Adieu, Amazon-Dash-Button, du Dinosaurier unter den Nachfülldiensten
In meiner Abstellkammer hängt ein einsames, kleines Plastikkästchen mit einem Knopf dran, ein Amazon-Dash-Button. Eine dünne Staubschicht ziert seine Oberseite. Er fristet sein Dasein zwischen anderen Auswüchsen des Abo-Commerce, die das Regal verstopfen: überzählige Deofläschchen, zu viele Kaffeepackungen und viel zu viel Seife. Ich nutze auch den Amazon-Abo-Dienst.
In der Nachttischschublade verrottet das gleiche Knöpfchen, das sich irgendwann einmal mit einem dumpfen Schlag von seiner ursprünglichen Position an einem kleinen Regal über dem Nachttisch löste und in der Bedeutungslosigkeit der Schublade verschwand. Der letzte Mohikaner trägt die Beschriftung „Caffé Vergnano“ und klebt an meiner Kaffee-Maschine. Dort wird er noch eine Weile kleben, bis die Kaffeemaschine den Kaffee endlich selbst bestellt. Dann stirbt auch er.
Der Amazon-Dash-Button war keine Lösung
Der Dash-Button erregte Aufsehen beim Start. Theoretisch war es eine spannende Idee, einfach einen Knopf im Haushalt zu platzieren, der wie von Zauberhand den Vorratsschrank auffüllt. Und das Ding war eigentlich besser als das Amazon-Sparabo, das in selbst gewählten Abständen stupide immer wieder Vorrat in Paketen ins Haus schleifte, egal, ob der Vorratsschrank noch voll war oder nicht. Praktisch folgte nach der Euphorie die erste Ernüchterung: Ich kann erstens nicht für jedes Bedarfsprodukt einen Knopf an die Wand kleben und zweitens denke ich nicht daran, rechtzeitig auf den Knopf zu drücken. Während mir das Sparabo also meine Vorratskammer mit Kaffee vollstellte, weil sich unser Kaffeeverbrauch von Monat zu Monat stark veränderte, war das Espresso-Pulver ständig leer, weil ich vergaß, auf den Knopf zu drücken.
Irgendwann vergaß ich dann, dass die Knöpfe überhaupt da waren. Bis auf den Knopf an der Kaffeemaschine, aber auch der entfiel mir manchmal. Das zeigt auch schon, wieso der Dash-Button sich nicht durchsetzen konnte – das theoretisch weniger gut zu steuernde Sparabo hingegen mittlerweile fest etabliert ist: Der Kunde muss daran denken, auf den Knopf zu drücken.
Und genau das will ich ja eigentlich nicht. Da ist das Abo bequemer, wenn auch nerviger, weil zumindest bei mir immer zu viel oder zu wenig geliefert wird.
Automatisierte IoT-Dienste wie Dash Replenishment oder Otto Ready sind die Zukunft
Die Übergangskrücken Dash-Buttons sind gescheitert, weil sie das nicht können, was die neuen Dienste, die direkt in Endgeräte integriert werden, tatsächlich können: nachbestellen, bevor ein Vorrat zur Neige geht – und die Belieferung stoppen, wenn genug da ist. Amazon hat mit dem Dash Replenishment einen proprietären Dienst geschaffen, der genau das macht. Und ist nicht der einzige Händler, der in dieser Richtung entwickelt.
Otto hat mit dem hauseigenen Startup Orderthis einen ähnlichen Dienst geschaffen, der aber für alle Home-Connect-Endgeräte zur Verfügung steht. Die zugrundeliegende Plattform kann immerhin sinnvollerweise auch von anderen Anbietern und Händlern integriert werden.
Da wir in einem Zeitalter leben, in dem Bequemlichkeit beim Kunden den wichtigsten Faktor darstellt, und das Konzept vom Bequemlichkeitsfaktor her nicht mehr zu verbessern ist – besser als automatisch und bedarfsgerecht nachbestellt geht nicht – wird sich dieses IoT-Modell der automatischen Beschaffung wohl als Abo-Modell der Zukunft durchsetzen. Und, nebenbei bemerkt, den Händler von so lästigen Dingen wie dem Preisvergleich des Kunden befreien.
Um diesen Grad der Automatisierung massentauglich zu machen, muss allerdings noch ein wenig am Mechanismus geschraubt werden. Der Preis gerät bei Alexa-Bestellungen in den USA manchmal außer Kontrolle, wenn ein Drittanbieter den Preis für einen Allerweltsartikel von fünf auf einmal auf 84 US-Dollar erhöht, wie noch oft in Bewertungen von Alexa-Geräten zu lesen ist.
Eine letzte Frage bleibt spannend: Wie wird es Amazon schaffen, das Dash Replenishment in jeden Aspekt des Alltags einzubringen? Bisher sind es ja eher Haushaltsgeräte, die das IoT-Modell umsetzen. Ja, es gibt den berühmt-berüchtigten Kühlschrank, der selbst nachbestellt, der außerhalb einer Messe noch nie in der freien Wildbahn gesehen wurde – aber selbst wenn der mal irgendwann kommt, bleiben noch die Aspekte des Alltags, die nicht von einem Elektrogerät erfasst werden.
Wir dürfen also gespannt sein, wie Amazon unseren Bedarf automatisieren wird, der nicht von einer Maschine gemeldet werden kann. Vermutlich mit einem Sortiment an Alexa-Regalen.
Dem Dash Button konnte ich auch nichts abgewinnen, schön ist anders und auf ein Produkt möchte ich mich auch nicht festlegen. Es bleibt spannend.