
Alibaba-Mitgründer Jack Ma. (Foto: dpa)
Bereits seit Ende Oktober wurde Jack Ma, reichster Mann Chinas und Gründer des Onlineimperiums Alibaba, nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Auch sendete der sonst auf Twitter umtriebige Gründer seit dem 10. Oktober keine Tweets mehr. Zudem wurde Ma bei der Gründer-Show „Africas Business Heroes“ von einem auf den anderen Tag in der Jury ersetzt. Eine Erklärung hierfür gab es nicht, was insbesondere deshalb bemerkenswert ist, weil sich Ma noch wenige Tage davor via Twitter „auf das Finale gefreut“ hat.
Wie nachhaltig der erfolgreiche Unternehmer, der sich 2019 aus dem aktiven Geschäft zurückzog, bei der chinesischen Regierung in Ungnade gefallen ist, ist unklar – doch einiges deutet darauf hin, dass die Verwerfungen tiefer sind: Ma, der als Aushängeschild der chinesischen Wirtschaft gilt und mit seinem Alibaba-Konzern weltweit für Furore sorgt, hatte anlässlich eines Finanzforums in Shanghai erklärt, das chinesische Finanzsystem habe kein System und die strenge Regulatorik behindere den wirtschaftlichen Fortschritt. Infolgedessen soll sich im November laut einem Bericht des Wall Street Journal Präsident Xi Jinping dafür eingesetzt haben, dass der Börsengang der Ant Group vorerst nicht stattfindet.
Zudem leitete im Dezember die oberste Kartellbehörde ein Verfahren wegen „monopolistischer Praktiken“ gegen Alibaba ein. Der Ant-Gruppe hat die chinesische Regierung offenbar einen grundsätzlichen Umbau des Geschäfts verordnet – und der 56-jährige Ma muss regelmäßig bei der Regulierungsbehörde antreten.
Der gestürzte Vorzeigeunternehmer Jack Ma
Es wäre nicht der erste Fall, in dem Top-Manager oder Politiker durch die chinesische Parteipolizei versetzt worden sein sollen – doch es wäre ein sehr prominenter Fall. Denn Jack Ma ist nicht nur einer der erfolgreichsten Unternehmer, sondern genießt in China auch sowas wie Popstar-Status – eine Art Narrativ dafür, dass jeder es zu etwas bringen kann. Doch die Kritik am Reichtum des Multimilliardärs reißt derzeit in den Medien in China nicht ab, obwohl Alibaba zuletzt wieder anlässlich des Singles’ Day Verkaufsrekorde vermelden konnte und ein wichtiger Teil der chinesischen Digitalwirtschaft geworden ist.
Doch wenn Ma nicht wieder auftaucht und sich sein Verschwinden plausibel erklärt, dürfte das das Vertrauen westlicher Unternehmen in die wirtschaftliche Rechtssicherheit und Verbindlichkeit schädigen. Der Aktienkurs von Alibaba hat seit Oktober um rund ein Drittel nachgegeben, auch wegen der kartellrechtlichen Untersuchung.
Ich finde es für die Welt der Newsseiten, Startup-Szene etc. seltsam, dass Chinas Nr. 1 in dem Sektor mal eben ein Vierteljahr nicht mehr gesehen wird, bevor jemand darüber berichtet…
Das ist nicht korrekt. Vor 8 Wochen haben bereits kleinere Medien davon berichtet; es hat halt nur keinen (auch t3n) interessiert …