Der chinesische Onlinehändler Alibaba hat im Rahmen des Singles Day einen neuen Verkaufsrekord erzielt. Bei dem zwölften Global Shopping Festival wurde ein Bruttowarenvolumen von insgesamt 63,77 Milliarden Euro (498,2 Milliarden Chinesische Yuan) umgesetzt. Vergleichbar sind diese Zahlen allerdings nicht mit denen des Vorjahres: Damals hatte Alibaba alleine an einem Tag 34,47 Milliarden Euro umgesetzt, anders als sonst fand der chinesische Singles Day in diesem Jahr dagegen als elftägiges Event statt. Mitbewerber JD.com hatte das im vergangenen Jahr schon ähnlich ausgewiesen.
Gleichzeitig rührt das Unternehmen natürlich auch die Werbetrommel für den China-Handel. „Der diesjährige 11.11. zeigt die Chancen des chinesischen Verbrauchermarktes für Marken, Einzelhändler, kleine Unternehmen und Landwirte auf der ganzen Welt“, erklärt Michael Evans, Präsident der Alibaba Group. Klar ist in der Tat, dass Handelsunternehmen China als Markt nicht mehr ignorieren können, weswegen ja auch immer mehr Händler im Rahmen ihrer Internationalisierungsstrategie dort präsent sind.
Singles Day symptomatisch für den Boom im China-Handel
In der Tat sind einige Zahlen interessant und symptomatisch für die Stellung, die Alibaba und das hieran hängende Ökosystem haben. Laut Alibaba verkauften US-Marken im Rahmen des Singles Day insgesamt Waren im Wert von 5,4 Milliarden US-Dollar. Weitere Top-Länder waren (in alphabetischer Reihenfolge, genauere Auswertungen kommuniziert das Unternehmen nicht) Australien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Korea und Neuseeland.
Alibaba bot nach eigenen Angaben mit zwei Millionen Produkten mehr als doppelt so viele Waren auf seinen Plattformen an wie im Vorjahr. In der Spitze seien 583.000 Bestellungen pro Sekunde abgegeben worden. Auch andere chinesische Handelsplattformen rechneten am Mittwoch mit starken Verkäufen.
Wie erfolgreich das Shopping-Event, das insbesondere in diesem Jahr die Brücke zwischen dem Prime Day im Oktober und dem Black Friday und der dazugehörigen Schnäppchenwoche Cyberweek Ende November schlägt, für deutsche Händler war, lässt sich noch nicht sagen. Ein großes Handelsunternehmen erklärt auf Anfrage, man sei ebenfalls sehr zufrieden mit der Nachfrage, könne aber keine konkreten auf den Singles Day bezogenen Zahlen nennen. Direkte Vergleiche sind hier allerdings ohnehin wenig sinnvoll, da sowohl die Reichweite als auch der Zeitraum ein anderer ist.
Onlinehandel erwartet Engpässe in den kommenden Wochen
Insgesamt zeigt sich aber auch, dass in Deutschland die Preisschwankungen schon aus strategischen Gründen weniger krass ausfallen. Denn aufgrund des Fernabsatzrechts muss ein Händler befürchten, dass Kunden vermehrt von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen und einfach neu bestellen, wenn im Laufe des Monats immer preisaggressivere Angebote gefahren werden.
Dennoch ist eine solche Verlängerung des Weihnachtsgeschäfts hilfreich für den Handel und die Logistik, weil dadurch zumindest in der Theorie das Jahresendgeschäft im Onlinehandel wenigstens etwas entzerrt wird. Gerade im Corona-Jahr, in dem die Kunden noch zahlreicher als sonst auf den Onlinehandel setzen, kann das dem Handel nur recht sein. Fragt man allerdings Experten und Berater im Handelsumfeld, wird schnell deutlich, dass wir uns insbesondere dieses Jahr vor Weihnachten auf längere Paketlaufzeiten und Engpässe in der Lieferkette zum Kunden einstellen müssen.