Wieso eröffnet jetzt erst der zweite Amazon-Go-Shop?
Die Expansion der Supermarktkette Amazon Go schreitet nur langsam voran. Hier der erste von zwei Stores in Seattle. (Foto: picture alliance / AP Images)
Amazon hat in Seattle rund sieben Monate nach dem öffentlichen Start der ersten Filiale einen weiteren Mini-Supermarkt eröffnet. In der Zwischenzeit hat Alibaba seinen 21. Hema-Hightech-Supermarkt eröffnet und will auf insgesamt 60 Märkte expandieren.
Neben Seattle plant Amazon in nächster Zeit weitere Amazon-Go-Filialen in Chicago und San Francisco, für diese Standorte sind schon Mitarbeiterausschreibungen zu finden. Nicht mehr ausgeschrieben sind Stellen für Immobilienmanager, die sich um die Standortsuche kümmern sollen. Diese Stellen scheinen besetzt worden zu sein. Wie sich das auf den weiteren Rollout der Supermarktkette auswirkt, ist unklar. Denn Amazon macht wenig Anstalten, eine schnelle Expansion einzuleiten. Viele der momentan knapp 140 ausgeschriebenen Stellen sind zudem für Software-Entwickler, die mit der Weiterentwicklung des kassenlosen Systems beschäftigt sein werden.
Der zweite Amazon-Go-Store ist knapp 40 Quadratmeter kleiner als der erste, größtenteils weil die Showküche für die frisch zubereiteten Sandwiches und Snacks ausgelagert wurde – die produziert Amazon anscheinend an einem separaten Ort. Darüber hinaus verkauft Amazon in der zweiten Filiale kein Bier und keinen Wein sowie kaum Basis-Lebensmittel, sondern eher Snacks und fertig zubereitete Mahlzeiten. Mit Ausnahme der fertig zusammengeschnürten Meal-Kits, 30-Minuten-Koch-Mahlzeiten samt Rezept. Wie Techcrunch berichtet, begründet Amazon diese verringerte Ausstattung und die zwei Stunden kürzeren Öffnungszeiten damit, dass sich das Angebot in dem kleinen Supermarkt vorrangig an Büroangestellte richtet, die in der Umgebung arbeiten.
Die erste Möglichkeit, wieso die Expansion langsam vorangeht: Es dauert länger als ursprünglich gedacht, die personelle und materielle Pipeline für den Rollout vorzubereiten. Amazon sammelt hier schließlich gerade erst Erfahrungen über die Einrichtung von Läden und Prozessen im stationären Handel.
Eventuell sind auch noch nicht genügend Daten vorhanden, um eine Blaupause für eine Expansion anzulegen. Amazons Vorgehensweise bei der Einführung neuer Dienste ist immer wieder gleich. Es wird in den USA ein neuer Dienst erprobt, der solange optimiert und weiterentwickelt wird, bis die Prozesse dieses Dienstes als Blaupause für die Expansion in andere Märkte dienen kann. Allem Anschein nach hat Amazon Go noch nicht ganz den Status einer fertigen Blaupause erreicht.
Eine weitere mögliche Erklärung wäre ein strategisches Umdenken bei der geplanten Expansion. Vielleicht nutzt Amazon die bisherigen Amazon-Go-Filialen zusätzlich als Testobjekt, um erst zusammen mit Whole Foods größer auszurollen. Oder alle Erklärungsversuche treffen teilweise zu: Die Blaupause ist noch nicht vollständig und soll noch auf eine Expansion in größere Supermärkte ausgeweitet werden.
Alles in allem zeigen diverse asiatische Konzepte, dass Alibaba, JD und andere Amazon auf den Fersen sind. Auch wenn die Checkout-Prozesse in den dortigen Filialen noch nicht ganz vergleichbar mit Amazon Go sind. Da die Technologie dort aber auch zur Lizenzierung zur Verfügung steht, könnten andere Retailer Amazon den Vorreiterstatus abspenstig machen. Hier hat Amazon nicht den Luxus, alleine im dunklen Kämmerlein zu entwickeln, um dann einen Überraschungscoup zu landen. Das sonst so schnelle Unternehmen muss hier ausnahmsweise mal einen Zahn zulegen.
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