Insgesamt will das Unternehmen damit in Deutschland aus den bestehenden 23.000 Stellen 28.000 machen. Wie genau sich das Verhältnis zwischen einfacheren Jobs in den Logistikzentren und besser dotierten Fach- und Führungsaufgaben in der Verwaltung des Online-Riesen aufteilt, lässt die Mitteilung offen. Zudem ist nicht bekannt, wie viele Stellenbesetzungen unterm Strich erfolgen. Denn insbesondere in den Logistikzentren ist die Fluktuation an Mitarbeitern vergleichsweise hoch, zumal es (je nach Lage) offenbar auch nicht leicht ist, geeignetes Personal überhaupt zu rekrutieren.
Das verwundert angesichts des aktuellen Booms im Onlinehandel wenig. Denn eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel e.V. (BEVH) hat ergeben, dass der E-Commerce inzwischen direkt oder indirekt über 1,2 Millionen Menschen beschäftigt.
Leichter dürfte es für Amazon in den letzten Monaten auch aus einem anderen Grund nicht geworden sein: Das Unternehmen steht trotz im Branchenvergleich nicht niedriger Gehälter aufgrund seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik. Erst in der vergangenen Woche tauchten erneut Vorwürfe auf, wonach Mitarbeitende nicht einmal Zeit für den nötigen Toilettengang hätten, sondern gezwungen seien, in Flaschen zu pinkeln. Das kommt eher zu Unzeiten angesichts der Infragestellung der Arbeitnehmervertretung durch Amazon an einzelnen US-Standorten.
Kritik an Arbeitsbedingungen auch in Deutschland
Auch in Deutschland reißt die Kritik von Arbeitnehmervertretern nicht ab – wenn auch auf deutlich anderer Ebene. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi versucht seit Jahren, Amazon dazu zu bewegen, bei der Honorierung der Mitarbeitenden den Tarifvertrag für den Einzelhandel durchzusetzen – was Amazon erwartungsgemäß etwas anders sieht und erklärt, man zahle im Verhältnis zu den anzusetzenden Logistiktarifen deutlich über Tarif. Doch Verdi will hier vor allem auch mitreden und bei den Arbeitsbedingungen mitgestalten.
So oder so schielt Amazon laut der Mitteilung vor allem auf Quereinsteiger, die durch die Pandemie ihren bisherigen Job verlieren könnten. Die rechnerischen Stundenlöhne in der Logistik liegen zu Beginn je nach Standort zwischen 11,30 und 12,70 Euro, zuzüglich Extras wie Gratis-Versicherungen, betrieblicher Altersversorgung, Boni und Mitarbeiteraktien.