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Ratgeber

Aktive ETF: Sind sie wirklich besser – und wer sollte investieren?

Aktive ETF versprechen, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren: die niedrigen Gebühren der ETF-Welt und ein aktives Management, das in der Lage sein soll, eine Überrendite im Vergleich zum Index zu erwirtschaften. Doch kann die Rechnung aufgehen?

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Sind aktive ETF wirklich erfolgreicher – und für wen eignen sie sich? (Foto: Shutterstock)

Kaum ein Thema wird seit einigen Monaten in der ETF-Welt so heiß diskutiert wie die aktiven ETF. Für die einen sind sie eine Mogelpackung der Kapitalanlagegesellschaften, die mit dem Begriff ETF, der für niedrigere Gebührenstrukturen steht, werben wollen, für die anderen sind sie ein durchaus vernünftiges Geldanlageprodukt, das nicht nur einen Index nachbildet, sondern aktiv versucht, eine Überrendite gegenüber dem Benchmark zu erwirtschaften.

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Doch wie erfolgreich die „ETF mit Rückenwind“ wirklich sein können, dazu gibt es noch zu wenige Erfahrungswerte. Was es bei der Bewertung aktiver ETF zu beachten gibt und für wen sie sich eignen, erfährst du in diesem Ratgeber.

Was sind aktive ETF?

Aktive ETF (Exchange Traded Funds) sind eine Variante von börsengehandelten Fonds, die aktiv von einem Portfoliomanagement-Team verwaltet werden, um die Performance eines Index zu übertreffen oder spezifische Anlageziele zu erreichen. Im Gegensatz zu den rein passiven ETF, die stur und einfach einen Index nachbilden, versuchen aktive ETF, durch eine gezielte Auswahl und Gewichtung von Wertpapieren eine höhere Rendite zu erzielen.

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Damit handelt es sich bei aktiven ETF um eine hybride Anlageform, die die Vorteile der aktiven Verwaltung mit der Flexibilität und den Kostenstrukturen von ETF kombiniert. Ein solcher ETF kann, da es bisher noch keine klaren Regeln gibt, also einerseits bestimmte Titel des Index auslassen, andere höher gewichten oder auch regelbasiert arbeiten, beispielsweise bestimmte Länder eines Euroraum-Index oder Emerging-Markets-Index situativ höher oder niedriger gewichten.

Sind die aktiven ETF eine neue Entwicklung?

Zumindest hier in Deutschland kommen sie jetzt erst in Mode. In den USA dagegen ist das Ganze seit rund fünf Jahren ein Thema, dort beziffert die New Yorker Börse (NYSE) das Investitionsvolumen bis Ende 2024 bereits auf über 750 Milliarden US-Dollar. Die deutschen Börsen zählen hingegen erst gut 140 solcher Fondskonstrukte mit einem bisherigen Volumen von 22,3 Milliarden Euro investiertem Geld. Zum Vergleich: „Reinrassige“ ETF mit festem Regelwerk gibt es in Deutschland inzwischen rund 2.200.

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Aktive ETF sind in den USA aber auch deshalb weiter verbreitet, weil dort – im Gegensatz zu Europa – keine so strengen Transparenzvorschriften bezüglich der täglichen Veröffentlichung aller ETF-Positionen bestehen. Dennoch ist auch bei uns damit zu rechnen, dass sowohl bei Aktien- und Anleihen- als auch gerade bei Themen- und Trend-ETF immer mehr aktive ETF auf den deutschen Markt kommen werden.

Was spricht für aktive ETF, was dagegen?

Puristen halten aktive ETF für „nicht Fisch, nicht Fleisch“, Befürworter können dem Konzept aber durchaus etwas abgewinnen. Die Vorteile liegen in der Möglichkeit, gezielt in vielversprechende Wertpapiere zu investieren, weniger attraktive zu meiden oder auch situativ bestimmte Teilmärkte zu spielen. So sollen aktive ETF potenziell höhere Renditen erzielen können als passive ETF, die nur einen Index stur nachbilden.

