Am Pfingstwochenende hat HTC durch ein Missgeschick einen Großteil seines neuen High-End-Hobels selbst geleakt. Viele Eckdaten und Bilder des Smartphones sind auf einer Testseite entdeckt worden. HTCs U12 Plus will aber mehr als nur durch reine Top-Hardware bestechen.
HTC U12 Plus: 6 Zoll-Display mit wenig Rahmen, aber ohne Notch
Wie bereits seit dem Wochenende bekannt, besitzt das HTC U12 Plus ein sechs Zoll in der Diagonale messendes IPS-Display – HTC nennt es Super LCD6 – mit einer Auflösung von 2.880 x 1.440 Pixeln und einem Seitenverhältnis von 18:9. Auf eine Notch verzichtet der Hersteller, dafür sind die Ränder ober- und unterhalb des Geräts relativ schmal. Insbesondere die Bezel an den Gehäuseseiten sind stark reduziert worden, wodurch es trotz seines großen Displays gut in der Hand liegen soll.
Mit seinen Abmessungen von 156,6 x 73,9 x 8,7 bis 9,7 Millimetern ist es indes etwas länger und dicker als das Huawei P20 Pro (Test) mit seiner Notch, das 155 x 73,9 x 7,65 Millimeter groß ist. Dennoch: Im ersten Kontakt lag das Gerät gut in der Hand. Das Display unterstützt HDR10 und DCI-P3 (zu 100 Prozent) sowie sRGB.
Der Rest der inneren Hardware ist solide: Qualcomms Snapdragon 845 mit bis zu 2,8 Gigahertz-Maximaltaktung, sechs Gigabyte RAM, 64 respektive 128 Gigabyte interner UFS-2.1-Speicher – in Europa soll die kleinere Speichervariante angeboten werden. Wie schon bei den Vorgängern ist der interne Speicher theoretisch per Micro-SD-Karte um bis zu zwei Terabyte erweiterbar. Der Akku ist 3.500 Milliamperestunden groß und wird über USB-C (USB 3.1 Gen.2) geladen. Dual-LTE-Support ist auch an Bord.
HTC U12 Plus mit doppelter Dual-Kamera übertrumpft Galaxy S9 Plus im DXOMark
Bei beiden Kameras setzt HTC auf eine Dual-Kamera: Die Hauptkamera besteht aus zwei RGB-Sensoren mit 12-Megapixel-Weitwinkel, optischem Bildstabilisator und f/1,75-Blende sowie 16-Megapixel-Telefoto mit f/2,6-Blende. Durch einen neuen Ultraspeed-Autofokus-2 mit Phase-Detection und Laser-Autofokus soll die Kamera schneller fokussieren und auslösen als beim Vorgänger, dem HTC U11 (Test). Weiter ist ein HDR-Boost-Modus an Bord, der ähnlich funktionieren soll wie der HDR+-Modus beim Google Pixel 2 (Test).
Zur weiteren Kameraausstattung gehören ein zweifacher optischer und ein zehnfacher digitaler Zoom, Bokeh-Modus, Gesichtserkennung sowie ein Pro-Modus. Letzterer unterstützt das RAW-Format und Belichtungszeiten von bis zu 32 Sekunden. Die Frontkamera mit doppeltem Acht-Megapixel-Sensor und f/2,0-Blende bietet ebenso einen Bokeh-Modus für Porträt-Fotografie und HDR-Boost. Gesichtserkennung per Face-Unlock ist auch an Bord. Laut HTC ist die Gesichtserkennung besser und sicherer, da sie sich auf zwei Kamera-Sensoren stützt, während die meisten Android-Mitbewerber nur einen Sensor verwenden.
In puncto Videoaufnahmen will HTC mit 4K-Support mit 60 fps und OIS-Unterstützung überzeugen. Eine Superzeitlupenfunktion mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) ist auch an Bord. Mit ihr lassen sich längere Clips mit 240 fps aufnehmen und später zurechtschneiden. Wie schon beim U11 bietet das U12 Plus eine 360-Grad-Audio-Aufnahmeoption, mit der ihr Ton zielgerichtet festhalten könnt. Apropos Sound: HTC Stereolautsprecher unterstützen den lauten „Boomsound“.
Die Kameraspezialisten von DXOMark haben das U12 Plus bereits in ihren Finger gehabt und ihm eine außerordentlich gute Bewertung spendiert. Mit 103 Punkten schafft es das Gerät in die Top 2 direkt hinter das Huawei P20 Pro. Das Galaxy S9 Plus hat beispielsweise „nur“ 99 Punkte und rangiert direkt hinter dem Huawei P20 auf Platz 4.
HTC U12 Plus mit berührungssensitivem Rahmen und Edge Sense 2
Mit dem U11 hatte HTC seinen berührungsempfindlichen Rahmen Edge Sense eingeführt. Mit einem Druck war es möglich, bestimmte Aktionen zu starten – etwa die Kamera oder den Google Assistant. Mit Version 2 des Features erweitert der Hersteller den Funktionsumfang: Außer einem beherzten Druck lässt sich nun per Doppeltap auf den Rahmen eine Aktion starten. In der Demonstration wurde darüber der neue Edge-Launcher gestartet, der unter anderem einen Schnellzugriff auf Apps und einen schnellen Blick auf euren Kalender bietet.
Die Edge-Sense-Funktion kann vom Nutzer nach Belieben angepasst und belegt werden. Selbst Googles Screenreader-Hilfsprogramm „Talkback“, das sehgeschädigten Menschen hilft, ihr Smartphone zu bedienen, ist darüber aktivierbar. Im ersten Test funktionierte das Edge-Sense-Feature tadellos. Es stellt sich indes die Frage, ob User sich die Zeit nehmen, es für ihre Zwecke anzupassen. Generell ist die Möglichkeit, das eigene Smartphone zu individualisieren, hervorragend. HTC bezeichnet diese neue Art der Bedienung als „Brückentechnologie“, die langfristig zu einer berührungslosen Interaktion mit dem Display führen könnte. Softwareseitig basiert das U12 Plus auf Android 8.1 Oreo mit der hauseigenen Nutzeroberfläche HTC Sense.
HTC U12 Plus: Ab Mitte Juni erhältlich
Laut HTC wird das U12 Plus in den Farben Translucent Blue, Ceramic Black und Flame Red ab Mitte Juni in den Handel kommen, wobei das Blau mit transparenter Rückseite die Hauptfarbe sein wird. Der Preis liegt im Bereich der High-End-Konkurrenz bei 799 Euro. Manche fragen sich jetzt bestimmt: „Wo ist das Gerät ohne Plus“? Das gibt es nicht. HTC will mit dem Zusatz betonen, dass es das Topmodell für 2018 sein wird. In der zweiten Jahreshälfte soll indes das angekündigte Blockchain-Smartphone Exodus auf den Markt kommen.