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MIT Technology Review Kommentar

OpenAI: Sorry, Sam. Aber deine KI rettet nicht das Klima

Der Energiebedarf von KI-Modellen wird weiter steigen. Dazu kommt der Strom für Verkehr und weitere Branchen. Während das Energienetz unter diesem Anstieg ächtzt, wird laut Sam Altman KI die „Lösung des Klimaproblems“ bringen. Was für eine Fehleinschätzung, meint unser Autor.

Von MIT Technology Review Online
4 Min.
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Mit KI gegen den Klimawandel? (Foto: petrmalinak / Shutterstock)

Sam Altman, Chef von OpenAI, hatte letzte Woche in einem Essay behauptet, dass die sich stets verbesserten Fähigkeiten von KI ein idyllisches „Zeitalter der Intelligenz“ einläuten werden, das „unvorstellbaren“ Wohlstand und „erstaunliche Erfolge“ wie die „Lösung des Klimaproblems“ mit sich bringen wird.

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Das Problem: Das ist ein Versprechen, das niemand wirklich einlösen kann – und das, wenn es um das Thema Klimawandel geht, die Natur der Sache grundlegend missversteht.

Noch verrückter ist, dass Altmans Ansicht suggeriert, dass der massive Stromverbrauch von KI heute keine große Rolle spielt, da sie es uns ermöglicht, in Zukunft reichlich sauberen Strom zu erzeugen. Damit werden wachsende Bedenken über eine Technologie, die schon jetzt den Bau von fossilen Gaskraftwerken beschleunigt und große Technologieunternehmen von ihren Klimazielen ablenkt, einfach abgetan.

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Steigender Energiebedarf

Allem Anschein nach wird der Energiebedarf der KI weiter steigen. Und das natürlich selbst dann, wenn die Welt sich darum bemüht, noch größere und sauberere Energiesysteme zu entwickeln, um den steigenden Bedarf an Strom für Elektrofahrzeuge, grünen Wasserstoff, Wärmepumpen und anderen CO₂-armen Technologien zu decken. Altman selbst hat sich Berichten zufolge gerade mit Vertretern des Weißen Hauses getroffen, um für den Bau riesiger KI-Rechenzentren zu werben, für deren Betrieb das Äquivalent von fünf Atomreaktoren erforderlich wäre.

Für mich ist klar, dass technologische Fortschritte echte Vorteile für die Menschheit bringen und den gesellschaftlichen Fortschritt auf sinnvolle Weise beschleunigen. Aber jahrzehntelang haben Forscher:innen und Unternehmen das Potenzial der KI überschätzt, neuartige Medikamente zu entwickeln, die erhoffte Superintelligenz zu erreichen und die Menschheit von der Notwendigkeit zu arbeiten zu befreien. Fairerweise muss man sagen, dass es bedeutende Fortschritte gegeben hat, aber trotzdem noch nicht in der Größenordnung, wie sie angepriesen wurden.

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Ein Werkzeug, das noch nicht ausreicht

Angesichts dieser Bilanz würde ich sagen, dass man erst ein Werkzeug entwickeln muss, das mehr kann als Journalismus zu plagiieren und Schüler:innen beim Schummeln zu helfen. Und zwar bevor man glaubhaft behaupten kann, dass KI die drängendsten Probleme der Menschheit lösen wird, egal ob es um die grassierende Armut oder die globale Erwärmung geht.

Sicherlich kann die KI der Welt helfen, die zunehmenden Gefahren des Klimawandels zu bekämpfen. Forschungsgruppen und Startups nutzen die Technologie schon, um Stromnetze effektiver zu verwalten, Waldbrände schneller zu bekämpfen und Materialien zu entdecken, aus denen billigere und bessere Batterien oder Solarzellen hergestellt werden können.

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All diese Fortschritte sind aber noch relativ unbedeutend. Nehmen wir mal an, dass die KI das Energiewunder vollbringt. Vielleicht liefert ihre Fähigkeit, Muster zu erkennen, die entscheidende Erkenntnis, um die Kernfusion zu knacken – eine Technologie, auf die Altman als Investor stark setzt? Das wäre fantastisch. Aber technologische Fortschritte sind nur der Anfang. Sie sind notwendig, aber bei weitem nicht ausreichend, um die weltweiten Klimaemissionen zu beseitigen.

