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Analyse

Neue Führung, frisches Geld: Das sind die Pläne von E-Truck-Bauer Nikola

Die neue Firmenleitung verwaltet ein riesiges Vermögen und präsentiert ein neues Geschäftskonzept. Aber ob das reicht?

Von Raimund Schesswendter
3 Min.
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Das Design des Nikola One soll Nikola gekauft und nicht selbst entwickelt haben. (Foto: Nikola Motor Company)

Ein Lkw-Hersteller, der seinen Prototypen einen Berg herunterrollen ließ, weil er offenbar nicht von alleine fahren kann – für solche Geschichten braucht man sich keine Pointe ausdenken. Genau das ist der Nikola Motor Company im Jahr 2016 passiert, wie man inzwischen weiß. Jetzt durfte der amerikanische E-Truck-Hersteller in der ersten Quartalskonferenz nach den Betrugsvorwürfen zeigen, ob er zu mehr taugt als zum Pointengeber. Bei der Neuausrichtung ohne Gründer Trevor Milton wurde das gesamte Geschäftsmodell des vermeintlichen Tesla-Herausforderers überarbeitet. Neben Geldgebern und Geschäftspartnern gibt es in der Szene einige Skeptiker.

Quartalsverlust: 117 Millionen Dollar

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Immerhin, neben Lkws, die tatsächlich fahren, besitzt Nikola einen weiteren Vorteil zu 2016: Der Konzern hat Geld. 900 Millionen US-Dollar liegen auf der Bank. Der größte Teil stammt aus dem erfolgreichen Börsengang im Sommer und reicht bei der aktuellen „Verbrennungsrate“ noch rund zwei Jahre, denn Nikola hat im dritten Quartal auch rund 117 Millionen US-Dollar ausgegeben. Das ist keine besonders lange Spanne, um in die Gewinnzone zu gelangen. Das weiß auch das neue Führungsteam um CEO Mark Russell und den Vorstandsvorsitzenden Stephen Girsky. Girsky, vormals Vize bei General Motors, holte kürzlich den Chef eines Zuliefer-Konzerns, Bruce Smith, ins Unternehmen. Er ist für die Produktion zuständig.

Und Produzieren möchte die Nikola Motors Company; jedoch weniger Fahrzeuge als zuvor. Der Fokus liegt nun auf dem Nikola Tre, einem batterieelektrischen Sattelschlepper, den man gemeinsam mit der Iveco-Mutter CNH Industrial entwickelt. Beide haben gerade ein Joint Venture für Prototypen gegründet – fünf sollen schon fertig sein. Der Tre soll im vierten Quartal 2021 vom Band laufen. Das Konsortium will die US-Version in einer – noch im Bau befindlichen – Anlage in Arizona herstellen. Die EU-Variante soll im Iveco-Werk in Ulm produziert werden.

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Weg vom Wasserstoff, weg vom Badger

Damit schwenkt Nikola weg von den Wasserstoff-Modellen. Deren Entwicklung und Markteinführung würde sich aufgrund der fehlenden Infrastruktur schwieriger gestalten. Zwar soll 2023 auch eine Wasserstoff-Version des Tre samt Bosch-Brennstoffzelle erscheinen, der Schwerpunkt liegt aber auf dem batterieelektrischen Modell. Überdies lässt Nikola die geplante Zusammenarbeit mit GM ruhen. Die entsprechenden Verträge haben Russell und Girsky nämlich noch nicht unterschrieben. Der Elektro-Pickup Badger, den GM für Nikola bauen sollte, sei weiterhin ein aufregendes Projekt, sagte Russell. Allerdings konzentriere sich Nikola jetzt auf Schwerlastwagen und Wasserstoff-Infrastruktur.

