Neuer Umgang mit Fachkräftemangel: Mit intelligenten Standards die Suche nach Experten erleichtern
Die IT-Abteilung sucht einen Spezialisten für Prozessautomatisierung, der die Plattform X in Kombination mit dem Automatisierungstool Y in der Umgebung Z beherrscht. Er sollte Prozesse verstehen, konzeptionieren und entwickeln können. Nicht zu vergessen sind gute Kommunikationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sowie ein gutes Händchen für die optimale Benutzerführung. In der Personalabteilung werden diese Anforderungen in eine Stellenanzeige umgesetzt und die schwierige Suche beginnt. Oft genug endet sie ergebnislos.
Der Personalabteilung kann man da keine Schuld geben. Im Wettbewerb um Experten wird schon längst auf höhere Gehälter, Dienstwagen, Inzentivs, Entwicklungsmöglichkeiten und weitere Bindungsinstrumente gesetzt, um Bewerber zu locken und natürlich Kollegen zu halten. Da stoßen Unternehmen schnell an wirtschaftliche Grenzen.
Generische Experten statt hochspezialisierte Spezialkräfte
Was kann man also besser machen? Der Schlüssel liegt in der IT-Abteilung. Die Frage ist: Wozu sucht sie einen teuren und seltenen Experten? Benötigt man ihn wirklich? Dabei gibt es eine andere Lösung, die ganz neue Ressourcen auf dem Arbeitsmarkt erschließt.
In der IT-Abteilung ließe sich durch intelligenten Einsatz von Standards und besserer Planung der händeringend gesuchte hochqualifizierte Experte für Tool X durch einen breiter aufgestellten Fachmann ersetzen, der die Skriptsprache X beherrscht. Wir können sogar noch weiter gehen. Dieser Fachmann ließe sich durch einen Generalisten ersetzen, der JavaScript und PowerShell beherrscht, also allseits verwendete Sprachen. So haben wir plötzlich eine große Auswahl an deutlich günstigeren generischen Experten, die wir für die nötigen Arbeiten perfekt einsetzen können.
Mehr Standards statt proprietäre Sprachen und Formate
Das funktioniert aber nur, wenn in der IT viel mehr auf sinnvolle Standards gesetzt wird statt auf proprietären Sprachen und Formate. Das ist die Aufgabe von Beschaffungsexperten und technische Architekten, die gezielter nach Tools suchen müssen, die auf diese allgegenwärtigen Standards setzen. Das muss nicht immer Open Source sein, wo sich dieser Gedanke schon immer stärker etabliert hat. Aber hier sind Open-Source-Projekte ein guter Anhaltspunkt.
Wie wäre es mit einer Automatisierungslösung, die auf vorhandene REST-Schnittstellen einer Plattform mit PowerShell als Skriptsprache zugreifen kann, aber dem Entwickler am Ende nur den Teil der Businesslogik abverlangt, weil alles andere die Umgebung bereitstellt? Damit ist nicht das Buzzword Low Code (Skripte werden durch visuelle Softwareentwicklungsumgebungen erzeugt) gemeint, was wiederum eine eigene proprietäre Vorgehensweise wäre, sondern Tools, die Less-Code-Ansätze (Skripte werden durch Funktionsbibliotheken und Laufzeitumgebungen verkürzt) verfolgen. Hier kann man die Unterstützung nutzen, muss es aber nicht. Dank diesem Grundansatz kann man oft die Rahmenbedingungen leichter verlassen und so eigene Spezifika einfacher einbringen, statt sich kunstvoller Workarounds zu bedienen oder gar komplizierte Micro-Service-Architekturen aufbauen.
Flexibel durch divers-aufgebaute Teams
Da generische Experten sinnvoller im Team arbeiten, kann man je nach Fähigkeiten diese sogar teilweise als Freelancer dazuholen, womit das Vorgehen für kleinere Unternehmen ebenso interessant ist, wie für Konzerne, bei denen der Austausch innerhalb des Unternehmens leichter wird. Die Teams sollten dabei divers aufgebaut werden und aus technischen, kommunikativen und organisatorischen Talenten bestehen. Der größte Vorteil ist dabei nicht das bessere Ergebnis, sondern die erreichte Stabilität im Projekt und Flexibilität für das Unternehmen.
Am Ende hat man noch den positiven Nebeneffekt, dass generischere Experten sich leichter auf neue Herausforderungen anpassen lassen, und so kann man ein diverses Team mit generischen Fähigkeiten leichter auf neue Herausforderungen ausrichten. Damit gewinnen alle, denn das technische Abstellgleis bleibt leer.
Die Toolhersteller reagieren bereits, denn für sie ist der Expertenmangel ein Problem im Vertrieb. Statt eigener Sprachen setzen sie verstärkt Standardsprachen ein, weit verbreitete Websprachen wie PowerShell, JavaScript und andere findet man in immer mehr bekannten Tools. So machen sie die eigenen Produkte attraktiver. Mit einer breiten Nutzerbasis ist auch der Aufbau von Communitys deutlich leichter. Und was für die Community gut ist, hilft bei der eigenen Personalsuche und im Vertrieb doppelt.