Der Apartment-Vermittler Airbnb ist nun doch auf dem Weg an die Börse. Das Unternehmen aus San Francisco reichte einen vertraulichen Antrag für eine Aktienplatzierung ein, wie das Unternehmen berichtet. Wie viele Aktien und zu welchem Preis diese angeboten werden sollen, ist noch nicht bekannt und wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, wie das Unternehmen erklärt. Startups in den USA haben die Möglichkeit, ihren Antrag für einen Börsengang vertraulich bei der Börsenaufsicht SEC einzureichen – und die Informationen und Konditionen erst später öffentlich zu machen.
Schon vor der Coronakrise hatte Airbnb den Börsengang in diesem Jahr geplant – es verwundert eher, dass das Unternehmen unter den aktuellen Bedingungen daran festhält. Nachdem sich die Umsatzzahlen zwischen Mitte Februar und Mitte März nahezu halbiert hatten, musste das Unternehmen zahlreiche Einschnitte vornehmen. Mittlerweile profitiert Airbnb aber von Urlaubern und Nutzern, die auf kürzeren Entfernungen verreisen als früher und die Buchungen kurzfristiger vornehmen als bisher. Inzwischen haben sich laut Unternehmensangaben auch die Buchungen wieder konsolidiert.
Die Bewertung des Wohnraumvermittlers ist allerdings etwas schwierig, nachdem der Wert im vergangenen Jahr auf rund 31 Milliarden US-Dollar taxiert wurde. Airbnb versucht, sich als Vertreter der Shareconomy zu verkaufen – einige andere Companies wie Uber, Lyft und Wework hatten hiervon in den vergangenen Jahren bei ihren Börsengängen profitiert. Die Pläne von Airbnb, den Börsengang doch noch in der näheren Zukunft durchzuziehen, zeigen, wie stabil die Börsensituation insbesondere in der Tech-Branche in den USA immer noch eingeschätzt wird. Airbnb gilt als eines der wertvollsten Startups der Welt und beschäftigt derzeit 13.000 Mitarbeiter weltweit, und das, nachdem bereits rund 1.900 im Rahmen der Coronakrise gehen mussten. Das Unternehmen ist in 220 Märkten weltweit unterwegs, auf seinem Gebiet Marktführer und wird mit mittlerweile 35 Milliarden Dollar taxiert. Der Wohnraumvermittler kassiert rund ein Fünftel an Provision von jeder Buchung, in einzelnen Fällen etwas mehr, bei großen Vermietern wie Hotels teilweise weniger aufgrund entsprechender Verhandlungen.
Andererseits ist Airbnb tatsächlich aufgrund seines Plattformcharakters ein interessantes Investment – denn das Risiko der Vermietung und Vermietbarkeit tragen in nahezu allen Fällen die Besitzer, nicht so sehr der Plattformbetreiber. Dabei wird Airbnb als internationaler Marktführer in dem Segment angesichts der Markenbekanntheit eine gute Ausgangslage haben, auch wenn das Geschäft derzeit weniger rund läuft als in den vergangenen Jahren. Dennoch dürfte die Dauer und Ausprägung der Coronakrise einen Einfluss darauf haben, wie sich das Geschäft in den kommenden Jahren entwickeln und wie sich der Wohnraumvermittler zukünftig aufstellen wird. In den vergangenen Monaten hat jedenfalls die Zahl an Wohnungen, die längerfristig vermietet werden, zugenommen – unwahrscheinlich, dass Airbnb da in gleichem Maße mitverdient, wenn sich Mieter und Vermieter bereits kennen.