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Sinnvoll kann dieses Nachjustieren beispielsweise bei den Umstrukturierungen aufgrund von (regelmäßig anfallenden) Veränderungen im zugrunde liegenden Index sein: Klassische ETF müssen hier nachkaufen, auch wenn der Kurs aufgrund der wachsenden Bedeutung der Indexfonds das ungünstig erscheinen lässt. Aktive ETF können hier freier agieren und müssen nicht am handelsintensivsten Tag handeln, was gerade bei Nebenwerteindizes von Vorteil sein kann.

Bei den Kosten liegen die aktiven ETF zwar oberhalb der rein passiven, was mit dem Management begründet wird – hier ist aber in dem vergleichsweise jungen Marktsegment auch noch das letzte Wort nicht gesprochen. Sie liegen jedenfalls noch weit unter den Kosten für klassische aktive Fonds, die sich bekanntermaßen auch oftmals sehr stark an einem Vergleichsindex orientieren, also eigentlich erst recht eine Mogelpackung sind.

Des Weiteren kauft man sich gerade jetzt in der Anfangszeit ein hohes Management-Risiko ein, denn die aktiven ETF haben aufgrund ihres jungen Alters noch nichts vorzuweisen. Eigentlich zeigten in der Vergangenheit zahlreiche Studien übereinstimmend, dass das Management-Team aktiver Fonds nur in einem niedrigen Prozentsatz der Fälle überhaupt erfolgreicher ist als das reine Investieren in den Vergleichsindex – und je länger der Zeitraum gewählt wurde, desto schlechter fiel die Bilanz für die aktiven Fonds aus.

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Die Zahlen von Morningstar zeigten etwa, dass das bei 36 Prozent der aktiven Fonds auf Jahresfrist so ist – nach zehn Jahren aber gerade mal noch bei 17 Prozent der Fonds. Wenn sich nun also die aktiven ETF als „Überflieger-Fonds“ präsentieren, dann darf das durchaus hinterfragt werden.

Im Hinblick auf die Festlegung von Kursen unterscheiden sich aktive ETF übrigens auch von den klassischen aktiven Fonds nur noch unwesentlich: Bei beiden gibt es bekanntermaßen nicht mehr nur die tägliche Kursfeststellung durch die KAG, sondern auch den Börsenhandel, wie wir ihn von den ETF kennen. Allerdings werden ETF ausschließlich an der Börse gehandelt, während das bei Publikumsfonds immer noch eher die Ausnahme mit kleinen Handelsvolumina ist. Das spricht also im Vergleich zwischen Publikumsfonds und aktiven ETF auch für Letztere.

Sind aktive ETF also eher ein Marketinggag, eine Mogelpackung?

In der Tat kritisieren viele Finanzmarktexpert:innen, dass es sich bei aktiven ETF um eine Wundertüte handelt. Denn anders als etwa Faktor- oder Themen-ETF, die zumindest mit einem festen Regelwerk oder einer Gewichtung arbeiten, sind die Management-Teams aktiver ETF deutlich freier in ihrem Handeln. Dennoch unterliegen sie den bereits genannten Transparenzpflichten, die aber wohl kaum ein:e Privatanleger:innen regelmäßig nachvollziehen wird.

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Und es darf nicht vergessen werden, dass auch viele der aktiven ETF durchaus über ein klares Regelwerk verfügen können, das ihnen aber beispielsweise zu festgelegten Rebalancing-Terminen einen bestimmten Korridor in der Gewichtung bestimmter Werte vorgibt. Ein aus Aktien und Renten bestehender Multi-Asset-ETF kann dann je nach Wirtschaftslage ein bestimmtes Mischungsverhältnis wählen, das sich etwa an der Wirtschafts- und Finanzmarktlage orientiert.