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Letzteres nehmen ihm Beobachter nicht mehr ab. Nikola habe seit langem Schwierigkeiten, einen Partner für den Aufbau des anvisierten Wasserstoff-Tankstellennetzes zu finden, heißt es in Branchekreisen. Die Tankstellen sind technisch aufwendig und teuer in Aufbau und im Unterhalt. Die Baukosten für eine Tankstelle sollen zwischen 10 und 18 Millionen Euro liegen. Ex-Chef Milton hatte zwar angekündigt, man habe eine Technologie erfunden, um Wasserstoff sehr viel günstiger zu produzieren – konkrete Details gab es jedoch nie.

Angesichts der Streitereien um die Herkunft Nikolas erster E-Truck-Konzepte stellen sich immer mehr Beobachter die Frage, worin die originäre Leistung Nikolas liegt. Während Tesla, der Name taucht im Zusammenhang häufig auf, ein Menge Entwicklungsarbeit leistet und viele Innovationen – sogar in marktfähigen Stadien – besitzt, vermisst man solche Kreationen bei Nikola. Ob es als Geschäftsfeld reicht, andere Hersteller Trucks bauen zu lassen, oder ob Nikola noch heiße Erfindungen in der Schublade hat, kann nur die Zukunft zeigen. Spätestens wenn die aktuellen 900 Millionen Dollar aufgebraucht sind, werden wir mehr wissen.

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Kommentare (5)

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kantenhuber

Das mit dem Wasserstoff ist eine aussichtslose Nummer. Bis das in der Fläche funktioniert, sodass es vor allem für den Profi-Bereich reibungslos auf dem gesamten Kontinent (und das ist die Fläche, um die es geht), sind locker 15, eher 20 Jahre vorbei. Da ist Nikola nur noch ein fernes Rauschen einer technologischen Illusion.

Was in den USA schon locker funktioniert, mit einer funktionierenden Technik, sind synthetische Kraftstoffe auf CO2-Basis. Vor allem der Aspekt, dass sowohl Prozess-CO2 als auch aus der Luft abgespaltenes CO2 einsetzbar ist, ergibt das aufs Ganze gesehen, Sinn.

Dass die Einsparung von CO2 in absehbarer Zeit aus industriellen Prozessen und privatem Verbrauch in Zeiträumen funktioniert, die sich dann auch entsprechend auf die Umwelt auswirken, ist nicht wirklich zu sehen, sondern eines der gut gepflegten Illusionen. CO2 muss aktiv wieder der Atmosphäre entzogen werden und das geht am Besten mithilfe von ohnehin notwendigen technischen Prozessen.

Erst die Verbrauchsminimierung einerseits und die Abspaltung von CO2 aus der Luft wird relativ kurzfristig effektive Wirkung zeigen. Schon allein aus diesen Gründen wird es notwendig sein, den Weg der CO2-Synthese zu gehen. Außerdem muss es einen Einstieg in die auf CO2-basierende Kunststoffproduktion geben, die die alte auf fossile Grundstoffe basierende Produktion komplett ablöst.

Bei PtL und PtG fallen vor allem die vielen Nebenstoffe des fossilen Treibstoffes weg. Die USA sind dafür bereits jetzt gut gerüstet, um das in der Menge mehr oder minder aus dem Stand zu produzieren.

Nachdem sich die politische Großwetterlage, die bis jetzt den fossilen Brennstoff favorisiert hat, sich gedreht hat, wäre es an der Zeit, das Thema zusammen mit Erneuerbaren auf den Weg zu bringen. Die Distribution kann ja problemlos weiter behalten werden.

PHH

@Raimund Schesswendter

Leider ist ihr Artikel stark Fehlerhaft. Den sollten sie wirklich korrigieren.

1) Nikola wird sich nicht auf Batterieelektro-Lkw konzentrieren. Das Kerngeschäftsmodell ist und bleibt Wasserstoff. Daran hat sich nichts geändert. Die Batterieelektro-Lkw sind was den Umsatz angeht nur Zusatz. Aber ja, aufgrund der Infrastruktur wird es bis 2023 dauern bis die Brennstoffzellen LKW verkauft werden. Ab 2021 sollen jedoch die ersten Flottentests mit Anheuser-Busch beginnen.

