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Analyse

Temu öffnet sich für deutsche Händler – doch die könnten unter Umständen draufzahlen

Jetzt öffnet sich Temu auch für deutsche Händler:innen. Der Schritt war seit Monaten erwartet worden – und wirft dennoch trotz attraktiver Konditionen zum Start eine Reihe an Fragen auf.

4 Min.
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Umweltbundesamt geht aufgrund verbotener Praktiken gegen Temu vor. (Bild: Poetra.RH/ Shutterstock)

Im Gespräch war es ja schon seit einigen Monaten – und ursprünglich hatte Temu ja auch bereits im vergangenen Jahr über die Europa-Expansion mit dem Ziel, europäischen Händler:innen die Plattform näherzubringen, gesprochen. Jetzt wird es offenbar ernst: Temu öffnet in Kürze den Shop für Händler:innen aus Europa, namentlich auch in Deutschland.

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Das berichtet Zixia Yi, die für die Händlerakquisition bei Temu für den europäischen Markt verantwortlich zeichnet, unter anderem auf LinkedIn. Man habe den Marktplatz zunächst für Händler:innen mit Sitz in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden geöffnet, weitere Länder dürften bald folgen. Händler:innen sind dabei für die Erstellung von Produktangeboten, die Lagerung im Ausland und für das Abwickeln der Rücksendungen verantwortlich – insbesondere dieser Punkt dürfte eine Herausforderung für viele Händler:innen darstellen.

Auf den ersten Blick interessant klingen die Konditionen: Händler:innen sollen zunächst weder Listing Fees noch Verkaufsprovisionen oder Werbekosten tragen müssen. Wie lange das so bleibt, ist unklar, aber die Sache hat auch mehr als nur einen Haken: Denn Temu übernimmt in diesem Fall auch die Preisgestaltung, ein eher unüblicher Schritt aus Sicht westlicher E-Commerce-Beteiligter. Umgekehrt werde Temu die Werbung und Channnel-übergreifende Promotion auf der Plattform übernehmen, einen umfassenden mehrsprachigen Kundenservice anbieten sowie Unterstützung beim Onboarding bieten.

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Kampfansage an Ebay und Amazon

Klar ist, dass die Konditionen, die damit verbunden sind, vor allem den westlichen Plattformen von Amazon Marketplace bis Ebay Probleme bereiten sollen – ein Sachverhalt, den wir ja schon vor Monaten so thematisiert hatten. Bekanntermaßen liegen auch die ansonsten aufgerufenen Provisionen mit zwei bis fünf Prozent weit unter dem, was westliche Plattformen verlangen. In einigen Fällen sollen die Provisionen bei Temu sogar für die China-Händler:innen unterhalb der Ein-Prozent-Schwelle liegen, bezogen auf den Umsatz. Das Geld werde hier somit vor allem über die Masse an Verkaufsvorgängen verdient, erklären Handelsexpert:innen (siehe t3n Heft 76).

Angesichts wenig ausgeprägter Loyalität bei austauschbaren Warengruppen könne es neuen Plattformen aber gut gelingen, Marktanteile zu gewinnen. So sank etwa in China selbst der Marktanteil von Alibaba, der bei über 70 Prozent lag, auf etwa 50 Prozent – zugunsten der Social-Selling-Plattform Douyin und eben Pinduoduo, dem Temu-Pendant für den chinesischen Markt.

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Ob die Rechnung auch in Deutschland aufgeht, bleibt abzuwarten – doch gerade der deutsche Markt zeigt in den letzten Monaten, dass die Kund:innen selbst bei Elektronikzubehör und Haushaltswaren, aber auch bei Bekleidung und Schuhen durchaus dazu bereit sind, einer Plattform wie Temu (und auch Shein) eine Chance zu geben, die rein über den Preis kommt und ihren USP über Themen wie Gamification und schiere Angebotsmenge bezieht.

Für Temu steht allerdings einiges auf dem Spiel: Denn die deutschen und europäischen Händler:innen werden zwar sicher Temu als zusätzliches Standbein ausprobieren, doch wird die Rechnung wohl vor allem für jene aufgehen, die austauschbare Billigware ohne nennenswertes Private-Label-Image vertreiben. Schwierig ist die Geschichte mit der Preisgestaltung: Hier legen die Händler:innen zwar einen Basispreis fest, doch Temu selbst will entscheiden, für welchen Preis die Ware den Besitzer wechselt. Wie das genau funktionieren soll und wie unsicher das für Händler:innen ist, ist noch nicht bekannt.

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Die Tatsache, dass Temu das gesamte länderübergreifende Marketing und den sprachlich wie auch immer angepassten Service übernimmt, dürfte gerade kleinen Händler:innen ohne internationalen Anspruch und Möglichkeiten, länderübergreifend zu werben, entgegen kommen. Hier spielt Temu bereits in einer Liga mit Ebay und sogar Amazon Marketplace. Ob es der Plattform aber mit dieser Strategie gelingen kann, für die Händler:innen eine vernünftige Conversion zu erzielen, bleibt ebenfalls offen. Markenverantwortliche zeigen sich hier angesichts der schlichtweg nicht vorhandenen Brand Awareness skeptisch.

Warum Temu für lokale Händler:innen riskant ist

Schon jetzt finden sich in der Plattform Angebote mit dem Label „Lokal“, die, so verspricht die Plattform, schneller bei den Verbraucher:innen sein sollen. In der Vergangenheit lief der Vertrieb noch ausschließlich über Fernost, was zu großen Problemen im europäischen Frachtflugsektor führte, da die Pakete dort gepackt und in großen Mengen gebündelt versandt wurden. Deutlich nachhaltiger im Hinblick auf ökologische Belange dürfte das Geschäftsmodell von Temu aber dennoch nicht werden, auch wenn die Lieferzeiten schneller werden – denn die Ware muss so oder so meist aus Asien geliefert werden.

Klar ist aber auch, dass vor allem andere Plattformen, auf denen ja in großer Zahl auch solche Angebote vom USB-Kabel bis zur Handyhülle, von der Rührschüssel bis zum Kleiderbügel gehandelt wurden, unter Druck stehen – ebenso wie die altbekannten 1-Euro-Shops in den Innenstädten.  Wie lange Temu die oben genannten kostenfreien Startkonditionen aufrechterhalten wird, ist allerdings ebenso unklar wie die später geplanten Provisionssätze. Am Marketingbudget, unter das ein solcher Schritt fallen dürfte, wird es der chinesischen Plattform jedenfalls nicht mangeln.

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Für Händler:innen, die sich jetzt bei Temu engagieren und dort Ware listen, sollte klar sein, dass sie damit ebenfalls ein Stück weit in Vorleistung gehen. Die meisten Händler:innen werden hier aus gutem Grund vorsichtig agieren, nach und nach Erfahrungen sammeln – und sich dessen bewusst sein, dass sie nur Gast auf einer Plattform sind, die jegliche Regelungen jederzeit ändern kann.

Für Kund:innen, die noch keine Erfahrungen mit dem Einkauf auf der chinesischen Billigplattform haben, lohnt sich das Installieren der App zwar damit etwas mehr, sie sollten aber einige Punkte beachten, die wir rund um die Bestellungen bei Temu in diesem Ratgeber zusammengefasst haben.

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