Kia EV9: Vollelektrisches Familien-SUV mit Drehsitzen und bis zu 540 km Reichweite
Zwei Jahre nach den ersten Konzeptbildern des Kia EV9 ist das E-SUV nun offiziell vorgestellt worden. Es ist das zweite Kia-Modell nach dem EV6 (Test), das auf der E-GMP-Plattform (Electric Global Modular Platform) basiert. Im fünf Meter langen E-SUV sind im Inneren drei Sitzreihen für bis zu sieben Personen verbaut. In Sachen Technik verspricht Kia beim EV9 Topausstattung, große Reichweite und schnelles Laden.
Kia EV9: E-SUV ist 5 Meter lang
Laut Kia wird der EV9 mit etwas über fünf Metern (5.010 (Länge) X 1.980 (Breite) x 1.755 (Höhe) Millimeter; GT-line: 1.780 Millimeter hoch)) ein wenig länger als das Konzept. Rein äußerlich sind Ähnlichkeiten wie die recht eckige Kontur vorhanden, die sich gegenläufig öffnen Türen haben es jedoch nicht in die Serie geschafft.
Die E-GMP-Plattform ermöglicht einen langen Radstand von 3.100 Millimetern, wodurch ein großzügiger Innenraum ermöglicht wird, der zudem einen flachen Boden besitzt. Die Front des EV9 fällt durch scharf konturierte Linien auf. Das charakteristische „digitale Tigergesicht“, das Kia für den EV9 neu interpretiert hat, werde „durch die Lichteffekte des „Digital Pattern
Lighting Grill“, der nur in ausgewählten Märkten verfügbar sein wird, akzentuiert, so das Unternehmen.
Ferner sollen die vertikale Scheinwerfer „einen visionären, futuristischen Touch verleihen“. Die Hauptscheinwerfer des „digitalen Tigergesichts“ verfügen über zwei Reihen von kleinen würfelförmigen Leuchten, die an die Darstellung von Sternbildern angelehnt sind, und dienen als „Star Map“-LED-Tagfahrlicht. Dieses Markenzeichen soll auch in künftigen Kia-Modellen zum Einsatz kommen.
Kia EV9 mit bis zu 541 Kilometern Reichweite
Auch Details zur Motorisierung und den Akkus hat Kia verraten: So ist im leistungsstärksten Modell ein 99,8-Kilowattstunden-Akku verbaut, der sowohl mit einem Heck- (RWD) als auch einem Allradantrieb (AWD) kombiniert werden kann. Darüber hinaus soll in einzelnen Märkten eine Modellversion mit kleinerer Batterie von 76,1 Kilowattstunden und Heckantrieb angeboten werden.
Das leistungsstärkste EV9-Modell ist der Allradler, dessen zwei Elektromotoren insgesamt 283 Kilowatt und ein kombiniertes Drehmoment von 600 Newtonmeter liefern. Das Modell soll binnen sechs Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde (km/h) beschleunigen. Steigern lasse sich die Beschleunigungsleistung durch die optionale „Boost“-Funktion, die im neuen Kia-Connect-Store erhältlich sein wird. Durch diese werde das Drehmoment auf 700 Newtonmeter erhöht und die 100 km/h nach 5,3 Sekunden erreicht, so Kia.
Das EV9-Modell mit Hecktrieb und 99,8-Kilowattstunden-Akku besitzt einen 150-Kilowatt-Elektromotor mit 350 Newtonmeter Drehmoment, der das SUV in 9,4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Die RWD-Version mit dem kleineren Akku leistet 160 Kilowatt (350 Newtonmeter Drehmoment) und erreicht die 100 km/h nach 8,2 Sekunden.
Bei der Reichweite gibt Kia an, dass die Ausführung mit Heckantrieb und 19-Zoll-Rädern 541 Kilometer nach WLTP erreichen könne. Dank 800-Volt-Ladefähigkeit könne das Auto in rund 15 Minuten Strom für eine Strecke von 239 Kilometern nachladen.
Trotz der wuchtigen Form soll das E-SUV eine gute Aerodynamik besitzen, die laut Autobauer bei 0,28 und damit auf einem Niveau mit dem optisch schnittigerem EV6 liegt. Zur Aerodynamik tragen dem Hersteller zufolge eine Reihe Merkmale wie eine spezielle 3D-Unterbodenverkleidung bei, die im vorderen Teil eine konvexe Form und in hinteren Teil eine konkave hat. Ebenso spielen „aerodynamisch optimierte Felgen und innovative Lufteinlässe (Air Curtains) im Frontstoßfänger“ eine Rolle.
Kia EV9 mit viel Platz im Innenraum
Für den geräumigen Innenraum bietet Kia verschiedene Konfigurationen mit sechs und sieben Sitzen an, von denen sich die mittlere Sitzreihe unter anderem mit drehbaren Sitzen ausstatten lässt. Für diese Reihe bietet Kia vier Varianten an, „die auf verschiedene Nutzungssituationen inklusive Ladestopps und längere Pausen zugeschnitten“ sind.
Im Cockpit ist der EV9 mit einem frei stehenden AVNT-Display (Audio Visual, Navigation and Telematics) bestückt, das aus zwei 12,3-Zoll-Bildschirmen besteht und bis über die Mittelkonsole reicht. Hinter dem stets lederfreien Lenkrad informiert der Bildschirm den oder die Fahrer:in über Tempo, Reichweite und den Navigationsstatus. Vollkommen auf das Display-Interface setzt Kia nicht: Unter dem Bildschirm befinden sich noch eine Reihe haptischer Tasten – unter anderem für die Start/Stopp-Funktion des Infotainmentsystems und die Steuerung der Klimaanlage.
