Geheimer Preis-Algorithmus: Amazon dementiert Vorwürfe

Amazon wirbt mit günstigen Preisen, wollte per Algorithmus aber ausloten, wie teuer ein Produkt sein darf. (Foto: Tada Images/Shutterstock)
Hauptsächlich geht es um den Umgang mit Drittanbietern auf der eigenen Plattform. Das Wall Street Journal (WSJ) berichtet aber auch von weiteren Methoden, die für Amazon zum Problem werden dürften.
Aus geschwärzten Passagen der Anklage geht hervor, dass Amazon einen Algorithmus mit dem Codenamen „Project Nessie“ im Einsatz hatte. Mit dessen Hilfe wollte das E-Commerce-Unternehmen herausfinden, wie weit sich die Preise anheben lassen. Das Ziel: Konkurrenten sollten bei der Preissteigerung möglichst mitgehen und die Produkte auf ihren Plattformen ebenfalls teurer anbieten.
Nach der Preiserhöhung auf der eigenen Plattform beobachtete Nessie entsprechend das Konkurrenzumfeld. Zogen die anderen Händler nicht mit, senkte der Algorithmus den Betrag für das Produkt wieder auf den ursprünglichen Preis.
Im Einsatz erwies sich Nessie laut Bericht als finanzieller Erfolg. Wie groß die Gewinnspannen ausfielen, ist offiziell zwar nicht bekannt (die entsprechenden Passagen in der Anklage sind geschwärzt), ein Informant verriet dem WSJ jedoch, dass Amazon mithilfe des Algorithmus mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz erwirtschaftet haben soll.
Mittlerweile liefert Nessie allerdings keine Finanzspritzen mehr. Schon 2019 soll Amazon den Algorithmus aus dem Verkehr gezogen haben. Das geht auf die Aussagen von dritten Personen zurück. Für die FTC ist der Algorithmus dennoch eines von mehreren Beispielen für Amazons Ausnutzung der Vormachtstellung.
Eine Amazon-Sprecherin dementiert nun diese Darstellung. Sie sagt: „Die Behauptungen der FTC stellen dieses Tool in grober Weise falsch dar. Project Nessie war ein Projekt mit einem simplen Zweck: Es sollte verhindern, dass unsere Preisanpassung zu ungewöhnlichen Ergebnissen führen, bei denen die Preise so niedrig werden, dass sie nicht mehr nachhaltig sind.” Voll umfänglich zufrieden war Amazon damit wohl nicht, denn die Sprecherin ergänzt: „Das Projekt lief ein paar Jahre lang für eine Untergruppe von Produkten, funktionierte aber nicht wie vorgesehen, so dass wir es vor einigen Jahren eingestellt haben.”
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