2) Die von Nikola geplanten Wasserstofftankstellen kosten ca. 14-16 Mio. USD, da sie sehr groß werden.

3) Ein Partner für die Wasserstoffinfrastruktur wird bis Jahresende verkündet. Dass sie den Q3 earnings call gehört haben, oder wenigstens das Transkript gelesen haben, kann ich ihnen nicht abnehmen. Es werden sogar wahrscheinlich mehrere Partner werden. Hier der Link zum Transkript: https://seekingalpha.com/article/4387356-nikolas-nkla-ceo-mark-russell-on-q3-2020-results-earnings-call-transcript?mod=mw_quote_news

Auf Seite 8/13 des Transkripts wird Mark Russel diesbezüglich ziemlich deutlich.

4) Auch der GM deal ist keineswegs vom Tisch. Der GM Präsident hat sich erst kürzlich sehr positiv diesbezüglich geäußert.
https://www.cnbc.com/2020/10/21/nikola-shares-surge-after-gm-executive-gives-ho.html

5) Hier auch nochmal ein Link zur der von Nikola kürzlich veröffentlichen Timeline bzgl. der Ziele in den nächsten Monaten und Jahren: https://twitter.com/nikolamotor/status/1324086567602921472/photo/1

Raimund Schesswendter

@phh

Hallo PHH,

vielen Dank für ihre ausgiebigen Hinweise.

1) Zunächst konzentriert sich Nikola offensichtlich erst einmal auf den Tre und zwar auf seine Batterie-Elektro-Variante. Nikola begründet das ja auch: Sie wollen erstmal Geld verdienen. Damit wollte ich nicht sagen, dass sie das Wasserstoffmodell fallen lassen. Sie wollen erstmal auf den Markt kommen. Mit dem Tre. Der Wasserstoff-LKW wurde erst einmal um ein Jahr in 2023 geschoben, aber die Angabe 2025 haben die Verantwortlichen auch schon im Mund gehabt.

2) Danke für den Hinweis – den arbeite ich gerne ein, denn diese Angabe war mir neu.

3) Ich habe geschrieben, dass ihnen das viele nicht mehr abnehmen – und das stimmt. Nikola hat schon mehrere Partner präsentiert und spricht seit 2016 von einem Tankstellennetz und es gibt noch keine einzige Säule. Die Branche – und darauf bezog ich mich – ist einfacher skeptischer geworden, was Nikolas Prognosen angeht. Nikola hat beim Earningscall keine konkreten Partner genannt – das werte ich zum Beispiel als kein besonders gutes Zeichen, dass es da vorangeht.

4) So wie sich Kim Brady geäußert hat, versucht Nikola bei GM einen Zeitaufschub zu erreichen. Ich sage nur: „Bei unseren Schätzungen des Cash Flows berücksichtigen wir nichts, das mit dem Badger zu tun hat“. Das bedeutet für mich: Wir geben dafür erstmal kein Geld aus. GM, klar, würde das gerne machen, denn sie verdienen garantiertes Geld damit – ob der Badger läuft oder nicht. Nikola wird meiner Meinung nach versuchen, das Projekt zu schieben, bis der Verkauf des Tre anläuft.

5) Oh, das ist nett. Vielen Dank! Hochinteressant! Ich wette jetzt schon darauf, dass der FCEV-Truck sich nach hinten verschieben wird. Meine Prognose: Die Produktion beginnt erst 2025 – wenn überhaupt.

Herzliche Grüße
Raimund Schesswendter

Bertram Anderer

Nikolai baut gar nichts. Die Überschrift ist schon falsch. Bisher nur Luftnummern angekündigt und nichts davon ist eingetroffen. Wenn sich Anfang Dezember Blackrock und Co. mit den Verkauf ihrer Aktien frisch gemacht hat wird alles Lokus verschwinden. Jede Wette.

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