Google Pixel 2 (XL) – Hard- und Software wachsen enger zusammen
Da sind sie also, Googles neue Pixel-Modelle, mit denen der Hersteller zeigen will, was mit Android und Googles Ökosystem möglich ist. Wie die erste Generation sind das Pixel 2 und Pixel 2 XL „Google in Reinform“, wie Android-Chef Hiroshi Lockheimer die Pixel-Ambitionen im vergangenen Jahr beschrieb. Das zeigte sich auch in der Präsentation am Mittwoch: Der Fokus der Pixel-2-Vorstellung lag weniger auf der Hard- und mehr auf der Software und den dahinter liegenden Diensten.
Hervorzuheben sind an dieser Stelle vor allem die Integration von Googles KI: Die auf der Google I/O 2017 angekündigte Google-Lens zieht auf die Geräte ein. Mit dieser können Inhalte wie Bücher, Sehenswürdigkeiten und mehr auf Bildern erkannt werden. Vorerst funktioniert das Ganze nur in der Foto-App – später soll es genügen, die Kamera nur auf ein Objekt oder ein Gebäude zu richten.
Eine weitere Funktion, bei der Machine-Learning zum Einsatz kommt, ist die automatische Musikerkennung, die über den Always-On-Screen genutzt werden kann. Die Daten dafür liegen lokal auf dem Smartphone und werden regelmäßig aktualisiert. Auch beim Porträtmodus der neuen Kamera kommt Googles KI zum Einsatz.
Dass die Pixel-Smartphones durch und durch Google sind, ist auch direkter auf den Geräten zu erkennen. Rückseitig prangt das Google „G“, auf dem Homescreen ist das Google-Suchwidget direkt über die Onscreen-Navigation gerückt, sodass sie schneller erreichbar ist. Ebenso schnell zu aktivieren ist der Google Assistant, der entweder durch das Hotword „Okay Google“ gestartet werden kann oder per „Active-Edge“-Funktion mittels einem Druck auf den Gehäuserahmen. Dieses Feature hat Google sich von HTCs U11 (Test) geliehen. HTC ist seit Jahren ein Partner Googles – seit der Übernahme eines Teils der Smartphone-Sparte HTCs sind die beiden noch enger miteinander verbunden, die Adaption eines solchen Features überrascht daher wenig.
In Sachen Hardware sind beide Modelle auf dem aktuellen Stand der Technik – die konkreten Ausstattungsmerkmale findet ihr hier. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das System gefühlt noch flüssiger läuft als schon auf den Pixel-Modellen der ersten Generation. Und das soll was heißen, denn schon die 2016er Pixel liefen flüssiger als die Geräte der ganzen Konkurrenz. Nur Oneplus und HTC stellen Ausnahmen dar.
An der Verarbeitung der Pixel-2-Modelle gibt es auf den ersten Blick nichts zu beanstanden. Beide Smartphones sind top verarbeitet, wie man es von einem hochpreisigen Premiumgerät erwartet. Was das Design anbelangt, mutet insbesondere das Pixel 2 XL moderner und optisch ansprechender als das kleinere Modell an. Das XL besitzt zwar weiterhin an allen Seiten einen gewissen Rahmen, dieser ist im Vergleich zum Pixel 2 stärker reduziert. Der Fünfzoller erinnert mit verhältnismäßig viel Rahmen ober- und unterhalb des Display stärker an seinen Vorgänger. Es sollte indes erwähnt werden, dass beide Geräte mit frontseitigen Stereolautsprechern ausgerüstet sind, die einen gewissen Raum benötigen.
Die Displays der beiden Pixel-2-Geräte wirken auf den ersten Blick qualitativ hochwertig, scheinen aber nicht an die OLED-Panel von Samsung heranzukommen. Ein Detail, das wir nicht testen konnten: Die Displays sollen auch durch Sonnenbrillen noch sehr gut ablesbar sein.
Pixel 2: Neuer Kamera-König ohne Dual-Kamera?
Während Google im vergangenen Jahr betonte, dass die Kamera nicht aus dem Gehäuse ragt, lugt sie beim Pixel 2 und 2 XL ein Stück weit heraus. Google erklärt diesen Umstand damit, dass der optische Bildstabilisator mehr Platz als der elektronische einfordert. Auf letzteren hatte Google bei den Vorjahres-Modellen ausschließlich gesetzt. Über die Bildqualität lässt sich derzeit nur sagen, was die Kamera-Experten von DXOMark attestieren: Sie sei besser als die der gesamten Konkurrenz – selbst besser als die im iPhone 8 Plus, Note 8 und iPhone 8 verbauten Kameras. Im DXOMark zieht die Pixel-2-Kamera mit Abstand an der Konkurrenz vorbei. Wir werden dem in unserem Test nachgehen.
Auf den ersten Blick wissen die Pixel-2-Modelle – allen voran das XL, aber das ist rein subjektiv – zu gefallen. Mit der Kombination aus smarter, flüssiger laufender Software und solider Oberklasse-Hardware müssen die Neulinge sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken, zumal ein weiterer Bonus hinzukommt, der nicht selten vernachlässigt wird: Google bietet für seine Topmodelle eine Update-Garantie von drei Jahren. Das bedeutet, dass drei Major-OS-Updates für die Pixel-2-Modelle bereitgestellt werden sollen. Das bietet kein anderes Unternehmen – darüber hinaus erhalten sie monatliche Sicherheitsupdates für den gleichen Zeitraum. Diese Update-Ansage dürfte eine Reaktion auf die Trägheit der Android-Partner sein, die Googles Android-Chef frustriert.
Abschreckend dürften dennoch die Preise sein: Für das kleine Pixel 2 mit 64 Gigabyte verlangt Google 799 Euro, bei der großen Version geht es ab 939 Euro los. Das ist alles andere als günstig, allerdings orientiert Google sich dabei an Apple mit iPhone 8 oder 8 Plus (Test) und iPhone X. Auch andere Hersteller wie der Branchenprimus Samsung beispielsweise beim Galaxy Note 8 (Test) setzen mittlerweile massiv hohe Preise für ihre Topmodelle an. Ob man sich auf diese immens hohen Preise einlässt, muss jeder selbst wissen. Google könnte es schwer haben, seine Pixel-Modelle zu diesem hohen Preis zu veräußern, denn im Unterschied zu Apple fehlt dem Unternehmen noch der gewisse Nimbus, den der iPhone-Konzern innehat.
Zum Weiterlesen:
- Android 8.0: Welche Geräte bekommen das Oreo-Update?
- Pixel und Pixel XL im Test: Viel Google zum iPhone-Preis