Klar ist, dass der ETF-Begriff in der Finanzwirtschaft mit „günstigen Konditionen“ verbunden wird und positiv besetzt ist. Aktive ETF lassen sich somit wahrscheinlich besser bewerben als klassische Publikumsfonds. Hinzu kommt, dass die aktiven ETF, die ja weitgehend von denselben Fondsgesellschaften kommen, die auch Publikumsfonds am Start haben, mit Verweis auf das Management etwas teurer bepreist werden können als ein Wald-und-Wiesen-ETF. In der ETF-Welt, in der gerade bei den bekannten Indizes die Kostenquote in den letzten Jahren immer weiter gesenkt wurde, könnte das eine Art Befreiungsschlag für die Fondsgesellschaften sein.

Wie erkenne ich einen guten aktiven ETF?

Dass die Regelwerke bei den „ETF auf der Überholspur“ deutlich schwieriger zu durchschauen sind als bei passiven ETF, dürfte klar geworden sein. Zwei Kennzahlen gibt es allerdings, die – neben der Performance über die unterschiedlichen Zeiträume – hilfreich sind. Da ist zum einen der Tracking-Error, also die Standardabweichung vom Index, die aufzeigt, wie experimentierfreudig das Fondsmanagement ist oder wie eng es sich an den Index klammert.

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Die zweite Einheit, die es zu beachten gilt, ist der Active Share, also die Abweichung der Zusammensetzung des Fonds von der des Index. Je niedriger der Wert hier ist, desto genauer bildet der Fonds seinen Benchmark ab. Funfact ist, dass auch bei vielen Publikumsfonds, die mit jährlichen Kostenquoten (TER) von 1,5 bis 2 Prozent arbeiten, die Abweichungen gering sind, sich die Fonds also verdammt nah am Index bewegen.

Fazit: Sind aktive ETF besser als passive? Und für wen eignen sie sich?

Damit kommen wir natürlich zu der Frage, die viele bewegen dürfte: Welches System ist das bessere und für welche Bereiche lohnt sich ein aktiver ETF, der ja mit einem Aufpreis bei den Kosten (der TER) verbunden ist? Das lässt sich so einfach nicht beantworten und bleibt auch eine Glaubensfrage. Denn die aktiven ETF werden in den kommenden Jahren erst unter Beweis stellen müssen, dass sie imstande sind, ihren Benchmark-Index zu schlagen.

Klar ist, dass es für Privatanleger:innen in Zukunft noch etwas unübersichtlicher wird, den passenden ETF zu finden, denn die Marketingmaschinerie der Fondsgesellschaften versteht es traditionell gut, ihre Finanzprodukte zu bewerben. Die Performance eines aktiven ETF hängt stark von den Fähigkeiten des Management-Teams ab. Schlechte Anlageentscheidungen können daher zu unterdurchschnittlichen Renditen führen – oder gar dazu, dass der Index trotz der Mehrkosten nicht geschlagen wird.

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Zu bedenken ist aber auch, dass aktive ETF zunächst eine gewisse Größe erreichen müssen, um angesichts der fixen Management-Kosten rentabel zu werden. Deswegen gilt wie bei der Auswahl eines jeden Fonds, dass neben der Gesamtkostenquote die üblichen Kriterien wie Replikation, Standardabweichung, Performance der Vergangenheit im Vergleich zum Index berücksichtigt werden müssen. Zu empfehlen ist deswegen, diese Anlageklasse weiter zu beobachten und selektiv auf aktive Produkte zu setzen.

Auf jeden Fall sind sie aber eine Antwort für Kund:innen, die sich bislang nicht an ETF herangetraut haben, da sie ohne einen „Kapitän“ an Bord nicht auf ein automatisiertes Geldanlageprodukt setzen wollten. Doch hier wird es, ähnlich wie bei herkömmlichen Publikumsfonds, darauf ankommen, wie sehr man dem Team dahinter vertraut. Ob die Banken ihren Kund:innen dieses Anlageprodukt allerdings ans Herz legen, für das sie ja nicht die bei Publikumsfonds üblichen Vermittlungsprovisionen vereinnahmen können, darf bezweifelt werden.

Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information. Sie stellen keine Wertpapieranalyse im Sinne des § 34b WpHG, Empfehlung, Anlageberatung oder Aufforderung zum Handeln dar und ersetzen keine fachkundige, individuelle Anlageberatung.

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