Woher weiß ich das? Weil wir mit Anlagen zur Kernspaltung, Solarparks, Windturbinen und Batterien bereits über alle Technologien verfügen, die wir brauchen, um den Energiesektor zu revolutionieren. Das sollte die niedrig hängende Frucht der Energiewende sein. Doch in der größten Volkswirtschaft der Erde werden immer noch 60 Prozent des Stroms mit fossilen Brennstoffen erzeugt. Die Tatsache, dass ein so großer Teil unseres Stroms immer noch aus Kohle, Erdöl und Erdgas stammt, ist nicht nur ein technologisches, sondern auch ein regulatorisches Versagen.

„Solange wir fossile Brennstoffe subventionieren, indem wir ihnen erlauben, die Atmosphäre als Müllkippe zu nutzen, können saubere Energien nicht auf gleicher Augenhöhe konkurrieren“, schrieb Zeke Hausfather, Klimawissenschaftler bei der unabhängigen Forschungsorganisation Berkeley Earth, auf X in einer Antwort auf Altmans Beitrag. „Wir brauchen politische Veränderungen, nicht nur technische Durchbrüche, um unsere Klimaziele zu erreichen.“

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Aggressive Politik gefragt

Das soll nicht heißen, dass es nicht noch große technische Probleme gibt, die wir lösen müssen. Man denke nur an die anhaltenden Kämpfe um die Entwicklung sauberer, wettbewerbsfähiger Methoden zur Düngung von Pflanzen oder zum Fliegen von Flugzeugen. Aber die grundlegenden Herausforderungen des Klimawandels sind versunkene Kosten, Entwicklungshindernisse und Trägheit.

Wir haben eine globale Wirtschaft aufgebaut und dafür gesorgt, dass sie Klimagase ausstößt, die den Planeten erwärmen. Wir haben Billionen von US-Dollar in Kraftwerke, Stahlwerke, Fabriken, Jets, Heizkessel, Warmwasserbereiter, Herde und SUVs investiert, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Und nur wenige Menschen oder Unternehmen werden diese Investitionen gerne abschreiben, solange diese Produkte und Anlagen noch funktionieren. Die KI kann all das nicht einfach durch bessere Ideen beheben.

Um den Maschinenpark aller Industriezweige auf der ganzen Welt so schnell wie möglich zu ersetzen, brauchen wir eine immer aggressivere Klimapolitik, die Anreize schafft oder alle dazu zwingt, auf sauberere Anlagen, Produkte und Verfahren umzusteigen. Aber bei jedem Vorschlag für ein strengeres Gesetz oder einen großen neuen Wind- oder Solarpark werden sich Kräfte dagegen wehren, weil der Plan jemandes Geldbeutel trifft, jemandes Aussicht blockiert oder die Gebiete oder Traditionen bedroht, die jemand schätzt. Der Klimawandel ist ein Infrastrukturproblem, und der Bau von Infrastruktur ist ein schwieriges menschliches Unterfangen.

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KI macht Probleme schlimmer

Der technische Fortschritt kann einige dieser Probleme lindern. Günstigere und bessere Alternativen zu alten Industrien machen schwierige Entscheidungen politisch akzeptabler. Aber es gibt keine Verbesserungen der KI-Algorithmen oder der zugrundeliegenden Datensätze, die die Herausforderung des NIMBY-ismus, des Konflikts zwischen menschlichen Interessen oder des Wunsches, frische Luft in einer unberührten Wildnis zu atmen, lösen.

Die Behauptung, dass eine einzige Technologie – die zufällig diejenige ist, die Altmans Unternehmen entwickelt – diese unlösbaren Konflikte der menschlichen Gesellschaft auf wundersame Weise lösen kann, dient bestenfalls dem Eigennutz, wenn sie nicht sogar ein wenig naiv ist. Und es ist ein beunruhigender Gedanke, der zu einem Zeitpunkt verkündet wird, an dem das Wachstum eben dieser Technologie die mageren Fortschritte, die die Welt beim Klimawandel gemacht hat, zu untergraben droht. Das Einzige, was wir mit Sicherheit über generative KI sagen können, ist, dass sie das schwierigste Problem, das wir je zu lösen hatten, noch schwieriger macht.

Dieser Artikel stammt von James Temple. Er ist Senior Editor bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und schreibt über Energie und Klimawandel.
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