Alibaba erobert mit Logistikzentren Schritt für Schritt Europa
Alibaba will, sofern das Geschäft in Deutschland weiter wie bisher wächst, im Hamburger Hafen ein Logistikzentrum eröffnen. Rund 50.000 Pakete sollen bisher täglich nach Deutschland gehen. Alibaba rechnet mit 100 Prozent Wachstum im Jahr, äußerte sich das Unternehmen in einem Bericht gegenüber der Wirtschaftswoche. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Logistikstrategie des chinesischen Konzerns. Alibaba baut in aller Stille ein Logistiknetz, das ganz Europa umspannen wird.
Alibaba plant für 2019 ein Logistikzentrum im Hamburger Hafen
Nach Informationen der Wirtschaftswoche prüft Alibaba für das Jahr 2019 die Investition in ein eigenes Logistikzentrum in Deutschland – obwohl der Standort in früheren Überlegungen aus Kostengründen ausgeschlossen worden sein soll, ist jetzt wieder Hamburg im Gespräch. Die Wirtschaftswoche weist auf ein freistehendes Areal namens „Steinwerder Süd“ hin, bei dem der chinesische Logistikkonzern CCCC Pläne für ein automatisiertes Containerterminal im Rahmen eines Ideenwettbewerbs entwickelt habe. CCCC soll auch mit Alibaba zusammenarbeiten, aber ob es sich dabei um mehr als einen Zufall handelt, ist nicht bekannt. Bisher soll das Areal noch nicht ausgeschrieben sein.
Alibaba plant seit längerer Zeit ein europäisches Logistik-Netz
In Belgien soll Alibaba sein erstes Logistikzentrum ebenfalls in Hafennähe eröffnet haben, ein weiteres baut eine Alibaba-Tochter aktuell bei Prag in Tschechien. Das hochautomatisierte tschechische Logistikzentrum soll auch den deutschen Markt bedienen. Ein weiteres existiert in London, wo auch das europäische Alibaba-Hauptquartier sitzt. Im Januar dieses Jahres hat Alibaba Gespräche mit Frankreichs Präsident Macron geführt und will offenbart dort auch zügig in Logistik investieren.
Dabei setzt Alibaba nicht nur auf Logistik nahe der Häfen: Entlang der sogenannten neuen Seidenstraße will Alibaba ebenfalls Depots und Hubs platzieren, um die Waren schneller und besser nach Europa zu bringen. Ein Logistikzentrum am Ende der neuen Seidenstraße in Großbritannien ist dabei ebenfalls in Planung.
In den FAQ des Logistikbereichs von Alibaba Logistics ist nachzulesen, dass der Konzern nach Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien und nach Großbritannien ausliefert. Neben Alibaba Logistics hat Alibaba aber noch weitere Logistikunternehmen wie 4PX oder seit kurzem auch mehrheitlich den chinesischen Logistik-Firmen-Verbund Cainiao. Letzteres eine Investition, die sich Jack Ma rund 800 Millionen US-Dollar kosten ließ.
Alibaba investiert Milliarden in Logistik
Jack Ma hatte schon 2017 angekündigt, mehr als 15 Milliarden in den Ausbau seines weltweiten Logistiknetzes zu stecken. Dabei wird er sich nicht auf die oben genannten Länder beschränken. Allerdings ist damit zu rechnen, dass diese Länder in Europa im Fokus liegen werden.
Alibaba, ursprünglich ein reiner B2B-Marktplatz, beliefert Händler und über Aliexpress auch Endkunden. Außerdem promotet der Marktplatz aktiv Dropshipping, unter anderem auch für europäische Händler, die chinesische Waren beispielsweise auf den gängigen Marktplätzen verkaufen. In China ist Alibaba mit Tochtergesellschaften wie Tmall auch auf dem B2C-Markt Marktführer.
Alibaba hat gegenüber der Wirtschaftswoche von 50.000 Paketen gesprochen und rechnet für 2018 mit rund 100.000 Paketen. Ob das Pakete an Händler sind, bei denen Alibaba als Lieferant dient, vielleicht auch Pakete an Endkunden als Dropshipper oder Pakete, die direkt an den Endkunden gehen – darüber lässt sich nur spekulieren. Sicher ist nur eines: Alibaba will in Europa mehr als nur deutschen Unternehmen ein Tor nach China zu öffnen.