteien über eine Finanzierung einigen, wäre so ein durchaus beachtlicher Betrag, der den Verkehrsbetrieben zur Verfügung steht, mit einem jährlichen Commitment verbunden. Denn anders als die monatlichen Tickets, die viele Kunden wohl nur sporadisch für vorgeplante und dann in einem Monat zusammengelegte Unternehmungen nutzen würden, wäre all das mit weniger Schwankungen verbunden.

Wissing indes äußerte, ein Nachfolgeangebot werde es wohl nicht vor Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres geben. Zu günstig dürfe ein solches Nachfolgeangebot allerdings auch nicht sein, wie ein Sprecher von Pro Bahn gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio erklärte – denn die Lösung dürfe auch nicht dazu führen, dass der ÖPNV in den Stoßzeiten für all jene, die bereits heute darauf angewiesen sind, nicht mehr nutzbar ist. Denn das hat das Experiment gerade in den Ballungsräumen auch gezeigt: Können sich die Fahrgäste nicht mehr auf den ÖPNV verlassen, landen Bus und Bahn schnell auf dem Abstellgleis. Kontraproduktiv wäre es nämlich, wenn in Zukunft gerade berufstätige Vielfahrer:innen nach Alternativen suchen.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige