- Eure täglichen Routinen
- Euren Standort und Reisedaten – von euch und von anderen
- Suchmaschinenanfragen und den Browser-Verlauf
- Sexualität und Religion
- Produktsuche und Kaufverhalten
- Was ihr einem Sprachassistenten oder KI erzählt
- Biometrische Daten und Passwörter
- Gesundheitsmetriken
- Stimmung und persönliche Gedanken
- Das sind die erfolgreichsten Handys aller Zeiten
Von Standort bis Stimmung: Diese 9 intimen Details teilst du mit deinem Smartphone

Egal, ob wir arbeiten, uns mit Freunden treffen oder einfach von zu Hause aus im Netz surfen: Das Smartphone ist ein enger Begleiter und dank zahlreicher Apps oftmals Problemlöser für viele Menschen geworden. Die Vorteile, die die Geräte mit sich bringen, können aber auch einen gruseligen Nebeneffekt haben. Denn sämtliche Daten, die wir in unsere Smartphones und die installierten Anwendungen eingeben, bleiben zumindest zeitweise gespeichert.
Die eingegebenen Daten bleiben aber nicht einfach nur auf unseren Smartphones. Sie werden an die Hersteller der Geräte selbst, an App-Entwickler:innen und vor allem an Werbetreibende weitergeleitet. Oftmals wissen wir gar nicht, welche Daten unser Smartphone sammelt – oder wie wir es verhindern können. Wir tragen euch deshalb einige Dinge zusammen, die euer Smartphone über euch wissen könnte. Sollte es Privatsphäreneinstellungen geben, um das Datensammeln zu unterbinden, findet ihr sie ebenfalls im jeweiligen Abschnitt.
Eure täglichen Routinen
Smartphones haben mittlerweile eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensoren, um alles zu tracken, was um die Geräte herum passiert. Das beginnt schon damit, dass das Smartphone erkennt, ob ihr es gerade aktiv nutzt oder nicht. Und daraus können eine Menge Schlüsse gezogen werden, wie Dominic Selitto von der School of Management an der Universität von Buffalo gegenüber Readers Digest verrät:
„Der Machine-Learning-Algorithmus eures Smartphones erkennt, dass der Bildschirm seit zwei Stunden nicht mehr angeschaltet wurde. Zudem wurden in dieser Zeit keine Apps genutzt. Es ist nach 23 Uhr an einem Wochentag und das Smartphone lädt gerade auf. Dementsprechend können wir daraus schließen, dass ihr gerade schlaft.“
Gleichermaßen kann euer Smartphone feststellen, dass ihr euch gerade bewegt – und wann. Allein anhand dieser Daten könnte das Smartphone schlussfolgern, dass ihr auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause seid. Durch zusätzliche Standortdaten, die wir euch im nächsten Abschnitt erläutern, können noch genauere Schlussfolgerungen getroffen werden. Letztlich weiß euer Smartphone also fast immer, was ihr gerade macht und kann sogar ahnen, was ihr als nächstes macht.
Euren Standort und Reisedaten – von euch und von anderen
Ein wichtiger Datenpunkt, der eure täglichen Routinen offenbart, sind eure Standortdaten. Über GPS lassen sich Smartphones relativ genau tracken. Nutzt ihr Navigations-Apps wie Google Maps können der genaue Weg, alle Orte, die ihr auf der Route besucht habt und mögliche Abweichungen vom eigentlichen Plan festgehalten werden. So wissen die Anbieter:innen dahinter, wo ihr arbeitet, wo ihr wohnt, welche Ärzt:innen ihr aufsucht – und vieles mehr.
Doch da endet die Datensammlung zu Standorten nicht zwangsläufig. Denn sowohl Android- als auch iOS-Geräte bieten Tracking-Funktionen für andere Geräte. So können euch Familienmitglieder oder Freund:innen ihren Standort schicken oder ihre Geräte tracken lassen, falls sie verloren gehen. Auch diese Daten landen dann gleich über mehrere Geräte auf den dahinterliegenden Servern der Dienste.
Gerade bei Standortdaten gibt es aber Mittel und Wege, um die Datensammlung zumindest zu reduzieren. In unserem Ratgeber haben wir euch festgehalten, wie ihr eure Standortdaten vor neugierigen Apps unter Android und iOS schützt.
