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Amazon wehrt sich gegen verschärfte Wettbewerbsauflagen

Welche Macht hat Amazon im Online-Einzelhandel? Extrem viel, meint das Bundeskartellamt – und hat den Konzern unter verschärfte Wettbewerbsaufsicht gestellt. Doch Amazon akzeptiert die Entscheidung nicht, sodass sich nun zum ersten Mal der BGH damit befasst.

Quelle: dpa
2 Min.
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Amazon klagt am Bundesgerichtshof. (Foto: No-Mad / Shutterstock)

Amazon wehrt sich am Bundesgerichtshof (BGH) gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamts, den Onlineriesen härter in die Mangel zu nehmen. Der Kartellsenat in Karlsruhe verhandelt am Dienstag (11.30 Uhr) erstmals über eine Beschwerde gegen die Einstufung als Unternehmen mit „überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb“. Diese Entscheidung verschafft der Behörde mehr Möglichkeiten, bestimmte Verhaltensweisen zu untersagen. Wann ein Urteil gesprochen wird, ist unklar. (Az. KVB 56/22)

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Das Kartellamt bekam 2021 mehr Vollmachten bei Unternehmen mit marktübergreifendem Einfluss und kann ihnen Praktiken untersagen, die aus seiner Sicht den Wettbewerb gefährden. Das kann sich auch auf Märkte beziehen, auf denen die Unternehmen (noch) nicht marktbeherrschend sind. „Das ist ein bedeutender Unterschied zur bisherigen Missbrauchsaufsicht und erlaubt dem Bundeskartellamt, auch frühzeitig einzugreifen, um die Märkte offen zu halten, Innovationen zu fördern und die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen“, heißt es seitens der Behörde.

Amazon: Selbstbevorzugung untersagt

Untersagt werden können zum Beispiel Selbstbevorzugung, also die Bevorzugung von eigenen Angeboten gegenüber denen von Wettbewerbern, das Aufrollen neuer Märkte – wenn es darum geht, die eigene Marktstellung auf neuen Märkten etwa durch Bündelangebote schnell auszubauen -, sowie das Ausnutzen von Datenmacht.

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Während die Google-Mutter Alphabet und der Facebook-Konzern Meta eine entsprechende Einstufung akzeptierten, legten Amazon und Apple Klage ein. Eine Besonderheit ist, dass der BGH direkt über diese Beschwerden von Unternehmen entscheidet und nicht wie sonst zunächst in erster Instanz das Oberlandesgericht Düsseldorf. Das soll ermöglichen, dass finale gerichtliche Entscheidung früher vorliegen.

Im Fall von Amazon befand das Kartellamt im Juli 2022, der Konzern sei „zentraler Schlüsselspieler im Bereich des E-Commerce“. Seine Angebote unter anderem als Händler, Marktplatz, Streaming- und Cloud-Anbieter seien zu einem digitalen Ökosystem verbunden.

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Amazon sieht das anders. Ein Sprecher erklärte zu der Beschwerde: „Der Einzelhandelsmarkt, in dem Amazon tätig ist, ist sehr groß und ausgesprochen wettbewerbsintensiv, online wie offline.“ Amazon sei in erster Linie ein Einzelhändler, und der Gesamtanteil des E-Commerce am deutschen Einzelhandelsumsatz sei für das Jahr 2022 durch den Handelsverband Deutschland auf nur 13,4 Prozent geschätzt worden.

Amazon: 48,5 Milliarden Euro in 11 Jahren investiert

„Wir konkurrieren mit vielen etablierten, erfolgreichen deutschen und internationalen Unternehmen – und das gilt gleichermaßen für unsere Geschäfte in anderen Branchen“, teilte der Sprecher weiter mit. Amazon habe in Deutschland in den vergangenen elf Jahren 48,5 Milliarden Euro investiert, arbeite eng mit der lokalen Forschung zusammen und beschäftige mehr als 36.000 Menschen. Kleine und mittlere Unternehmen, die bei Amazon verkaufen, beschäftigten mehr als 160.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Deutschland.

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Schon vor der Gesetzesänderung hatte die Bonner Behörde damit begonnen, eine mögliche Einflussnahme Amazons auf Händlerpreise zu prüfen sowie mögliche Benachteiligungen von Marktplatzhändlern durch verschiedene Instrumente wie Vereinbarungen zwischen Amazon und Herstellern, die Dritthändler vom Verkauf von (Marken-)Produkten ausschließen könnten. Beide Verfahren wurden erweitert, nachdem das Kartellamt die marktübergreifenden Bedeutung festgestellt hatte.

Zum ersten Mal befasst sich nun der BGH mit der Modernisierung und Stärkung der wettbewerbsrechtlichen Missbrauchsaufsicht; das Apple-Verfahren ist anhängig, bei Microsoft wurde die Prüfung Ende März eingeleitet. Unter anderem wird es am Dienstag darum gehen, ob die Gesetzesänderung mit EU-Recht und der Verfassung konform geht.

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