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Allianz stellt N26-Anteile zum Verkauf – mit starker Abwertung

Die Investmenttochter der Allianz will ihre Anteile an der Neobank N26 verkaufen – und legt dabei eine dramatisch geschrumpfte Bewertung zugrunde. In den vergangenen zwei Jahren hat die Beteiligung zwei Drittel ihres Wertes verloren. Der Ausstieg wäre ein schlechtes Signal für das Berliner Fintech.

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Die N26-Gründer Valentin Stalf und Max Tayenthal. (Foto: N26)

Der Allianz-Konzern will seine Beteiligung an der Berliner Neobank N26 loswerden. Wie die Financial Times berichtet, sucht der Versicherer Käufer für seine Anteile, die bei rund fünf Prozent liegen sollen. Dabei peilt er einen Erlös von mehr als 150 Millionen US-Dollar (137 Millionen Euro) an.

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Die Bewertung von N26 würde bei diesem Verkaufspreis bei rund drei Milliarden US-Dollar liegen – und damit deutlich unter dem, was im Oktober 2021 noch Grundlage für die letzte Finanzierungsrunde war. Die Neobank hatte zuletzt rund 900 Millionen Dollar eingesammelt und wurde damals noch mit rund neun Milliarden Dollar bewertet.

Probleme mit der Aufsicht

Seitdem ist viel passiert. So hat die Finanzaufsichtsbehörde Bafin das Neukundengeschäft von N26 unter anderem wegen des schlechten Risikomanagements gedeckelt. Seit November 2021 darf die Bank in Europa maximal 50.000 Neukunden pro Monat aufnahmen. Gleichzeitig schickten die Aufseher der Neobank einen zweiten Sonderbeauftragten ins Haus, der die Abstellung der Mängel beaufsichtigt.

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Das Wachstum ist aufgrund dieses engen Korsetts beschränkt. Zuletzt ist N26 aber beispielsweise in den Kryptohandel eingestiegen und schaffte es im Jahr 2022, die Umsätze um rund 30 Prozent zu steigern. Die Neobank schreibt aber weiterhin rote Zahlen, auch wenn die Bruttoerträge zuletzt um 50 Prozent auf 182 Millionen Euro gestiegen sind.

Kritik an den Gründern

Allerdings gab es auch harsche Kritik am Führungsstil der Co-Gründer und Chefs Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal – und zwar vom eigenen Top-Management. In einer Brandmail an die beiden Gründer prangerten sie im Februar 2022 „eine Kultur der Angst und Schuldzuweisungen“ bei N26 an. Sechs damalige Mitglieder des „Extended Leadership Teams“ (ELT) berichteten über die „gestörte“ Beziehung der Gründer zum Rest der Führungsmannschaft. „Wir machen uns Sorgen, dass diese Probleme – wenn sie ungelöst bleiben – die Firma in eine Abwärtsspirale führen“, schrieben die Führungskräfte. Es herrsche eine Kultur der Angst, zu viel Mikromanagement und Frustration. „Das verhindert, dass N26 auf die nächste Entwicklungsstufe kommt“ und somit für einen Börsengang vorbereitet sei.

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Von N26 hieß es dazu, man habe erhebliche Investitionen in Governance und Führung getätigt. Im Interview mit dem Blog FinanceFWD wies Stalf darauf hin, dass die interne Feedback-E-Mail mehr als ein Jahr alt ist. „Wir wollen bei N26 eine sehr offene Kultur leben, und ich glaube daran, dass wir die haben“, sagte Stalf. Die Kritikpunkte nehme er sehr ernst.

Heute arbeitet allerdings die Hälfte der sechs Unterzeichner von damals nicht mehr für N26. So trat Risikovorstand Thomas Grosse im Frühjahr 2023 zurück, Nachfolger Jan Stechele hat vor Kurzem als Interimsmanager übernommen. Auch die ehemalige Personalchefin Eva Glanzer und Finanzvorstand Jan Kemper haben die Digitalbank schon verlassen, und auch Marketingchef Alexander Weber soll vor dem Ausstieg stehen. Für Kemper kam im Februar Arnd Schwierholz, zuvor unter anderem Finanzchef bei Flixbus, als neuer Finanzvorstand an Bord.

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Streit ums Kleingedruckte

Die Allianz ist seit 2018 über ihre Beteiligungsgesellschaft Allianz X an N26 beteiligt, beim Einstieg des Versicherers war die Neobank etwas weniger als eine Milliarde Dollar wert. Nach Berechnungen der FT würde sie bei einem erfolgreichen Verkauf der Anteile noch mit einem deutlichen Buchgewinn aus der Beteiligung aussteigen.

Als Grund für die deutlich geringere Bewertung von N26 soll Allianz X die Wachstumsbeschränkungen der Aufsichtsbehörde angeben. Das Manager Magazin berichtet zudem über Zoff zwischen anderen wichtigen Geldgebern und Co-CEO Stalf. Bei der Mega-Finanzierungsrunde im Herbst 2021, als die Probleme mit der Aufsicht schon bekannt waren, haben sich die Investoren demnach eine Absicherung ins Kleingedruckte schreiben lassen, sollten die Auflagen der Bafin auch in diesem Jahr noch gelten. Jetzt streiten beide Seiten angeblich darüber, ob diese Klausel greift und die Gründer den Geldgebern mehr Anteile überlassen müssen.

Gegenüber der FT wollte sich die Allianz nicht zu eventuellen Verkaufsabsichten äußern. N26 hat mitgeteilt, dass sie derzeit keine Kenntnis über einen Verkaufsprozess hätten und sich nicht zu Spekulationen über die Bewertungsfragen seitens der Investoren äußern.

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Dass der Versicherungskonzern mit seiner N26-Beteiligung unzufrieden ist, dürfte die Neobank aber nicht überraschen. Im vergangenen Jahr sagte Allianz-X-Chef Nazim Cetin in einem Interview mit dem Handelsblatt, die „Wachstumsschmerzen“ seien „nicht gut“ – war aber damals auch noch überzeugt, dass das Management die Probleme wieder in den Griff kriegen würde. Kommt es nun zum Ausstieg der Allianz, dürfte es für die N26-Gründer noch schwieriger werden, neue Investoren zu begeistern.

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