Suchmaschinenanfragen und den Browser-Verlauf

Suchen im Web: Was ihr eingebt, landet bei Google und Co. (Foto: amperespy44 / Shutterstock.com)
Egal, ob ihr Google oder eine Alternative wie Bing nutzt: Suchmaschinen und ihre Anbieter wissen, was ihr im Internet finden möchtet. Sucht ihr etwa nach süßen Bildern von Hunden, wissen die Anwendungen, dass ihr euch für dieses Thema interessiert. Mit den so gesammelten Daten können euch Werbetreibende passende Werbung für euch ausspielen – und so etwa für eine App mit mehr Hundebildern werben. Selbiges gilt auch für Browser, die ihr auf eurem Smartphone nutzt.
Viele Menschen nutzen gerade bei privaten Suchanfragen den bereitgestellten Inkognitomodus, der im ersten Moment mehr Anonymität verspricht. Allerdings sorgt der Modus nur davor, dass eure Suchanfragen und Website-Besuche nicht in eurem Browser-Verlauf auftauchen und keine Cookies gespeichert werden. Eure Suchanfragen und Website-Aufrufe landen aber weiterhin auf den Servern der Suchmaschinen und Browser.
Um etwas mehr Anonymität zu schaffen, könnt ihr ein VPN nutzen. Gerade wenn ihr in öffentlichen WLAN-Netzen unterwegs seid, helfen euch die Tools dabei, euer Gerät zu schützen. Ganz ohne Spuren laufen diese Verbindungen allerdings auch nicht ab. Dementsprechend solltet ihr euch trotzdem Gedanken darüber machen, was ihr in Suchmaschinen auf eurem Smartphone eintippt – und was nicht.
Sexualität und Religion
In eine recht ähnliche Kategorie wie die Suchanfragen fallen Informationen über eure sexuelle Orientierung und eure religiösen Ansichten. Hier können auch Apps dazu beitragen, die notwendigen Daten von euch zu sammeln. Nutzt ihr etwa eine Dating-App, müsst ihr dort eingeben, nach welchen Partner:innen ihr überhaupt sucht. Auch über Suchanfragen und Website-Besuche können sexuelle Vorlieben zu eurem virtuellen Werbeprofil beitragen.
Religiöse Ansichten zu tracken, kann etwa über Standortdaten umgesetzt werden. Geht ihr regelmäßig in die Kirche oder in eine Moschee, werden diese Besuche über GPS registriert und in Apps wie Google Maps gespeichert. Gleichermaßen könntet ihr im Netz nach religiösen Texten suchen oder euch mit anderen Gläubigen in Social-Media-Apps vernetzen. Schon weiß euer Handy auch, oder zumindest die genutzte Such-App, woran ihr glaubt.
Produktsuche und Kaufverhalten
Euer Interesse an bestimmten Produkten und was ihr am Ende wirklich kauft, zählt im Grunde schon zu den klassischen Daten, die euer Smartphone und Apps über euch wissen. Diese Daten können aus einer Reihe von Quellen stammen. Das beginnt bei der Suche nach Produkttests und Empfehlungen, geht weiter über Youtube-Videos, um die Geräte im Einsatz zu sehen bis zu Preisvergleichs-Apps, die euch das beste Angebot versprechen.
Wie schnell diese Daten umgesetzt werden, könnt ihr in diesem Bereich oftmals am besten sehen. Es braucht im Grunde nur zwei oder drei Suchanfragen zu einer Produktkategorie wie Tablets, Smartphones oder Fernsehern. Schon landen passende Werbeangebote nicht nur in den Apps, in denen ihr gesucht habt. Auch andere Partnerunternehmen der App-Anbieter:innen können diese Daten verwenden, um euch per Werbung auf ihre Produkte aufmerksam zu machen.
Was ihr einem Sprachassistenten oder KI erzählt
Auch wenn sich Sprachassistenten und KI-Apps deutlich von einfachen Suchmaschinen unterscheiden, sammeln sie ebenso viele Daten über euch. Die Daten werden in beiden Fällen genutzt, um die entsprechenden Dienste zu verbessern. So nutzen Google und Apple etwa eure Eingaben beim Google Assistent und Siri, um die Assistenten künftig schneller und präziser zu machen. So können die Assistenten etwa besser Dialekte verstehen, wenn sie möglichst viele Beispiele davon gefüttert bekommen. Dass das nicht immer privat bleibt, zeigt Apple. Erst kürzlich musste der Konzern eine hohe Strafe zahlen, weil Siri iPhone-Nutzer:innen unabsichtlich abgehört hatte.