Beim Innenraum hat Kia auf Nachhaltigkeit gesetzt: Das Auto ist lederfrei und besteht zum Großteil aus biobasierten Materialien aus Mais, Zuckerrohr und natürlichen Ölen. Zudem steckt in jedem Fahrzeug Kunststoff aus 70 PET-Flaschen.
Bei der Farbpalette des EV9 habe sich Kia „von den vier natürlichen Kernelementen Licht, Luft, Erde und Wasser“ inspirieren lassen, „um eine Verbindung zur Schönheit der Natur herzustellen und diese in die Designphilosophie des EV9 einfließen zu lassen“.
Bei der Innenraumgestaltung stehen je nach Markt sechs Varianten zur Wahl: von einem hellen Grau über Naturtöne bis zum sportlichen anmutenden Interieur der EV9 GT-Line.
Zur EV9 GT-Line, die Kia neben dem EV9 angekündigt hat, lässt sich erwähnen: Die Reihe besitzt laut Autobauer eine „eigenständige Ästhetik“, die sich vom Grundmodell abhebt. Die vorderen und hinteren Stoßfänger, die Felgen und die Dachreling sind Kia zufolge in Schwarztönen gestaltet, „was dem GT-Line eine starke und selbstbewusste Präsenz gibt“. Die Modellreihe verfüge zudem über eine „exklusiv gestaltete, betont dynamische Variante des ‚Digital Pattern Lighting Grill’“, so Kia.
Kia EV9 mit Level-3-Option
Kias EV9 wird auch eines der ersten Modelle des Autobauers mit erweiterten Autonomieoptionen nach Level 3. So bekommt das E-SUV einen Autobahn-Staupiloten (Highway Driving Pilot), der dem Unternehmen zufolge „alle Voraussetzungen für ein Fahren auf Autonomie-Level 3“ ermöglichen wird.
Für das autonome Fahren sind 15 Sensoren, darunter zwei Lidarsysteme, an Bord, die es dem Autobahn-Staupiloten ermöglichen sollen, in einem vollen 360-Grad-Sichtfeld nach Objekten zu suchen und sie zu identifizieren. Das System könne den Straßenverlauf und andere Verkehrsteilnehmer erkennen und auf diese reagieren, um potenziellen Kollisionen vorzubeugen.
Kia plant zunächst, das System im EV9 GT-Line anzubieten. Weitere Details zum Autobahn-Staupiloten wolle das Unternehmen im Vorfeld der Markteinführung bekannt gegeben.
Der Kia EV9 verfügt ferner über einen App-Store und die Möglichkeit, Updates Over-the-Air einspielen zu können. Über den „Connect-Store“ sollen eine Reihe von Optionen nachträglich gebucht werden können, wie etwa die erwähnte „Boost“-Funktion. Auch spezielle Lichtmuster für den „Digital Pattern Lighting Grill“ können hier laut Kia je nach Markt hinzugebucht werden.
Zu weiteren digitalen Funktionen gehören laut Kia ein „Remote-Parkassistent II“ und das Streamen von Inhalten über das Infotainmentsystem. Ferner sollen im Kia EV9 ein Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff sowie ein Spurhalteassistent mit korrigierendem Lenkeingriff und einem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten integriert sein.
Eine navigationsbasierte „adaptive Geschwindigkeitsregelanlage“ soll für mehr Sicherheit auf Autobahnen und Schnellstraßen sorgen. Der Autobahnassistent II könne auch den Fahrspurwechsel übernehmen, wobei das System durch „Hands-On Detection“ (HOD) gewährleisten soll, dass die Hände am Lenkrad bleiben.
Mit dem EV9 unterstützt Kia den „Digital Key 2“, mit dem das Fahrzeug sich per UWB (Ultrabreitband) per Smartphone öffnen und starten lassen, während das Smartphone in der
Tasche bleiben kann.
Kia EV 9 unterstützt V2L und hohe Anhängelast
Wie der EV6 und auch der Ioniq 5 (Test) des Mutterkonzerns unterstützt das E-SUV durch eine integrierte Ladekontrolleinheit eine „Vehicle-to-Load“-Funktion (V2L). Mit dieser ist es möglich, Strom mit einer Leistung von bis zu 3,68 Kilowatt aus der Fahrzeugbatterie zu entnehmen, um Laptops, Haushaltsgeräte oder Camping-Equipment anzuschließen oder auch ein E-Bike aufzuladen.
Mit einer einer Anhängelast von 2.500 Kilogramm liegt der EV9 gleichauf mit BMWs Edelstromer iX (Test). Mit dem E-SUV lassen sich auch schwere Anhänger oder Caravans transportieren.
Einen Preis ist Kia und für den EV9 noch schuldig. Allerdings zeichnet sich ab, dass das Modell das bisher teuerste E-Autos des Herstellers wird. Dennoch strebt Kia nicht an, es sich im Premiumsegment gemütlich zu machen, sondern will weiterhin im Mainstream bleiben und auch günstigere Modelle anbieten.
Der Kia EV9 wird zunächst im Heimatmarkt Südkorea im Laufe des zweiten Quartals bestellbar sein, um anschließend im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2023 in Europa zu starten. Erst dann wird Kia auch Preise nennen.