Auch Amazon ist nicht unverwundbar: Shopping-Club Amazon Buy VIP wird geschlossen
Normalerweise berichten wir über Geschäftsfelder, die Amazon neu erschließt und Dinge, die der Onlinehändler eröffnet. Heute geht es dagegen um die Schließung des Shopping-Clubs Amazon Buy VIP, über den bereits in der vergangenen Woche Gerüchte aus verschiedenen Quellen auftauchten.
2010 hatte Amazon das spanische Startup Buy VIP übernommen
Angetreten war Amazon 2010 mit der Übernahme des Shopping-Clubs, den es seit 2008 in Spanien gab. Das erklärte Ziel war es, exklusive Marken, vor allem im Lifestyle- und Modebereich, zu günstigen Preisen und mit bis zu 70 Prozent Nachlass gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung an den Kunden zu bringen. Dazu bot Amazon Buy VIP Waren in den Kategorien Damen, Herren und Wohnen für jeweils drei bis fünf Tage zum Schnäppchenpreis an. Der Versand erfolgte mit etwas Verzögerung gesammelt. Für die Hersteller war das ein gutes Geschäft: Sie konnten die Waren der auslaufenden oder letzten Saison quasi hinter verschlossenen Türen verkaufen, ohne sie verramschen zu müssen.
Doch das ambitionierte Ziel hat Amazon offenbar nicht erreicht, auch wenn die Prime-Mitglieder bereits einige Stunden früher auf die neuen Angebote zugreifen konnten und so ein zusätzlicher Anreiz für die Prime-Mitgliedschaft bestand. Jetzt zieht das Unternehmen den Stecker und wird voraussichtlich zum 1. Juni den Betrieb von Buy VIP einstellen, wie das für gewöhnlich gut informierte Portal Wortfilter.de berichtet. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens gibt es hierzu nicht.
Abseits von Buy VIP: Die Geschäfte der Shopping-Clubs laufen gut
Das bedeutet allerdings nicht, dass das Geschäft mit den Luxus-Schnäppchen nicht funktionieren würde: Brands4Friends konnte in den letzten Jahren jeweils ein leichtes Umsatzplus verbuchen und bei Zalando Lounge beziffert Exciting Commerce das Umsatzplus speziell für die Lounge auf 28 Prozent.
Das ist auch wenig verwunderlich: Obwohl der Internethandel in den letzten Jahren vieles im Markt verändert hat, löste er doch nicht das Problem der Unternehmen mit den Abverkäufen und den kurzen Zeiten, in denen ein Produkt „in“ ist. Mehr noch: Gerade angesagte Brands und Luxusmarken stehen durch die Transparenz im Netz vor dem Problem, dass immer weniger Kunden bereit sind, zum regulären Preis zu kaufen.
Da ist es für die Marken erstrebenswert, wenn Shopping-Clubs quasi „hinter dem Vorhang“ und nur für registrierte Kunden die Produkte, die nicht der aktuellsten Kollektion angehören, zügig verkaufen. Das gehöre, so erklärt ein Branchenkenner unter der Hand, inzwischen wie selbstverständlich zum Produktlebenszyklus bei Mode und Lifestyle-Produkten. Wenn Amazon mit dem Konzept nicht erfolgreich war, ist das kein Beinbruch. Es zeigt lediglich, dass auch der Onlineriese nur mit Wasser kocht und von einer Trial-and-Error-Mentalität lebt.