Und auch bei KI-Tools hört die Datensammlung nicht auf. All eure Eingaben können standardmäßig genutzt werden, um künftige Modelle der künstlichen Intelligenz zu trainieren. Bei Meta – genauer gesagt Facebook und Instagram – könnt ihr dem KI-Training mit euren Daten widersprechen. Auch andere Dienste erlauben, eure Konversation mit der KI zumindest etwas privater zu halten. Das hält die Anbieter:innen aber nicht davon ab, die Gespräche zeitweise auf den Servern zu speichern – und sei es nur, damit ihr sie auch wieder abrufen könnt.
Biometrische Daten und Passwörter

Smartphones mit eurem Fingerabdruck zu entsperren, ist schnell und einfach. (Bild: Shutterstock/sibfox)
Um unsere Apps zu entsperren und uns in diverse Onlinedienste einzuloggen, nutzen viele Menschen noch herkömmliche Passwörter. Weil es einfach ist, diese einfach von Browsern automatisch einfügen zu lassen, speichern wir sie oftmals direkt in Anwendungen wie Chrome ab. Somit landen auch unsere Passwörter verschlüsselt auf den Servern der Anbieter:innen und auf eurem Smartphone. Kommt das Gerät abhanden und es gibt keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen, können sich Fremde einfach in Accounts einloggen. Wollt ihr etwas sicherer unterwegs sein, können Passwortmanager helfen.
Deutlich sicherer sind biometrische Verifikationen wie euer Fingerabdruck oder Face ID. Zwar sind diese Daten auch zwangsläufig auf eurem Smartphone gespeichert, doch haben Smartphone-Hersteller oftmals besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um diese Daten vor neugierigen Blicken zu schützen. So gibt es etwa bei iOS-Geräten die sogenannte Secure Enclave. Dabei handelt es sich um ein Subsystem auf iPhones, iPads und Macs, das auf den SoCs integriert ist.
Smartphone-Hersteller, die Android nutzen, können auf ein ähnliches System namens Trusted Execution Environment (TEE) zurückgreifen, um die biometrischen Daten sicher zu speichern. TEE bietet ebenfalls einen Hardware-Bereich, der vom Rest des Systems abgegrenzt ist. Bei beiden Systemen ist die Auswirkung identisch: Da diese Teile des Systems getrennt vom Hauptprozessor laufen, können Angreifer:innen im Falle einer Geräteübernahme durch Malware nicht darauf zugreifen – und die Daten bleiben sicher.
Gesundheitsmetriken
Viele Menschen, die ein Smartphone haben, nutzen eine Smartwatch, die direkt mit dem Endgerät verbunden ist. So landen zahlreiche Daten über euren Gesundheitszustand in Apps und damit auf eurem Smartphone. Dazu zählen etwa eure Schritte, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung. Zudem wissen die Apps und euer Smartphone, wann ihr wie viel trainiert und wann ihr wie lang schlaft. Bei Herstellern wie Apple, die eigene Health-Apps anbieten, werden die Daten aber ebenfalls verschlüsselt gespeichert, um sie und euch zu schützen.
Ein höheres Risiko gibt es, wenn ihr Gesundheits-Apps nutzt, die von unbekannten Drittanbieter:innen stammen. So gibt es unter anderem zahlreiche Fitness- und Abnehm-Apps, in denen ihr euer Gewicht, euer Ess- und Trinkverhalten sowie extern gemessene Gesundheitsmetriken wie Blutzucker oder Blutdruck eintragen könnt. Je nachdem, wie die Entwickler:innen die Eingaben speichern, könnte es für euch zu Sicherheitsrisiken kommen. Im Zweifel solltet ihr vor der Installation der Apps genau nachforschen, wie mit euren Daten umgegangen wird.
Stimmung und persönliche Gedanken
Andere Apps hingegen tracken nicht eure körperliche Gesundheit, sondern konzentrieren sich auf euer mentales Wohlbefinden. So könnt ihr in den Anwendungen etwa eintragen, wie ihr euch fühlt und warum ihr eurer Meinung nach ausgelaugt, genervt oder energetisch seid. Auch diese Daten könnten gegen euch verwendet werden, wenn sie etwa durch ein Datenleck offengelegt werden.
Selbiges gilt für Tagebuch-Apps. Dort halten manche Menschen alles fest, was sie am Tag beschäftigt hat. Gerade in Kombination mit den bisher genannten Datenpunkten entsteht dadurch im Grunde eine komplette Übersicht samt Tagesablauf, Verhaltensanalyse und Interessenprofil von euch. Dementsprechend solltet ihr bei manchen Dingen doch auf analoge Alternativen zurückgreifen und wirklich Privates auch privat halten.