Emmett Shear wird neuer Interims-CEO bei OpenAI. Das hat Ilya Sutskever, Mitgründer des Unternehmens, am Sonntagabend (Ortszeit) in einer Nachricht an die Mitarbeiter:innen bekannt gegeben.
Damit scheint Sam Altmans Rückkehr auf den Posten unwahrscheinlicher. Altman hatte OpenAI nur wenige Stunden vor Sutskevers Nachtricht als Gast – „zum ersten und letzten Mal“, wie er twitterte – einen Besuch abgestattet. Gerüchten zufolge soll die damalige Interims-CEO Mira Murati versucht haben, Altman als CEO zurückzugewinnen. Diese Gespräche sollen jedoch gescheitert sein. Bloomberg-Redakteurin Emily Chang twitterte, Altman sei „schockiert“.
Sam Altman und OpenAI – was bisher geschah
Überraschend hatte OpenAIs Vorstandsgremium Sam Altman am 17. November als CEO abgesetzt; in der Folge gab auch Mitgründer Greg Brockman seine Kündigung bekannt. Gerüchten zufolge soll das Gremium nicht mit Altmans Kommerzialisierungskurs für das Sprach-KI-Modell ChatGPT einverstanden gewesen sein.
Altmans Rausschmiss soll jedoch beim Großinvestor Microsoft und dessen CEO Satya Nadella alles andere als Begeisterung hervorgerufen haben. Schnell wurden Forderungen laut, Altman, Brockman und andere, die aus Loyalität gekündigt hatten, zurückzuholen – und so wohl auch so verhindern, dass sie, wie angekündigt, ein neues KI-Unternehmen gründen.
Zunächst war Mira Murati, bisherige CTO des Unternehmens, als Interims-Chefin bei OpenAI eingesetzt worden. Nachdem es ihr nun jedoch nicht gelungen war, Altman zur Rückkehr zu bewegen, muss auch sie gehen.
Wer ist Emmett Shear?
Der neue Interims-CEO, Emmett Shear, war bisher geschäftlich nicht mit OpenAI verbunden. 2006 hatte er gemeinsam mit Justin Kan, Michael Seibel und Kyle Vogt das Unternehmen gegründet, aus dem 2011 Twitch hervorgehen sollte. Bis März 2023 leitete Shear dort als CEO die Geschicke.
Warum die Wahl ausgerechnet auf ihn fiel, ist bisher nicht bekannt. Laut Bloomberg soll Shear das Gremium von sich überzeugt haben, weil er Bewusstsein zeigte für die existenzielle Bedrohung, die KI sein kann. Zudem sollen ihm seine Erfahrungen bei Twitch dabei helfen, ein großes Tech-Team zu leiten.
In einem Statement auf Twitter erklärte Shear selbst, die Rolle als Interims-CEO sei eine „einmalige Gelegenheit“. Er habe bereits mit dem Führungsgremium, einigen großen Investoren und Mitarbeiter:innen gesprochen; die Kommunikation rund um Sam Altmans Ausstieg sei „sehr schlecht“ gelaufen.
Zugleich stellte Shear einen Plan für die nächsten 30 Tage vor. Eine unabhängige Person soll demnach aufarbeiten, was geschehen ist und wie es dazu kommen konnte. Shear selbst will weitere Gespräche mit Beteiligten aller Ebenen führen, „eifrig mitschreiben“ und seine wichtigsten Takeaways teilen. Zudem will er das Management- und das Führungsteam neu aufstellen und zu einer „effektiven Kraft“ machen.
Shear schließt seine Nachricht mit der Versicherung, OpenAI habe Sam Altman nicht wegen eines Streits zum Thema Sicherheit von seinem Posten entfernt. Der Grund sei „etwas ganz anderes als das“. Die Kommerzialisierung der Sprach-KI werde auch vom Gremium unterstützt.
Dieser Artikel wurde um 10:43 Uhr um das Statement von Emmett Shear ergänzt.