Aldi Süd könnte schon bald Kunden auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten Waren verkaufen. Das Unternehmen experimentiert mit einem „Aldimat“ genannten Automaten, der ein paar Standardwaren, die man für gewöhnlich auch mal außerhalb der Öffnungszeit benötigt, anbietet. Das Pilotprojekt findet in der pfälzischen Gemeinde Haßloch statt, die schon seit Jahrzehnten aufgrund ihrer soziodemografischen Zusammensetzung als beliebtes Testgebiet für alle möglichen Marketing-Tests gilt. Wenn Aldi das Konzept in der Gemeinde Haßloch testet, dann ist das durchaus ein Zeichen dafür, dass man die Akzeptanz für weitere Märkte prüfen will.
Der Automat befindet sich vor der Filiale und bietet zunächst Produkte wie Wurst, Käse, Butter oder Grillgut/Fleisch. Die Preise sollen dieselben sein, die Aldi auch im Laden verlangt, bezahlt wird dabei ausschließlich bargeldlos.
Andererseits ist die Art eines solchen Angebots eigentlich absolut nicht mehr zeitgemäß, weil technisch wenig anspruchsvoll. Hier angesichts von rund 30 Produkten, die der Automat bereitstellt, von „revolutionär“ zu sprechen, wie dies einige lokale Medien tun, ist alles andere als angebracht. Einen Automatensupermarkt mit immerhin bis zu 500 unterschiedlichen Produkten hat das Unternehmen Hensing aus Emsdetten vorgestellt – doch auch hier kommen nur mehrere dieser Automaten, die wir seit Jahrzehnten von Bahnhöfen und anderen öffentlichen Plätzen kennen, zum Einsatz.
Alternativen: Mehr als Automatenverkauf von Aldi
Innovativer ist dagegen Emmas Enkel, ein rund um die Uhr geöffneter Laden in Düsseldorf und Stuttgart, der weitgehend ohne Kassenpersonal auskommt und noch am ehesten an die aus den USA bekannten Amazon-Go-Supermärkte erinnert. Eigentlich sollte sich ein solches Konzept in etwas kleinerer Form auch für einen Discounter wie Aldi lohnen – zumindest eher als die Automatentechnik aus dem letzten Jahrhundert. Dass derartige Technik besser gegen Vandalismus geschützt werden muss, als ein einfacher Automat, versteht sich von selbst, ist aber durchaus machbar.
Aldi geht mit dem Experiment der Aldimaten einen äußerst halbherzigen und wenig innovativen Weg. Gegenüber zeitgemäßen Technologien, die möglicherweise halt tatsächlich eine vorherige Anmeldung und Zutrittskontrolle via Karte erforderlich machen, ist das Konzept des Verkaufsautomaten reichlich altbacken. Es ist ohnehin erstaunlich, dass (mit Ausnahme einiger lokaler Händler) immer noch kein Anbieter ein zeitgemäßes Konzept gefunden hat, eine vernünftige Auswahl an Lebensmitteln mit weniger Personalaufwand zu vertreiben.
Tobias Weidemann
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Es ist vielleicht nicht so innovativ, weil bekannt, aber es derart abzuwerten, ist schlicht der falsch Ansatz, lieber Tobias. Es gibt Städte und Dörfer, die sich sicherlich darüber freuen würden, wenn man auch um 23:00 Uhr das eine oder andere zum normalen Preis bekommt, statt wieder in die Tanke zu fahren und dort einen sehr hohen Preis zu bezahlen. Die von Dir genannten Innovationen anderer sind einfach uninteressant, weil es nur hier und da vorhanden ist. Aldi gibt es überall. Ich würde es begrüßen.
Dennis, ich verurteile das ja prinzipiell nicht oder werte es ab – und kann Dir als in Bayern lebend sagen, dass bei uns die Läden schon um 20 Uhr zumachen. Ich hätte mir aus technologischer Sicht aber etwas „Mutigeres“ von einem der größten Lebensmitteldiscounter gewünscht, zumal die Technik heutzutage dazu in der Lage wäre. Denn mit den 25-30 Produkten, die ein solcher Automat bereitstellt, ist es kein größerer Gewinn für den (ländlichen, ohne Tankstelle vor Ort) Kunden.