Amazon Go braucht mehr Mitarbeiter als ein normaler Supermarkt
Amazon Go, der Supermarkt, der die Kassenschlange abgeschafft hat – unter diesem Motto ist der rund 170 Quadratmeter große Prototyp der neuen Supermarkt-Kette von Amazon bekannt geworden. Kameras folgen dem Kunden und registrieren im Zusammenspiel mit Waagen und verschiedenen Sensoren jeden entnommenen Artikel. Und der Kunde läuft nach dem Einkauf einfach durch die Tür hinaus, ohne sich an einer Kasse anstellen zu müssen. Kassierer sind hier überflüssig, wie beispielsweise Chip und Bild bemerken. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn in Wirklichkeit braucht Amazon mehr Personal als ein klassischer Laden.
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Amazon Go, ein Convenience-Store
Beim Umfang von Sortiment und bei der Ladengröße dürfte Amazon Go mit der herkömmlichen Supermarkt-Kette Seven Eleven in den USA vergleichbar sein. Einen Seven Eleven steuert ein Kunde an, wenn er noch schnell einen Kaffee oder ein Sandwich am Morgen kaufen möchte – oder eine abgepackte Zwischenmahlzeit. So funktioniert das auch bei Amazon Go. Der kleine Supermarkt verkauft Snacks, Süßigkeiten, Sandwiches, abgepackte Mahlzeiten und Getränke. Waschmittel oder Vorratspackungen gibt es in der Kategorie „Convenience-Stores“ nicht, zu denen Seven Eleven und Amazon Go gezählt werden können.
Im ersten Schritt ist Amazon Go ein Konzept, das vor allem auf Kunden ausgerichtet ist, die Bequemlichkeit schätzen und in kleinen Mengen einkaufen. Das würde sich erst ändern, wenn Amazon sein Konzept auf die Filialen seiner Neuanschaffung Whole Foods anwenden sollte. Dass die Bio-Supermarktkette von Amazon irgendwann zum Supermarkt der Zukunft umgebaut werden wird, ist aber ein sehr wahrscheinliches Szenario.
Amazon Go benötigt mehr Mitarbeiter als ein herkömmlicher Convenience-Store
Während bei Ketten wie Seven Eleven die kleinen Filialen in einer Schicht von einem bis maximal drei Mitarbeitern besetzt werden, braucht Amazon eher sieben bis zehn Mitarbeiter. Bei einem Besuch in Seattle im November letzten Jahres hat t3n beobachtet, wieviele Mitarbeiter in dem damals noch nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Mini-Supermarkt arbeiten. So waren zu verschiedenen Tageszeiten in unterschiedlichen Schichte zu sehen: vier Mitarbeiter, die frisches Essen zubereiten für die Mitnahme-Gerichte und zwei Mitarbeiter, die Waren auffüllen sowie ein Mitarbeiter an der Personenschleuse.
Hinzu kommen die Mitarbeiter aus der Entwicklung, dem Backoffice und der technologischen Wartung. Auch hier ist zu vermuten, dass Amazons Personalbedarf größer ist, als der eines herkömmlichen Seven Eleven – auch wenn dieser spezielle Personalbedarf eher prozentual dem Stellenschlüssel einer solchen Filiale zugerechnet werden sollte. Wartungstechniker werden sich später sicher um mehrere Filialen gleichzeitig kümmern.
Ja, die Kassierer sind in diesem Supermarkt eingespart worden. Weniger Mitarbeiter sind deswegen trotzdem nicht im Einsatz, sondern sogar mehr. Das liegt im Falle von Amazon Go nicht nur an der technologischen Aufrüstung und dem benötigten Personal dafür, sondern vor allem am Konzept. Statt Plastikpackungen mit pappigen Sandwiches eines x-beliebigen Lieferanten zu verkaufen, werden alle Mitnahme-Mahlzeiten direkt frisch zubereitet. Das passt zur Zielgruppe und schafft Arbeitsplätze.
Dieselbe Chance muss der Einzelhandel im Zuge der Digitalisierung nutzen: Wegfallende Arbeitsplätze müssen ersetzt werden durch Jobs, die dem Kunden einen Mehrwert bei Produkt, Beratung und Service bieten. Und das sind machbare Veränderungen, im Gegensatz zu den oft gezogenen Vergleichen mit den neugeschaffenen digitalen Jobs, die vielleicht nicht für jeden Verkäufer erreichbar sind.