Alphabet hat jetzt mehr Cash als Apple
Aktuell hält Alphabet 117 Milliarden US-Dollar an finanziellen Ressourcen, Apple hingegen nur noch 102 Milliarden Dollar. Damit wird Apple nach langer Zeit an der Spitze der Unternehmen mit der größten Liquidität abgelöst. Ende 2017 hatte Apple noch Bargeld und marktgängige Wertpapiere mit einem Wert von 163 Milliarden Dollar besessen. Im selben Zeitraum wuchsen Alphabets finanzielle Reserven um etwa 20 Milliarden Dollar. Ein Großteil davon stammt vom Anzeigengeschäft auf Google und Youtube.
Große Reserven bringen nicht allein Vorteile mit sich. So können Investoren abgeschreckt werden, die sich höhere Aktiengewinne und Ausschüttungen erhoffen. Außerdem steht Alphabet samt Tochter Google wegen seiner Dominanz ohnehin schon unter Beobachtung der Kartellwächter, erst Ende Juni hatte die EU eine Rekord-Strafe gegen Google verhängt.
Nach langer Zeit ein neuer King of Cash
Die Financial Times berichtete am Mittwoch über die Hintergründe, die Alphabet zum neuen „King of Cash“ machen. Einmal ist da die starke Tendenz von Alphabet, große finanzielle Rücklagen aufzubauen und diese für die Erschließung neuer Geschäftsfelder einzusetzen, statt sie durch den Rückkauf von Aktien oder in Form von Dividenden den Aktionären zugute kommen zu lassen. So setzt Alphabet jenseits des Anzeigen-Geschäfts bei Google auf das Cloud-Computing, aber auch auf Smartphones, selbstfahrende Autos und Technologien fürs Smart Home. Einzelne Bereiche verschlingen aktuell allerdings mehr Geld, als sie an Gewinnen erzielen.
Alphabet hat 2017 13 Milliarden Dollar in Immobilien gesteckt, 2018 sogar 25 Milliarden Dollar für Immobilien ausgeben, um neue Büros und Rechenzentren einzurichten. Die Investition in Rechenzentren wird mit der wachsenden Cloud-Computing-Sparte und beim Aufbau einer Infastruktur für Künstlicher Intelligenz immer wichtiger.
Youssef Squali, Analyst bei der Investmentbank STRH, sagte der Financial Times, dass Investitionen in Künstliche Intelligenz bei Google und auch anderen großen Tech-Konzernen direkt zu höheren Umsätzen führten. Für die Wall Street seien die hohen Ausgaben in diesem Bereich in Ordnung.
Alphabet investierte viel weniger in den Aktienrückkauf als Apple
Außerdem haben Alphabet und Apple unterschiedlich auf die Steuerreform Ende 2017 reagiert. Teil der Reform war, dass Steuern für Geld anfiel, das Konzerne im Ausland parkten, auch konnten erzielte Gewinne zu einem reduzierten Steuersatz zurück in die USA überführt werden. Das war ein Anreiz für Apple und andere Tech-Konzerne, in den Rückkauf eigener Aktien zu investieren und Dividenden auszuzahlen. Apple wandte in den vergangenen 18 Monaten 122 Milliarden Dollar für diesen Bereich auf.
Alphabet hingegen hat bisher verhältnismäßig wenig in den Rückkauf von Aktien investiert und gleichzeitig neue Aktien an Mitarbeiter ausgegeben. Im Zuge des 2. Quartalsbericht, der vergangene Woche veröffentlicht wurde, hat Alphabet bekanntgegeben, dass es 25 Milliarden Dollar für den schrittweisen Rückkauf von Aktien einplant. Das ist deutlich mehr, als die 1,7 Milliarden Dollar pro Quartal, die die Financial Time als durchschnittliche Ausgabe für den Aktienrückkauf innerhalb der letzten knapp vier Jahre errechnet hat.
In Kombination mit dem insgesamt guten Quartalsbericht führte diese zu einem deutlichen Kursanstieg um 9 Prozentpunkte.
Im Moment ändern diese 25 Milliarden Dollar nicht viel an den großen Rücklagen. Alphabets Priorität liegt laut Finanzchefin Ruth Porat nach wie vor beim Wachstum der bestehenden Unternehmungen und bei Neuerwerbungen.
Doch viele Investoren setzen laut Financial Times darauf, dass die Aktienrückkäufe zunehmen. Dafür spreche, dass das Kerngeschäft, der Anzeigenmarkt, am reifen ist und dass Apple sich in Hinblick auf das iPhone in einer ähnlichen Lage befand, als es begann, sein Geld stärker zu verteilen. Ein weiterer Grund sein, dass Transaktionen im Unternehmensbereich – ein weiteres potentielles Feld für das angesparte Geld – in Zukunft vermutlich schwieriger würden.
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