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Fundstück

Dieser indigene Stamm bekam vor 9 Monaten Starlink-Antennen – jetzt sind viele internetsüchtig

Was passiert, wenn man einen indigenen Stamm im Amazonas mit Internet von Starlink versorgt? Sie kommen nicht mehr von Social Media und ihren Smartphones los.

2 Min.
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Internet über Starlink sorgt bei einem indigenen Stamm für neue Entwicklungen. (Foto: Natalie Board/Shutterstock)

Vor rund neun Monaten wurde ein abgelegener, indigener Stamm mit Internet von Starlink versorgt. Der Stamm der Marubo ist im Amazonas ansässig und besteht aus rund 2.000 Mitgliedern. Ein Team der New York Times hat sich in den Dschungel begeben, um herauszufinden, wie es dem Stamm mittlerweile geht und welche Veränderungen das Internet bei ihnen hervorgerufen hat.

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Social Media, Pornos und Streaming

„Als es ankam, waren alle glücklich“, heißt es von Tsainama Marubo, einer 73-Jährigen. Allerdings habe sich die Situation schnell verschlechtert, wie sie weiter berichtet: „Die jungen Leute sind wegen des Internets faul geworden.“ Demnach gibt es zahlreiche Marubo, die mittlerweile nur noch an ihrem Smartphone hängen.

Es gibt Gruppenchats, in denen die neuesten Nachrichten des Stammes geteilt werden; manche sind süchtig nach Social-Media-Apps und andere streamen Fußballspiele. Allerdings gehören nun auch Pornos sowie gewalttätige Videos und Games zum Alltag dazu. Alles landet binnen Sekunden auf den Smartphones der Stammesmitglieder.

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Die Sucht nach Internet führte sogar dazu, dass alltägliche Aufgaben liegengeblieben sind. Jagen und Fischen rückten bei vielen in den Hintergrund. Schließlich mussten die Anführer:innen des Stammes feste Zeiten für das Internet bestimmen. Die Starlink-Antennen werden seither nur zwei Stunden am Morgen sowie fünf Stunden am Abend angeschaltet. Nur am Sonntag ist das Internet den ganzen Tag verfügbar.

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Woher kommt das Internet für den Stamm?

Seit 2022 ist Starlink in Brasilien verfügbar. Die brasilianischen Aktivisten Enoque und Flora Dutra haben seither dafür gekämpft, dass indigene Stämme mit dem Satelliteninternet ausgestattet werden. Enoque stammt selbst von den Marubo ab und wechselt zwischen seinem Leben im Stamm und einem Leben in der Stadt, in der er zeitweise als Grafikdesigner für Coca-Cola gearbeitet hat.

Zusammen haben Enoque und Flora Dutra über 100 Briefe an den Kongress geschickt, um Starlink für indigene Völker verfügbar zu machen. Die Briefe blieben zwar unbeantwortet, doch sie lernten 2023 Allyson Reneau kennen. Die Keynote-Sprecherin wurde von den Aktivisten überzeugt und stellte 20 Starlink-Antennen im Wert von rund 15.000 US-Dollar bereit.

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Warum das Internet bleiben soll

Tsainama Marubo fügt trotz aller Kritik hinzu: „Aber bitte nehmt uns unser Internet nicht weg.“ Auch die Anführer:innen des Stammes sind sich einig, dass sie das Internet nicht wieder abschaffen können. Das liegt vor allem am praktischen Nutzen der Verbindung. Über Whatsapp können sich die Bewohner:innen untereinander koordinieren.

Gibt es Probleme – wie gesundheitliche Notfälle oder Umweltschäden im Dorf –, kann schneller Hilfe geholt werden. Zuvor verließen sich die Marubo auf ein altes Funkgerät, über das mehrere Dörfer den Notruf bis zur Stadt weiterleiten mussten. Aber auch bei der Bildung gibt es durch das Internet Fortschritte. Lehrer:innen der Marubo können auch Personen in anderen Dörfern in der Nähe unterrichten, ohne ihr Dorf zu verlassen.

Künftig planen die Dutras, weitere indigene Völker mit Starlink-Internet zu versorgen. Zudem sollen die indigenen Bewohner:innen ein Internettraining absolvieren, um nicht unvorbereitet auf alle Inhalte des Netzes zu stoßen.

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